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Ich war nur kurz bei Paul

Ich war nur kurz bei Paul

Titel: Ich war nur kurz bei Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herfried Loose
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unverhofft auch noch der Scheidungstermin hinein. Yvonne Jensen war völlig baff, als sie nach nur zwanzig Minuten Verhandlung, zusammen mit ihrem nun Ex-Ehemann , als Geschiedene das Gericht verließ. Das Sorgerecht für die beiden Kinder war auf sie beide gemeinschaftlich übertragen worden. Die Vermögensverhältnisse aufzuteilen, bereitete dem Gericht keine Schwierigkeiten, denn bereits vor dem Scheidungstermin war der Verkauf des gemeinsamen Hauses in Silberstedt unter Dach und Fach, und das Geld lag nunmehr auf einem Notar-Anderkonto zur Überweisung bereit. Gute Nachrichten also!
       Yvonne Jensen trank nach der Verhandlung mit ihrem Ex im gegenüberliegenden Lokal, das sinnigerweise Zur letzten Instanz hieß, noch einen Abschieds-Kaffee. Dabei erfuhr sie von ihm, dass er das Haus bereits geräumt hatte und in eine Wohnung nach Geesthacht umgezogen war. Er überreichte ihr seine Visitenkarte mit der neuen Adresse und der neuen Telefonnummer und räumte missmutig ein, dass Barbara nicht zu ihm zurückgekehrt war. Nach seiner Aussage, lebte er zurzeit allein. Er machte auf Yvonne den Eindruck eines Mannes, der keineswegs mit sich im Reinen war. Aber das sollte ihr egal sein. Er hatte seine Wahl getroffen und musste nun mit den Konsequenzen allein fertig werden. 
       Die Kinder hatten seit einem Jahr schon keinen Kontakt mehr mit ihm; Yvonne hoffte für Nadine und Ralf, dass sich das künftig wieder einrenken würde. Bevor sie sich verabschiedeten, bat Yvonne ihren Ex , doch künftig ein wenig mehr Interesse an den Kindern zu zeigen und forderte ihn auf, aus eigenem Antrieb auf sie zuzugehen. Sie vergewisserte sich, dass er die aktuellen Handy-Nummern der Kinder hatte und wusste doch gleichzeitig, dass er dieser Bitte wohl nicht nachkommen würde.
       Dieser Mann tat ihr eigentlich nur noch leid - war er doch in seinem egozentrischen Kreisen um sich selbst rettungslos gefangen. Beim Auseinandergehen gaben sie sich förmlich die Hand, fast wie Fremde, und wünschten sich gegenseitig alles Gute.  
     

Kapitel 23
 
     
    Ralf begriff erst spät, dass etwas nicht stimmte. Wegen der Ereignisse um Paul, hatte er es versäumt, sich am letzten Ferientag bei Lea zurückzumelden. Er hatte es einfach vergessen. Als es ihm dann spätabends noch einfiel, verschob er es auf den nächsten Schultag.
       Er hatte ihr sowieso viel zu berichten, wollte ihr natürlich von seinen Abenteuern in Norwegen erzählen und nahm sich außerdem vor, ihr nun auch die Geschichte von Paul anzuvertrauen, doch es kam anders:
       Lea würdigte ihn am Morgen des ersten Schultages keines Blickes. Als er in der ersten Wiedersehensfreude auf sie zustürmte, um sie zu umarmen, wies sie ihn kühl ab. »Bleib mir vom Leib, Ralf Jensen! Lass mich in Ruh, hörst du!« Sichtlich aufgebracht, schleuderte sie ihm die Worte ins Gesicht; einige der Mitschülerinnen grinsten hämisch, als sie die kleine Szene mitbekamen.
       Durch ihre unerwartete Reaktion brüskiert, wusste Ralf nicht, was er sagen sollte und wandte sich fassungslos ab. Meine Güte, das ging ja gut los! Nur weil er sich gestern nicht gemeldet hatte - sie hatte ja keine Ahnung, welche Ereignisse ihn davon abgehalten hatten. Naja, er würde mit ihr am Nachmittag auf dem Reiterhof sprechen, da würden sie ungestörter sein als hier in der Schule.
     
    Als er sie am Nachmittag dort treffen wollte, war sie nicht da. Okay, fuhr er eben zu ihr nach Hause . Auf sein Klingeln hin öffnete Leas Mutter die Tür. Sie ließ ihn abblitzen: »Lea will dich nicht sehen! Du wüsstest schon, warum!, hat sie gesagt. Tut mir Leid, Ralf, aber ich darf dich nicht zu ihr lassen. Sie will auch, dass du sie in der Schule und auf dem Reiterhof künftig in Ruhe lässt!« Der Tonfall ihrer Mutter klang nicht gerade mitfühlend. »Tja, Ralf. So was, kommt von so was! Da hättest du vorher drüber nachdenken sollen!«
       »Aber, aber ich weiß doch überhaupt nicht, was ich gemacht haben soll! Ich konnte mich gestern nicht bei ihr zurückmelden, weil bei mir wahninnige Dinge passiert sind, die ich Lea erzählen muss. Ich muss zu ihr!«
       »Nein! Lea besteht darauf, dass ich dich nicht zu ihr lasse und nebenbei bemerkt, ich kann sie vollkommen verstehen. Ich hätte das von dir ebenfalls nicht gedacht! Guten Tag!« Sie machte, verständnislos den Kopf schüttelnd, die Tür vor seiner Nase zu.
       Mittlerweile dämmerte ihm, dass die Sache doch andere Dimensionen haben musste. Aber welche? Er war sich

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