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Ich weiß nicht, was ich wollen soll: Warum wir uns so schwer entscheiden können und und wo das Glück zu finden ist (German Edition)

Ich weiß nicht, was ich wollen soll: Warum wir uns so schwer entscheiden können und und wo das Glück zu finden ist (German Edition)

Titel: Ich weiß nicht, was ich wollen soll: Warum wir uns so schwer entscheiden können und und wo das Glück zu finden ist (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bas Kast
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wissenschaftlichen Disziplinen herangezogen, von der Psychologie über die Hirnforschung bis hin zu den Wirtschaftswissenschaften und der Soziologie.
    Im Laufe der Recherche wurde dabei eine Sache immer klarer: Selbst so großartige Errungenschaften wie Freiheit und Wohlstand können ihre Schattenscheiten haben, Schattenseiten, die uns unzufrieden stimmen und sogar krank machen können.
    Im ersten Moment mag das unglaubwürdig oder auch undankbar klingen, als wüsste ich diese Errungenschaften nicht zu schätzen. Das ist, wie ich Ihnen versichern kann, nicht der Fall. Dazu ein einfacher Vergleich: Es ist zweifellos großartig, dass bei uns so gut wie keiner mehr hungern muss. Aber das heißt doch nicht, dass deshalb umgekehrt Übergewicht kein ernstes Problem darstellen würde. Aus der Tatsache, dass ein grundsätzlich begrüßenswerter, ja geradezu privilegierter Zustand – so gut wie jeder kann jederzeit seinen Hunger stillen – seinerseits gewisse Risiken und Nebenwirkungen mit sich bringt, folgt nicht, dass diese neuen Risiken und Nebenwirkungen nicht real oder unbedeutend wären. Die neuen Probleme können, wie das Beispiel Übergewicht zeigt, durchaus gravierend sein. Und was für den Körper gilt, das scheint mir teils auch auf unsere Psyche zuzutreffen.

    Jede Umwelt stellt die Lebewesen, die sich in dieser Umwelt behaupten müssen, vor ihre ganz eigenen Herausforderungen. Versetzen wir uns einen Augenblick in unsere haarigen Vorfahren, wie sie vor Jahrmillionen in Jäger-Sammler-Grüppchen durch die afrikanische Savanne zogen.

    Ganz hübsch, oder? Vor allem, wenn man in seinem Rucksack Proviant dabeihat und sich am Abend wieder in die klimatisierte Lodge mit gutgefüllter Minibar zurückziehen kann. Ohne all das wird die Savanne bald zu einem ziemlich unwirtlichen Ort. Gut möglich, dass unsere Ahnen immer wieder kurz vorm Hungertod standen. Um zu überleben, galt es, den ganzen Einfallsreichtum in die Nahrungsbeschaffung zu stecken, was sich wohl kaum im Alleingang, sondern nur in kleinen Gruppen bewerkstelligen ließ.
    Wir modernen Stadtneurotiker sind in einer völlig anderen Lage. Auch wenn unser Gehirn maßgeblich vom Survival-Training in der afrikanischen Savanne geprägt worden ist, hat sich die Umwelt, in der wir uns bewegen, drastisch geändert. Mitunter ist sie der kargen Steppe diametral entgegengestellt.

    Chronischer Mangel ist, einerseits, in vielen Lebensbereichen durch ein chronisches Zuviel ersetzt worden: durch zu viele Optionen, zwischen denen wir wählen können oder müssen, zu viele unterschiedliche Tätigkeiten, denen wir nachgehen sollen oder manchmal auch wollen, zu viele Informationen, die auf uns einprasseln, zu viele (uns unbekannte) Menschen auf einem Fleck etc.
    Auf der anderen Seite macht es unsere Konsumgesellschaft möglich, dass jeder auf eigene Faust überleben kann. Bei uns kämpft jeder erst mal für sich. Die Folge: Dem materiellen Überfluss steht nicht selten ein zwischenmenschlicher Mangel gegenüber, ein Zuwenig an gegenseitiger Aufmerksamkeit, an Zeit füreinander, an Nähe und Geborgenheit.

    Es soll in diesem Buch nicht darum gehen, unsere mühsam erkämpften Freiheiten und unseren harterarbeiteten Wohlstand aufzugeben (so wie jemand, der über die gesundheitlichen Gefahren von Übergewicht berichtet, ja für gewöhnlich nicht den flächendeckenden Abriss der Supermärkte im Sinn hat und sich eine Hungersnot herbeisehnt). Vielmehr muss jeder von uns Wege und Strategien auskundschaften, um mit der heutigen, modernen Gesellschaft fertig zu werden und sein Glück darin zu finden. Tatsächlich erscheint mir die Gesellschaft, in der wir leben und deren Vorzüge wir unserem außerirdischen Freund zu Recht geschildert haben, in mancherlei Hinsicht als nahezu ideal. Sie bietet so viele Chancen für ein erfolgreiches, glückliches Leben. Dieses Buch will dabei helfen, die Fallstricke und Abgründe, die sich auch in unserer Gesellschaft verstecken und die eng mit ihren Vorzügen verknüpft sind, zu erkennen – damit sich am Ende jeder, hoffentlich, etwas besser darin zurechtfindet.

Erster Teil
    Das Freiheitsparadox
    1.
    Die Qual der allzu großen Wahl
    Ein Grillabend mit Tränen
    Nie werde ich die Wochen des Sommers 2009 vergessen, als Freunde von mir mit einem leicht heruntergekommenen Bauernhof etwas außerhalb Berlins regelmäßig freitags einen Grillabend veranstalteten, zu dem sich stets dieselben sechs, sieben Leute zusammenfanden. Man hätte an einem

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