Ich war nur kurz bei Paul
Gute, hatte sich während seiner Abwesenheit liebevoll um seine Pflanzen gekümmert; keine einzige fehlte oder war vertrocknet. Frau Hoffmann, saß zu seiner Linken. Der Hund hockte erwartungsvoll neben ihr, wusste instinktiv richtig einzuschätzen, von wem er wohl die dicksten Brocken ernten konnte. Und richtig - Frau Hoffmann machte das sehr geschickt, schob einen Käsehappen nach dem anderen unauffällig unter ihrem Arm hindurch und Karlchen, der mit allen Wassern Gewaschene, verzehrte die Delikatessen ohne ein einziges verdächtiges Schmatzen hören zu lassen.
Zu seiner Rechten saß Ralf, der ihn von Zeit zu Zeit verstohlen musterte. Frau Hoffmann erstattete gerade Bericht über Karlchens vorbildliches Verhalten und betonte dabei mehrfach, was für ein liebes Kerlchen er doch sei und dass ihr die Spaziergänge mit ihm sehr, sehr gut getan hätten. Soviel sei sie lange nicht mehr an der frischen Luft gewesen. Sie hatte sich die Hunde-Spaziergänge mit Ralf geteilt. Ralf war abends mit Karl eine Runde gegangen, während Frau Hoffmann die Morgen- und die Mittagsrunde mit ihm gedreht hatte.
Untergebracht war er die ganze Zeit über bei ihr, denn es wäre ja Sünde gewesen, wenn das arme Tier so lange Zeit allein hätte verbringen müssen, während Ralf und seine Mutter zur Arbeit, beziehungsweise zur Schule waren. Dann aber, als Frau Hoffmann endete, senkte sich erwartungsvolles Schweigen über die kleine Runde.
»So, Herr Schmitt! Jetzt sind Sie aber dran, uns zu berichten, was Ihnen geschehen ist. Wir können es kaum erwarten, alles zu erfahren.« Herr Heise richtete diese Bitte an ihn.
Paul tupfte sich mit der Serviette den Mund, dann lehnte er sich zurück, schaute von einem zum anderen und begann: »Tja, wo soll ich da anfangen? So eine verrückte Geschichte!« Er schüttelte den Kopf. »Es fing damit an, dass ich, zwei Tage vor meinem Abflug nach London, von meiner Lübecker Galeristin ein ominöses Paket erhielt, zusammen mit einem Brief, in dem sie mich bat, das Päckchen mit nach London zu nehmen. Es sei für den Leiter des Auktionshauses bestimmt und enthielte wichtige Testate. Damit ich keine Umstände damit hätte, würde ein Bote die Sendung aus meinem Hotel abholen. So weit so gut. Ich dachte mir nichts dabei. Als ich dann in Stanstad eintraf, hatte ich das Gefühl, als würde ich von den Polizeibeamten bereits erwartet. Jemand musste ihnen einen Tipp gegeben haben, denn sie filzten mich ganz gezielt und einer der Spürhunde schlug an, als er die Schnauze an besagtes Paket hielt. Es wurde in meinem Beisein geöffnet und siehe da, es befanden sich keine Testate darin, sondern sonderbarerweise mehrere Pakete mit Würfelzucker. Weil der Hund weiterhin verrückt spielte, wurden auch diese geöffnet. In einem fand sich eine kleine Menge Rauschgift, genauer gesagt: Kokain! Ich wusste mir darauf keinen Reim zu machen, war sprachlos. Da ich auch den Brief meiner Galeristin nicht dabei hatte, nahm man mich in Untersuchungshaft. Meine Galeristin, die dann drei Tage nach mir eintraf, wurde ebenfalls von den Beamten in Empfang genommen und intensiv zu dem Vorgang befragt. Es war alles sehr, sehr unangenehm und peinlich. Sie stritt ab, etwas mit dem Paket zu tun zu haben. Sie wurde richtig ärgerlich und unterstellte mir, dass ich ihr etwas anhängen wollte. Es gab böse Worte, ich verstand die Welt nicht mehr. Auf Anraten der Polizei nahm ich mir einen Londoner Anwalt. Die deutschen Behörden wurden um Amtshilfe ersucht. Ich denke, von da an haben Sie die Sache ja hier vor Ort mitbekommen. Gottseidank wurde der fehlende Brief gefunden. Ich konnte mich nämlich partout nicht mehr erinnern, ob ich den Papierkorb vor meiner Abeise in den Müllcontainer entleert hatte oder nicht. Während der Untersuchungshaft hatte ich ja reichlich Zeit zum Nachdenken. Dabei ließen mich zwei Eigentümlichkeiten stutzig werden. Erstens, so fragte ich mich: Warum war nur sowenig Kokain im Päckchen, dass es gerade die erlaubte Mindestmenge für den so genannten Eigenbedarf überschritt , und zweitens: Warum bestand der Rest des Paketes aus Würfelzucker? Und dann kam mir schlagartig die Erleuchtung: Maik Luckner, der Sohn der Galeristin, mit dem wir doch schon vor einem Jahr Ärger gehabt hatten, nicht wahr, Ralf? Erinnerst du dich an unsere Würfelzucker-Aktion mit deren Mofatanks?«
Ralf nickte heftig. »Wie könnt ich das vergessen? Oh Mann, das glaubt uns keiner!«
»Ja, was es damit auf sich
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