Ich war nur kurz bei Paul
Ausweiskontrolle deutsche Polizeibeamte auf ihn warteten. Die Engländer hatten gesagt, er sei frei - seine Unschuld sei nunmehr bewiesen und die höflichen Briten hatten sich bei ihm für die Unannehmlichkeiten, die sie ihm bereitet hatten, in aller Form entschuldigt. Manieren hatten die Engländer ja, das musste man ihnen lassen!
Die Ausweiskontrolle ging jedoch ohne Komplikationen zügig über die Bühne. Endlich durch die Absperrung gelangt, gewahrte Paul das kleine Empfangs-Komitee, das ihn erwartete: Ralf stand da mit leuchtenden Augen und einem Grinsen, das fast von Ohr zu Ohr reichte. Auf seinem Arm trug er Karlchen, neben ihm standen eine Frau und ein hagerer Mann (doch hoffentlich keine Polizei?). Alle schienen sich zu freuen.
Ralf löste sich aus der Gruppe und rannte ihm entgegen. »Paul! Paul!«, schrie er und schon lagen sie sich in den Armen. Zwischen ihnen zappelte Karlchen, der es immer wieder schaffte, mit seiner kalten Schnauze zwischen die Gesichter der sich Begrüßenden zu fahren, bis endlich auch er an die Reihe kam: Paul nahm ihn auf seinen Arm und nun quietschte der kleine Bursche in schrillen Tönen. Andere Reisende blickten, wegen der ungewöhnlichen Hundelaute erst irritiert, dann verstehend zu ihnen herüber.
Das Paar im Hintergrund blieb zunächst abwartend stehen und sah der rührenden Szene lächelnd zu.
»Komm, Paul! Das da sind meine Mutter und Frank, ich meine natürlich Herr Heise. Er war es, der dich aus dem Gefängnis gerettet hat!« Mit Karlchen im Arm - Ralf trug die Reisetasche - ging Paul auf die ihm fremden Menschen zu und stellte sich vor: »Ich bin Paul Schmitt, Ralfs großväterlicher Freund, und Sie, müssen seine Mutter sein, wenn ich nicht irre?« Sie reichte ihm die Hand.
»Ja, ganz richtig, Herr Schmitt. Ich bin Yvonne Jensen. Nach Ralfs Beschreibung hatte ich Sie mir nur ein wenig anders vorgestellt, das muss ich zugeben.« Sie drückten einander herzlich die Hände. Paul sah fragend zu Ralf. Der rang mit sich um eine erhellende Antwort.
»Meine Mutter hört häufig nur halb zu, musst du wissen! Wenn sie mich fragte, wo ich gewesen sei, dann habe ich immer klar und deutlich gesagt, dass ich bei meinem alten Freund Paul war . Kann ich doch nichts dafür, wenn sie dann einen Klassenkameraden erwartet, oder?«
»Na, das war ja mal eine Super-Erklärung!«, mischte sich jetzt ihr Begleiter ein. »Ich bin Frank Heise und mit Ralfs Mutter eng befreundet. Schön, dass Sie da sind, Herr Schmitt. Hatten Sie einen guten Flug?«
»Den besten meines Lebens! Besser geht's gar nicht! Was bin ich froh, endlich wieder heimatlichen Boden unter den Füßen zu spüren!«
»Na, dann wollen wir mal los! Zuhause wartet eine weitere Überraschung auf Sie. Wir bringen Sie zu Ihrer Wohnung.«
»Ich kann mir doch ein Taxi nehmen, möcht Ihnen ungern weitere Umstände machen!«, protestierte Paul vergeblich.
»Na, soweit kommt's noch!« Ralfs Mutter hakte sich bei ihm unter, an der anderen Seite hielt ihn Ralf bei der Hand. Karlchen trottete mit straff gespannter Leine und rotierendem Propeller-Schwanz voran. Herr Heise trug die Reisetasche mit einer Mühelosigkeit, als ob sie Luft enthielte. Draußen vor dem Gebäude wartete ihr Jeep. Sie fuhren heim zu Paul, und keine zehn Minuten später trafen sie dort ein.
Über der Eingangstür hing eine Girlande mit einem Pappschild Willkommen zu Hause! Sie schritten im Gänsemarsch die Stufen hinauf, mehrere Wohnungstüren öffneten sich und Nachbarn nickten ihnen freundlich zu. Paul wurde es recht warm ums Herz. Und oben harrte noch eine Überraschung? Die Ateliertür stand offen, sie traten ein und fanden einen von Frau Steinhaus und Frau Hoffmann festlich gedeckten Tisch mit einem reichhaltigen zweiten Frühstück vor. Paul begrüßte die beiden Damen, dann nahmen alle ihre Plätze ein.
Paul war unendlich erleichtert darüber, wieder zuhause in seinem Atelier zu sein. Der herzliche Empfang rührte ihn. Während er sein gekochtes Ei entblätterte, sah er unauffällig zu Ralfs Mutter und ihrem neuen Freund. Gelöst sah sie aus - und glücklich! Dieser Frank Heise neben ihr machte ebenfalls einen sehr sympathischen und selbstbewussten Eindruck, ohne dabei dominant zu wirken. Vergnügt nahm Paul jede liebevolle Geste der beiden aus den Augenwinkeln wahr, er sah, wie beflissen Frank sich darum sorgte, dass es Yvonne an nichts fehlte. Sehr gut!
Frau Steinhaus, die
Weitere Kostenlose Bücher