Ich war nur kurz bei Paul
um auch mit solchen Situationen umgehen zu können. Außerdem hatte ich doch Paul, der mir beistand. So etwas ist nun einmal Männersache!«
Frank legte seine warme Hand auf die von Yvonne und seine Knöchel zeichneten sich hell ab, als er sie ganz fest drückte und zur Erleichterung aller verkündete:
»Ich habe von der Polizei erfahren, dass Maik von seinen Eltern bereits auf ein für seine Strenge berüchtigtes englisches Internat geschickt worden ist, wo er keinerlei Chancen mehr hat, weiterhin andere zu drangsalieren. Vor dem dürften wir endgültig Ruhe haben!«
»Pah, von dem hätten wir ohnehin nichts mehr zu befürchten! Ohne seine Helfer ist er nichts - ganz klein mit Hut! Julius und ich haben einen superguten Plan ausgeheckt, wie wir Maik mal selber erfahren lassen, was er anderen angetan hat.« Bei dem Gedanken daran huschte ein breites Grinsen über Ralfs Gesicht. »Ein Zufall brachte Julius auf diesen Einfall. Julius ist nämlich ein echtes Technikgenie, müsst ihr wissen. Wir wollten...«
Frank hob die Hand und fiel ihm rasch ins Wort: »Halt, halt, halt! Ich glaube, es ist besser, wenn du das Herrn Schmitt und mir mal bei Gelegenheit erklärst, was ihr euch da ausgedacht hattet, aber das verschieben wir wohl besser auf später!« Frank zwinkerte Paul feixend zu, denn er ahnte wohl, dass es für Yvonnes Nerven besser sei, nichts von dieser Geschichte zu erfahren.
»Ich bin mir sicher, dass dieses Internat für Maik einerseits eine Strafe, andererseits aber auch eine letzte Chance sein wird, zur Einsicht zu kommen.«
»Hm«, meinte Ralf nicht ganz überzeugt, »man hört ja, dass die Regeln und Gebräuche in englischen Internaten teilweise sehr hart sein sollen, ich gönne es Maik jedenfalls von ganzem Herzen, wenn endlich auch einmal er in der Rolle des Schwächeren ist!«
Paul lehnte sich sinnend zurück. Er fühlte Ralfs warme Hand auf seiner und, als hätte Karlchen die Rührseligkeit seines Chefs gespürt, saß er plötzlich zwischen ihm und dem Jungen auf der Küchenbank, wie damals im Buswartehäuschen. Nachdem er sich drängelnd Platz geschaffen hatte, legte er zufrieden grunzend seinen kleinen Kopf auf Ralfs Schoß und schloss genießerisch die Augen...
ζ ζ ζ
Der Plan:
Ralf und Julius schleichen durch die hereinbrechende Nacht. Wieder und wieder sind sie ihren Plan im Geiste durchgegangen. Es konnte nichts schief gehen, und am Ende würden sie über Maik Luckner, der sich noch heute zum Volltrottel machen würde, triumphieren.
Auf diese geile Idee war Julius gekommen. Sie hatten gemeinsam überlegt, wie sie Maik ein für alle mal in Schach halten konnten... Nun würden sie gleich bei der verabredeten Stelle ankommen.
Da vorn steht schon Maiks Maschine, allein, an ein Verkehrsschild angeschlossen. Über ihnen, im fast dunklen Nachthimmel Lübecks, ragt der gewaltige Turm von St. Petri. Die Aussichtsplattform würde noch genau zehn Minuten geöffnet sein. Sie müssen sich beeilen.
Sie haben Maik hierher gelockt, indem sie genau seine Methode, die er mit Paul praktiziert hatte, anwenden. Sie schreiben einen Brief an Maik Luckner. Dabei kommt ihnen der Tatsache zu Hilfe, dass Maiks Internat die Sommerferien erst einige Tage später beendet, weil es in einem anderen Bundesland liegt.
In den Umschlag stecken sie einen computerbedruckten DIN A4-Bogen, auf dem Folgendes zu lesen ist:
Maik Luckner,
du steckst in Schwierigkeiten, ernsthaften Schwierigkeiten! Wenn du nicht präzise unsere Anweisungen befolgst, lassen wir dich bei der Polizei hoch gehen! Was wir gegen dich in der Hand haben, dürfte ausreichen, dich ein wenig länger hinter Gittern zu sehen, als dir lieb sein dürfte.
Warte am Donnerstag auf der Aussichtsplattform der St. Petri-Kirche auf unsere Nachricht. Sie wird dich um genau zwanzig Uhr achtundfünfzig erreichen. Wenn der letzte Besucher die Plattform verlassen hat, findest du sie in dem Papierkorb gegenüber der Lifttür. Befolge genau, was darin steht. Nicht früher und nicht später! Das ist wichtig!
Den roten Umschlag geben sie am Dienstag bei der Post auf. Zwei Tage später kleben sie bereits am Nachmittag, während sich noch viele Touristen auf der Plattform aufhalten, einen weiteren roten Umschlag von unten in den Papierkorbdeckel. Sie fahren danach wieder zu Julius nach Hause und malen sich dort in plastischen Bildern das Gelingen ihres
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