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Ich war nur kurz bei Paul

Ich war nur kurz bei Paul

Titel: Ich war nur kurz bei Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herfried Loose
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Tage von der Polizei sichergestellt sei. Frau Böhmer überreichte ihm die Polizeiquittung des einbehaltenen Geräts. Sie machte ihm Mut, indem sie ihm mitteilte, dass die Polizei versprochen hatte, Stillschweigen darüber zu bewahren, von wem die belastenden Fotos stammen. Sein Name sollte ungenannt bleiben. Das beruhigte Ralf nur wenig; er war sich sicher, dass die drei dahinter kommen würden, dass er beteiligt war. Zudem machte er sich Sorgen um Paul und Karlchen. Was, wenn die ihnen aus Rache noch übler mitspielen würden? Nicht auszudenken!
       Seiner Mutter hatte er ebenfalls berichten müssen, denn sie merkte ihm sofort an, dass etwas nicht stimmte. Sie versuchte ihn zu beruhigen und rief bei der Polizei an. Der zuständige Beamte versicherte ihr, dass der Name ihres Sohnes unerwähnt bleibe, um ihn nicht möglicher Racheakte auszusetzen und dass eine Anzeige nicht nötig sei, da der Staatsanwalt von sich aus aktiv geworden sei und Ermittlungen eingeleitet habe, da es sich um eine Straftat handele.
       »Junge, manchmal ist es besser, sich nicht überall einzumischen. Da hätte dein Freund Paul sich doch auch seinen Eltern anvertrauen können. Da müsst ihr doch nicht beide Räuber und Gendarm spielen. Du siehst ja, was bei solchen Sachen rauskommen kann. Nun sind ja zum Glück bald Sommerferien. Wer weiß, wahrscheinlich stellt die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen sowieso wegen Geringfügigkeit wieder ein. Das läuft doch oft so.« Sie streichelte ihrem Sohn über den Kopf. »Lass dir das eine Lehre sein, und halte dich das nächste Mal lieber raus!« Ralf beließ sie in dem Glauben, dass es sich bei Paul um einen Schulfreund handelte.
     
    Wie sich herausstellte, war die Polizei auch bei Paul und hatte ihn ausführlich befragt. Sie waren erstaunt, als sie von ihm erfuhren, dass Paul nicht sein Opa sei. Paul klärte Frau Konitzki und Herrn Becher über das Zustandekommen ihrer ungewöhnlichen Freundschaft auf. Die beiden versprachen, diese kleine Flunkerei dem Schuldirektor gegenüber unerwähnt zu lassen.
       Eine Woche später, einen Tag nach der Zeugnis-Konferenz, platzte die Bombe! Maik, Tim und Ata wurden der Schule verwiesen! Ihre Täterschaft war eindeutig. Bei Tim hatte man im Keller des Mietshauses das Versteck gefunden, in dem Karlchen eingesperrt worden war, darüber hinaus auch die Tageszeitung mit dem hineingerissenen Loch in der Mitte. Von Atas Handy aus war das Erpresserfoto aufgenommen worden und der SMS-Verkehr war eindeutig über Maiks Handy geführt worden. Das war alles eindeutig belegt; da gab es nichts zu deuteln.
       Die Meldung verbreitete sich in der Schule wie ein Lauffeuer, und es gab niemanden, der darüber traurig war. Im Gegenteil, es schien sich überall Erleichterung breitzumachen, bei den Lehrern ebenfalls. Ralfs Freude war verhalten. Ihm saß die Angst wie ein schwerer Kloß im Magen. Lorenz und Julius frohlockten dagegen: »Endlich sind wir die Armleuchter los! Hätt ich nicht gedacht!«, gab Julius seinen Kommentar dazu ab und Lorenz meinte nur verächtlich: »So was kommt von so was!« Sie wussten ja nicht, dass ihr Freund Ralf heftig in die ganze Sache verwickelt war, denn Ralf befolgte den Ratschlag von Herrn Burgmann konsequent, darüber zu jedermann Stillschweigen zu bewahren, auch gegenüber seinen Freunden!    
       Der Einzige, mit dem er über seine Sorgen wirklich sprechen konnte, war Paul. Der gab sich alle Mühe, ihn zu beruhigen. »Um uns brauch'ste dir wirklich keine Sorgen zu machen, Junge. Wirklich nicht! Erstens wird dein Name vollkommen 'rausgehalten und zweitens: Wovor sollte sich ein alter Mann, wie ich es bin, wohl fürchten? Das Karlchen lasse ich abends nicht mehr allein pinkeln, sondern nehme ihn an die Leine, und dann gehen wir noch eine kleine Runde zusammen, das tut mir übrigens auch ganz gut.«
       »Und wenn sie dir auflauern und dich zusammenschlagen, was dann?«
       »Junge, du siehst einfach zu viel Fernsehen. Das bekommt einem nicht gut, deshalb habe ich ja auch keinen. Hör jetzt auf zu jammern! Uns passiert nichts und damit basta! Noch 'nen Tee?« Ralf hielt ihm, nicht wirklich überzeugt, seine Tasse entgegen.
        »Und nun erzähle mir lieber von deinen Ferienplänen und was der Fußballverein so macht.« Ralf begann beim Fußball: Für das nächste Spiel am Sonntag sei er nicht nominiert, müsse stattdessen auf die Ersatzbank. Sein Traum vom Aufstieg in die erste Mannschaft sei wohl erst einmal zu Ende

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