als Vergeltung für erlittenes Unrecht betrachten - über eine unangenehme oder gemeine Zielperson kann man leicht sagen, sie habe keine Ehrlichkeit verdient. «Der Chef war so knauserig, er hat mir keinen Bonus für all die Arbeit gezahlt, die ich gemacht habe, deshalb habe ich mich selbst bedient.» Auch können Opfer so gutgläubig erscheinen, dass der Lügner dies als deren und nicht als seinen Fehler ansieht - leichte Beute.
Zwei andere Rechtfertigungen zu lügen, die das Schuldbewusstsein verringern, wurden bereits erwähnt. Die eine sind höhere Ziele oder die Anforderungen des Berufs -erinnern wir uns an Nixons Unfähigkeit, seine Unwahrheiten Lügen zu nennen, weil sie seiner Ansicht nach notwendig waren, um in ein Amt zu gelangen und es zu behaupten. Die zweite Rechtfertigung betrifft den Schutz der Zielperson. Manchmal geht der Lügner vielleicht so weit zu behaupten, die Zielperson sei einverstanden gewesen. Hat sie bei dem Betrug mitgemacht, kannte sie von Anfang an die Wahrheit, täuschte aber vor, sie nicht zu kennen, dann hat es sich gewissermaßen nicht um eine Lüge gehandelt, sodass der Lügner von jeder Verantwortung befreit ist. Ein wahrhaft williges Opfer hilft dem Betrüger, die Täuschung aufrechtzuerhalten, und sieht über Verhaltensweisen hinweg, die die Lüge verraten. Eine widerspenstige Zielperson hingegen wird natürlich, sobald sie einmal Verdacht geschöpft hat, versuchen, den Betrug aufzudecken.
Ein interessantes Beispiel dafür, wann eine Zielperson bereitwillig mitmacht, bieten die Enthüllungen über Robert Leuci, den Polizisten, der als verdeckter Informant arbeitete und dessen Geschichte ich gegen Ende des zweiten Kapitels erzählt habe. Robert Daley machte Leuci durch sein Buch Prince of the City und die Verfilmung zum Star. Beide berichteten angeblich wahrheitsgetreu, wie Leuci der Bundesanwaltschaft geholfen hatte, Beweise für die Korruption unter Polizisten und Anwälten zu sammeln. Als Leuci anfing, für die Bundesanwälte zu arbeiten, fragten sie ihn, welche Verbrechen er selbst begangen habe. Er räumte nur drei Vergehen ein. Diejenigen, die er später ans Messer lieferte, behaupteten, Leuci sei an wesentlich mehr Verbrechen beteiligt gewesen, als er zugegeben habe, und da er über seine eigene Kriminalität Lügen verbreite, sollte man, so argumentierten sie, seiner Zeugenaussage gegen sie keinen Glauben schenken. Diese Beschuldigungen wurden nie bewiesen, und viele Leute wanderten auf der Grundlage von Leucis Aussagen ins Gefängnis. Alan Dershowitz, Verteidiger eines derjenigen, die aufgrund von Leucis Aussage verurteilt worden waren, berichtete nach dem Prozess von einem Gespräch, in dem Leuci zugab, tatsächlich viel mehr Verbrechen begangen zu haben.
«Ich [Dershowitz] sagte ihm [Leuci], es falle mir schwer zu glauben, dass Shaw [der Ankläger der Bundesanwaltschaft] nichts von den anderen Verbrechen wisse, die vor dem RosnerProzess [Dershowitz' Klient] geschehen waren.
, sagte Leuci. , fragte ich.
, fuhr Leuci fort. »| 14
Dershowitz erfuhr später, dass dieses Geständnis, gelogen zu haben, selbst eine Lüge war. Ein Ermittlungsbeamter, der bei der ersten Begegnung von Leuci und den Bundesanwälten dabei war, erzählte Dershowitz, dass Leuci von Anfang an ganz offen wesentlich mehr Straftaten zugab als die drei, die später öffentlich bekannt wurden. Die Bundesanwälte machten gemeinsame Sache mit Leuci und verheimlichten die volle Wahrheit über seine kriminellen Handlungen, um Leucis Glaubwürdigkeit als Zeuge aufrechtzuerhalten. Die Geschworenen würden vielleicht einem Polizisten mit drei Vergehen auf dem Kerbholz eher Glauben schenken als jemandem, dem man eine Vielzahl von Delikten zur Last legte. Als nach dem Ende der Prozesse weithin bekannt wurde, dass Leuci wesentlich mehr Straftaten begangen hatte, log Leuci Dershowitz dann (wie gesagt)