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Ich war nur kurz bei Paul

Ich war nur kurz bei Paul

Titel: Ich war nur kurz bei Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herfried Loose
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noch nicht richtig verstehen kannst. Später wird dir einmal klar sein, warum es sich lohnt, darum zu kämpfen.« Als Ralf auf Pauls Worte zunächst keine Reaktion zeigte, ließ Paul nicht locker, schaute ihm eindringlich in die Augen und forderte durch ermunterndes Schütteln an seiner Schulter die ausstehende Zustimmung und Bereitschaft energisch ein. »Na, wirst du mir diesen Gefallen tun, Ralf?«
       »Na, gut!«, hatte Ralf schließlich geantwortet und genickt. Erst dann zeigte sich Paul zufrieden. Bei der Verabschiedung war er mit Karlchen auf dem Arm mit hinunter und vor die Tür gekommen. Sie hatten sich noch einmal gedrückt. »Passt gut auf euch auf! In vier Wochen bin ich zurück und komme euch sofort besuchen!« Dann war Ralf in wilder Fahrt zur Tordurchfahrt hinaus geradelt. Auf in die Sommerferien!
       Lucies Kopf rutschte von seinem Arm, das riss ihn aus seinen Gedanken. Sanft drückte er den Kopf der kleinen Plaudertasche zurück an ihren Platz. Lucie brabbelte undeutlich etwas, blieb jedoch im Reich der Träume. Barbara reichte ihm eine Tüte Bonbons über die Schulter zu. Ralf bediente sich, gab die Tüte an Nadine weiter, die ohne aufzusehen, automatisch hinein griff. Die immer mit ihren Zeitschriften!
     

Kapitel 15
     
    Das Haus lag günstig, nur knappe fünfhundert Meter von der Nordsee entfernt, inmitten einer großen Ferienhaus-Siedlung. Die Feriengäste schienen ausnahmslos aus Deutschland zu kommen. Im Supermarkt, am Eingang des Feriengeländes, waren die Produkte auf Deutsch ausgezeichnet. Eigentlich merkte man überhaupt nicht, dass man nicht in Deutschland war.
       Es war an alles gedacht: Kinderspielplatz, Jugendtreff, Tischfußballgeräte, Fahrradverleih, Angel- und Strandzubehör-Shop und einen Friseur gab es auf dem Gelände. Am Strand waren sogar ein Jollenverleih und eine Surfschule zu finden. 
       Jede Menge Kinder und Jugendliche aller Altersgruppen trieben sich herum; die Luft war erfüllt von Kreischen, Stimmen, Urlaubslärm. Die Grundstücke der Häuser waren nicht durch Zäune voneinander abgegrenzt, sondern lediglich durch vereinzelte Strauchgruppen.
       Ralf gefiel es. Er fand es prima lebendig - Langeweile schien hier nicht aufzukommen. Lucie fand rasch Anschluss an eine Gruppe gleichaltriger, Nadine freundete sich mit einem Mädchen aus dem Nachbarhaus an. Die Familie kam aus Hamburg.
       Gefrühstückt wurde morgens gemeinsam, was Ralf gut gefiel. Auch Barbara hatte ihren Anteil am guten Auftakt, sie kommandierte nicht herum, sondern gab sich freundlich, aufmerksam und zurückhaltend. Sein Vater sprühte vor Aktivität. Noch vor dem Frühstück ging er zum Morgenlauf an den Strand, mit einem Handtuch um den Nacken und einem weißen Stirnband um den Kopf. Er sagte, es tue ihm gut, er säße sonst viel zu viel im Auto und in Kundengesprächen. Auf dem Rückweg brachte er dann eine Riesentüte mit Brötchen mit.
       Am dritten Tag stand Ralf, als er seinen Vater sich lauffertig machen hörte, mit auf und schloss sich ihm an. Siegfried Jensen reagierte erstaunt, hatte dann jedoch keine Einwände. Erst hatte Ralf vorgehabt, sich seine Fußballschuhe anzuziehen, sah aber, dass sein Vater sich barfuss auf den Weg machte und tat es ihm gleich. Der Kiesweg zum Strand war steinig, so dass sie das Stück noch nicht liefen, sondern nebeneinander gingen. Die Luft war klar und frisch. Die Sonne fing an, richtig Wärme zu bringen.
       Sie gingen mit nackten Oberkörpern, nur mit Shorts bekleidet. Verstohlen blickte Ralf auf die behaarte, kräftige Brust seines Vaters. Ob er selbst wohl auch eines Tages dort Haare haben würde? Bisher wuchs dort nichts. Sein Vater wirkte, obwohl erst zwei Tage vergangen waren, kräftig gebräunt. Die goldene Panzerkette um seinen Hals stach funkelnd davon ab. Sein Vater war schon immer eitel und legte Wert auf gutes Aussehen. »Nur so hat man Schlag bei der weiblichen Kundschaft, sonst geht die Tür beim Kunden gar nicht erst auf. Wie läuft's denn bei dir so mit den Mädchen? Hast du schon eine Braut?«
       »Nö, noch nicht. Noch niemand in der Klasse.«
       »Aber du willst mir doch nicht erzählen, dass die Mädels aus eurer Klasse noch nicht mit Jungs rummachen, oder?«
       »Naja, ein paar schon. Die interessieren sich aber nur für die Jungs aus den höheren Klassen.«
       »Ja, das ist doch klar. Mädels gucken immer auf Status, Geld und darauf, wer ihnen die meisten Möglichkeiten bietet. Am meisten Schlag haben doch

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