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Ich weiss, dass du luegst

Ich weiss, dass du luegst

Titel: Ich weiss, dass du luegst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Ekman
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herauszufinden, ob sie Jobs bekamen, die so erstrebenswert waren wie die, die sie bekommen hätten, wäre ihnen nicht der Lügendetektortest dazwischengekommen. Die meisten der Nichteingestellten, die trotz der Testergebnisse die ihnen vorgeworfenen Lügen bestritten, wurden aufgrund von Informationen abgelehnt, die sie in den Interviews vor dem Lügendetektortest preisgegeben hatten. «Nur ein sehr kleiner Anteil (weniger als 10 Prozent) der als betrügerisch eingestuften Bewerber, die diese Vorwürfe nicht zugeben wollten, wurden vom potenziellen Arbeitgeber aus diesem Grund abgelehnt.»| 29
    Wie man diese Ziffer, die weniger als 10 Prozent ausmacht, auch betrachten mag und wie viel Schaden damit angerichtet werden kann, hängt von der Grundrate des Lügens ab. Der Begriff Grundrate bezieht sich darauf, wie viele Menschen etwas tun. Die Grundrate der Schuld unter kriminellen Verdächtigen, die den Lügendetektortest absolvieren, ist vermutlich ziemlich hoch, vielleicht bis zu 50 Prozent. Der Test wird typischerweise nicht allen abverlangt, sondern nur einer kleinen Gruppe Verdächtiger, die aufgrund früherer Ermittlungen verdächtig erscheinen. Barlands Studie legt nahe, dass die Grundrate des Lügens unter Jobbewerbern etwa 20 Prozent beträgt. Also wird einer von fünf Kandidaten die Unwahrheit sagen, wenn es um etwas geht, das, falls es herauskäme, den Arbeitgeber davon abhielte, ihn einzustellen.
    Selbst wenn vom Lügendetektortest eine größere Genauigkeit erwartet wird, als er wahrscheinlich bieten kann, gibt es bei einer Grundrate von 20 Prozent ein paar ungünstige Folgen. Raskin ist gegen den Lügendetektortest bei Bewerbungsgesprächen, denn er geht davon aus, dass die Testgenauigkeit mit 90 Prozent angegeben wird, um die Argumentation zu stützen, während er die Genauigkeit geringer einschätzt.

    Unter diesen Voraussetzungen würden Lügendetektortests bei 1000 Bewerbern folgende Ergebnisse hervorbringen: Von 200 lügenden Testpersonen würden 180 korrekterweise als betrügerisch identifiziert, während 20 fälschlicherweise als unschuldig beurteilt werden würden. Von 800 ehrlichen Testpersonen würden 720 richtigerweise als glaubwürdig und 80 fälschlicherweise als Betrüger eingeschätzt werden. Von den 260 als Lügner eingestuften Personen wären 80 in Wirklichkeit ehrlich. Folglich wären 31% der als Betrüger ertappten Personen in Wirklichkeit ehrlich. Das ist eine sehr hohe Fehlerrate [der Kategorie Bezweifeln der Wahrheit], die zur Ablehnung einer Einstellung führen würde, falls polygraphische Untersuchungen als Entscheidungsgrundlage in Frage kämen. Im Kontext kriminalpolizeilicher Ermittlungen würden ähnliche Ergebnisse nicht zustande kommen, da die Grundrate für Betrug in einer solchen Situation wahrscheinlich 50 Prozent oder mehr beträgt, sodass die Genauigkeit der Technik nicht zu einer solch hohen Rate falsch positiver Ergebnisse führen würde.| 30

    Das Gegenargument könnte lauten:
    Als Grundrate für Lügen unter Arbeitsplatzkandidaten sind 20 Prozent vielleicht eine zu niedrige Schätzung. Dieses Argument stützt sich lediglich auf eine einzige Studie mit Bewerbern in Utah. Vielleicht gäbe es in Staaten mit einem geringen Anteil an Mormonen mehr Lügner. Selbst wenn die Rate 50 Prozent betragen würde, würde ein Gegner der Bewerberüberprüfung antworten, dass der Test nicht eingesetzt werden sollte ohne einen Nachweis für die Anwendungsgenauigkeit des Polygraphen, die wahrscheinlich viel niedriger als 90 Prozent ist.
    Auf die Genauigkeit des Lügendetektortests kommt es eigentlich gar nicht an. Das Absolvieren des Tests oder bereits die Drohung, ihn machen zu müssen, bringt Menschen dazu, selbstschädigende Informationen einzugestehen, die sie sonst nicht preisgeben würden. Wiederum könnte die Antwort lauten, dass es ohne Genauigkeitsstudien keine Möglichkeit gäbe, in Erfahrung zu bringen, wie viele Personen, die nichts zugeben, irgendwann einmal doch etwas tun würden, das ihrem Arbeitgeber schaden könnte.
    Eine verwandte Strategie ist der Einsatz des Detektors, um bereits beschäftigte Mitarbeiter regelmäßig zu testen. Auf diese Anwendung trifft die Kritik ebenso zu, die bereits für die Bewerberüberprüfung dargestellt wurde.

    Lügendetektortest für Polizeidienstanwärter

    Eine andere, weitverbreitete Anwendung des Lügendetektortests ist die Überprüfung von Beamtenanwärtern. Alle Argumente, die gerade bei der Betrachtung der Bewerberüberprüfungen

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