Ich weiss, dass du luegst
mit diesen Problemen bei der Deutung von Mikros und abgebrochenen emotionalen Ausdrücken umgeht, erläutern wir im nächsten Kapitel.
Nicht alle Muskeln, die Gesichtsausdrücke hervorbringen, lassen sich gleich gut kontrollieren. Manche Muskeln reagieren zuverlässiger als andere. Zuverlässige Muskeln, also Muskeln, die bei dem Ausdruck einer bestimmten Emotion immer bewegt werden und nicht beeinflusst werden können, stehen in falschen Ausdrücken nicht zur Verfügung; der Lügner kann keinen Einfluss auf sie ausüben. Außerdem fällt es dem Lügner beim Versuch, eine empfundene Emotion zu vertuschen, schwer, diese Muskelaktivität zu verbergen, da sie sich nicht einfach unterdrücken oder abbrechen lässt.
Um herauszufinden, welche Muskeln nicht einfach kontrolliert werden können, baten wir Testpersonen, jeden ihrer Gesichtsmuskeln vorsätzlich zu bewegen und Emotionen auf ihren Gesichtern darzustellen.| 7 Es gibt bestimmte Muskelbewegungen, die sehr wenige Menschen vorsätzlich ausführen können. So konnten beispielsweise nur etwa 10 Prozent unserer Probanden vorsätzlich die Mundwinkel nach unten bewegen, ohne dabei ihren Kinnmuskel zu aktivieren. Trotzdem konnten wir beobachten, dass diese schwer zu kontrollierenden Muskeln sich nicht bewegen, wenn die Person eine Emotion empfindet, die diese Bewegung eigentlich hervorruft. So zeigen zum Beispiel dieselben Personen, die nicht vorsätzlich ihre Mundwinkel herunterziehen können, genau diese Aktion, wenn sie traurig sind, Sorgen oder Kummer haben. Es ist uns gelungen, Menschen beizubringen, wie man diese schwer zu kontrollierenden Muskeln absichtlich bewegt, auch wenn es normalerweise Hunderte Stunden Übung erfordert. Diese Muskeln sind zuverlässig, weil die Person nicht weiß, wie man dem Muskel eine Botschaft zukommen lässt, um ihn für einen falschen Ausdruck einzusetzen. Daraus lässt sich schließen, dass, wenn jemand es nicht schafft, seinem Muskel eine Botschaft für einen falschen Ausdruck zu schicken, er auch Schwierigkeiten haben wird, mit einer «Stopp»- oder «Abbruch»-Botschaft die Muskelbewegung zu bremsen, wenn er eine Emotion empfindet, die eine Bewegung dieses Muskels auslöst. Wenn man nicht vorsätzlich einen Muskel bewegen kann, um einen Ausdruck vorzutäuschen, wird es einem auch nicht ohne weiteres gelingen, den Muskel an seiner Bewegung zu hindern, um einen emotionalen Ausdruck teilweise zu verheimlichen.| a
Es gibt andere Möglichkeiten, einen empfundenen Ausdruck zu verheimlichen, ohne ihn unterdrücken zu können. Er kann vertuscht werden, typischerweise mit einem Lächeln. Allerdings werden dabei nicht die Ausprägungen der empfundenen Emotion auf Stirn und oberen Lidern verborgen. Als Alternativlösung bietet sich an, die Antagonisten, also konträr wirkende Muskeln anzuspannen, um den ursprünglichen Ausdruck unter Kontrolle zu bekommen. Ein vergnügtes Lächeln lässt sich beispielsweise mindern, indem man die Lippen zusammenpresst und den Kinnmuskel nach oben bewegt. Häufig jedoch kann die Anspannung von Antagonisten selbst ein Täuschungshinweis sein, weil die Verschmelzung des Gegenspielermuskels mit dem Muskel, der in den Ausdruck der empfundenen Emotion eingebunden ist, das Gesicht unnatürlich, steif oder kontrolliert wirken lässt. Die beste Möglichkeit, eine empfundene Emotion zu verheimlichen, ist, die gesamten Muskelaktionen, die in diesen Ausdruck involviert sind, zu unterdrücken. Das könnte allerdings schwierig werden, wenn die Emotion den Einsatz der verlässlichen Gesichtsmuskeln erfordert.
Auf der Stirn finden hauptsächlich die Bewegungen der zuverlässigen Muskeln statt. Abbildung 3A zeigt diejenigen, die mit Trauer, Kummer, Leid und wahrscheinlich auch mit Schuld einhergehen. (Es ist derselbe Ausdruck wie in Abbildung 2, aber in Abbildung 3A ist es leichter, sich nur auf die Stirn zu konzentrieren, weil der Rest des Gesichts keine Bewegung zeigt.) Achten Sie darauf, dass die inneren Winkel der Augenbrauen hochgezogen sind. Normalerweise wird dadurch auch das obere Lid in eine dreieckige Form gebracht, und es erscheinen ein paar Runzeln in der Stirnmitte. Weniger als 15 Prozent unserer Versuchspersonen konnten diese Bewegung vorsätzlich hervorrufen. Bei einer falschen Darstellung dieser Emotionen sollte sie nicht vorkommen. Allerdings sollte sie auftreten, wenn jemand sich traurig oder elend (vielleicht auch schuldig) fühlt - auch wenn er versucht, diese Gefühle zu verheimlichen. Dieses und die
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