Ich weiss, dass du luegst
haben. Die neue Vorgehensweise stattet die Leiter der Behörden mit der Befugnis aus, Lügendetektortests auf regelmäßiger oder unregelmäßiger Basis für zufällig ausgewählte Angestellte mit Zugang zu hochsensiblen Daten anzuordnen, und denjenigen Angestellten, die den Test verweigern, den Zugang zu sperren.»| 9 Der Kongress antwortete auf den Vorschlag des Verteidigungsministeriums mit der Aufschiebung der Gesetzesvorlage und ihrer Umsetzung bis April 1984 und bat das Amt für Technologiefolgenabschätzung OTA, einen Bericht über die wissenschaftlichen Nachweise der Genauigkeit des Apparats anzufertigen.| 10 Dieser Bericht wurde im November 1983 veröffentlicht, und daraufhin überarbeitete das Weiße Haus seine Vorschläge für die Anwendung des Lügendetektors noch einmal.
Der OTA-Bericht ist ein außergewöhnliches Dokument -eine gründliche unparteiische und kritische Analyse des wissenschaftlichen Beweismaterials über die Zuverlässigkeit des Lügendetektortests.| c Die Materie ist schwierig, die Angelegenheit kompliziert. Sogar unter Wissenschaftlern ist spürbar, mit welch großer Leidenschaft über die Rechtmäßigkeit des Detektors diskutiert wird. Es war entscheidend, dass zum Beratungsgremium, das den Bericht überwachte, die führenden Wissenschaftler berufen wurden. Es war fraglich, ob sie sich untereinander verständigen würden, um einen vernünftigen Bericht abzuliefern. Trotz einiger Spitzfindigkeiten und kleinerer Auseinandersetzungen ist es ihnen gelungen.
Einige professionelle Anwender des Detektors außerhalb der Wissenschaftsgemeinde glauben, der OTA-Bericht verbreite allzu negative Ergebnisse über die Genauigkeit des Tests. Das ist auch die Meinung der Anwender im Verteidigungsministerium. Ein NSA-Bericht aus dem Jahr 1983 über «Die Genauigkeit und Nützlichkeit des Lügendetektortests» war von den Leitern der LügendetektorEinheiten von Heer, Marine, Luftwaffe und NSA verfasst worden.| 11 Ihr Bericht, der, wie sie zugeben, in dreißig Tagen entstand, machte sich weder Rat noch Kritik der Wissenschaft zunutze, abgesehen von einem Befürworter des Apparats. Die Berichte von NSA und OTA stimmen in einer Anwendung des Lügendetektors überein, wobei das OTA dabei vorsichtiger ist als die NSA. Beide sind der Auffassung, es gäbe genügend Beweismaterial, dass sich mit dem Lügendetektor bei der Ermittlung spezieller Straftaten bessere Ergebnisse erzielen ließen, als sie der Zufall liefern würde. Im Weiteren werde ich ihre Uneinigkeit über die Aussagekraft des Beweismaterials erklären und auf den Konflikt zwischen OTA und NSA über die Anwendung von Lügendetektorprüfungen bei Unbedenklichkeitseinstufungen und bei der Spionageabwehr zu sprechen kommen.
Der OTA-Bericht lässt keine einzige oder einfache Schlussfolgerung zu, die man ohne weiteres in eine Gesetzesvorlage einbringen könnte. Erwartungsgemäß hängt die Genauigkeit des Apparats (oder jeder anderen Technik zur Aufdeckung von Lügen) vom Wesen der Lüge, des Lügners und des Lügenermittlers ab (wenngleich der OTA-Bericht diese Begriffe nicht verwendet). Beim Lügendetektor hängt die Genauigkeit zudem von der speziellen Fragetechnik, dem Geschick des Prüfers bei der Formulierung der Fragen sowie von der Art und Weise ab, wie die Ergebnisse des Detektors ausgewertet werden.
Funktionsweise des Lügendetektors
Webster's Dictionary definiert den englischen Begriff polygraph als «ein Instrument zur gleichzeitigen Aufzeichnung einiger unterschiedlicher Pulsschläge; allgemein: LÜGENDETEKTOR». Die Pulsschläge werden von einem Computer aufgezeichnet und durch eine Kurve sichtbar gemacht. Normalerweise bezieht sich der Begriff Polygraph auf die Messungen von Veränderungen im vegetativen Nervensystem, obwohl die Nadeln des Apparats im Prinzip jede Art von Aktivität aufzeichnen könnten. In Kapitel 4 wird dargestellt, dass die Vorgänge im vegetativen Nervensystem -wie etwa Veränderungen des Herzschlags, des Blutdrucks, der Leitfähigkeit der Haut, der Hauttemperatur - Anzeichen für emotionale Erregung sind. Einige dieser Veränderungen wie schwereres Atmen, Schwitzen, Erröten und Erblassen können auch ohne den Polygraphen beobachtet werden. Der Lügendetektor zeichnet diese Veränderungen allerdings präziser auf, entdeckt etwa einen für den Beobachter unsichtbaren kleineren Umschwung. Dazu gehören auch Prozesse des vegetativen Nervensystems wie der Herzschlag, der von außen nicht wahrnehmbar ist. Das
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