Ich war nur kurz bei Paul
Besucher-Sesseln.
Herr Burgmann ließ ihn Platz nehmen, und nun sah er sich den drei Erwachsenen gegenüber, wie einem Tribunal. »Ralf, das hier sind Frau Konitzki und Herr Becher von der Polizei. Sie wollen sich anhören, was genau geschehen ist. Fang doch bitte noch einmal ganz von vorne an. Wie ist das mit dem Hund deines Opas passiert?«
Verdammt! Auch das noch! Er hatte es ja geahnt, dass das Ärger geben würde. Seine Gedanken bildeten plötzlich ein wirres Chaos, einen Augenblick lang konnte er keinen einzigen klaren Gedanken fassen.
»Ralf, du brauchst keine Angst vor uns zu haben. Wir sind hier, um zu prüfen, wie wir helfen können. Aber dazu musst du uns alles erzählen. Seit wann war der Hund verschwunden?« Die Frau hatte gesprochen und hielt nun ein Notizbuch in ihrer Hand.
Ralf überlegte und begann, erst zittrig und mit Mühe die richtigen Worte suchend, dann zunehmend flüssiger, die Geschichte von da ab zu erzählen, wo er das erste Mal von Paul darüber gehört hatte; beim Fußballspiel am Sonntag in Groß Grönau.
Der Gong auf dem Schulflur hatte längst das Ende der Großen Pause verkündet, als Ralf immer noch erzählte. Ab und an unterbrochen von Detailfragen der beiden Polizisten. Herr Burgmann hörte die ganze Zeit über schweigend zu. Als Ralf zum Ende kam, mischte er sich doch noch ein und forderte ihn auf, sein Handy einzuschalten und den SMS-Verkehr mit dem Erpresser aufzurufen.
Ralf holte das Gerät heraus. Die kleine Gruppe wartete gespannt, bis das Gerät betriebsbereit war. Alle beugten sich nun vor, und die Frau las laut vor. Sie bediente das kleine Gerät mit routinierten Griffen. »Das ist ja schon ganz schön heftig!«
Herr Becher mischte sich ein. »Den SMS-Verkehr lassen wir sichern, als Beweismittel. Es dürfte kein Problem sein, den Absender zu ermitteln. Herr Burgmann, Sie hatten doch etwas von einem gesendeten Erpresserfoto erzählt?«
Der Direktor nickte bejahend. »Das Foto konnte einem Angst und bange machen. Es zeigt das arme Tier zusammen mit einem Abbild einer Boulevardzeitung, um das Aufnahmedatum zu dokumentieren - wie in einem schlechten Krimi. Unvorstellbar, dass so etwas auch hier im Stadtteil abläuft! Dem müssen wir unbedingt Einhalt gebieten!«
»Frau Konitzki, öffnen Sie doch bitte einmal die MMS!«
»Bin schon dabei, Moment noch.« Der kalte Schweiß brach Ralf aus. Die Dinge nahmen eine nur allzu unerfreuliche Wendung! Aber jetzt war es zu spät.
Sie klickte durch die MMS und fand das Bild von Karlchen, in seiner bemitleidenswerten Situation. Frau Konitzki pfiff durch die Zähne. »Donnerwetter! Hunde-Entführung mit Lösegeld-Erpressung! Das hatten wir lange nicht mehr. Das Bild kam gestern Vormittag, nicht wahr?« Ralf nickte stumm. »Danach folgen noch weitere Bilder.« Sie spielte an den Tasten und sah genauer hin. »Hier, das ist doch eine Szene der Geldübergabe. Du hast uns doch erklärt, dass du keine Fotos gemacht hast? Sie sah Ralf abschätzend an. »Du kennst den Täter, stimmt's?« Stumm nickte Ralf erneut und sah beschämt zu Boden. Er bekam nicht mit, wie die Erwachsenen bedeutungsvolle Blicke untereinander wechselten und die Frau Herrn Burkhard das Handy übergab.
»Na, ich glaube es ja wohl nicht!« Der Schulleiter wurde plötzlich richtig laut. »Das ist doch Maik oder einer seiner Vasallen, Tim oder Ata. Die drei haben doch diese Embleme auf ihren Mofas und auf ihren Helmen! Nein, ich korrigiere mich: Das muss Maik sein - nur der hat dieses Totenschädel-Air-Brush auf seinem Helm!«
Er wandte sich an Ralf. »Geh jetzt erst einmal in deinen Unterricht! Wir Erwachsenen müssen jetzt das weitere Vorgehen untereinander besprechen. Hab keine Angst! Wir beide reden nachher noch einmal. Ich lasse dich rufen!«
Ralf tat, wie ihm geheißen und verließ mit gesenktem Kopf, Tränen in den Augen, das Büro. Der Schulleiter hatte gut reden. Er bräuchte keine Angst zu haben . Er hatte aber eine Scheißangst!
Die nächsten Tage geschah nicht viel. In der Schule hielten sich hartnäckig Gerüchte, dass Maik, Tim und Ata in irgendeine Sache verwickelt seien. Der auffällige Polizeibus, dem nach dem Gespräch mit Herrn Burgmann vier weitere Beamte, diesmal jedoch in Uniform, entstiegen, war ja auch unübersehbar gewesen. Ralf hatte man in Ruhe gelassen. Der Schulleiter hatte ihm noch am selben Tag über Frau Böhmer ausrichten lassen, dass sein Handy für ein paar
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