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Ich weiß nicht, was ich wollen soll: Warum wir uns so schwer entscheiden können und und wo das Glück zu finden ist (German Edition)

Ich weiß nicht, was ich wollen soll: Warum wir uns so schwer entscheiden können und und wo das Glück zu finden ist (German Edition)

Titel: Ich weiß nicht, was ich wollen soll: Warum wir uns so schwer entscheiden können und und wo das Glück zu finden ist (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bas Kast
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Griechenland, Irland, Italien, Luxemburg, Spanien, Portugal und den Niederlanden. In Deutschland ist der Unterschied der Glücksentwicklung zwischen den Geschlechtern nicht ganz so klar, was einen erst mal positiv stimmen könnte, wäre es nicht so, dass wir in Deutschland in den letzten 30 Jahren insgesamt, also Frauen und Männer, unzufriedener geworden sind. [3]  
    Man stutzt, reibt sich die Augen, wundert sich. Ich bin weiß Gott kein Historiker, ich bin nur ein Laie, aber wenn ich so über die Entwicklung in den obengenannten Ländern nachdenke, wenn ich die Nachkriegszeit in groben Zügen an meinem geistigen Auge vorbeiziehen lasse und mich frage, was sich in den USA und bei uns in Europa so getan, was sich dort wie hier in den letzten Jahrzehnten verändert hat, zum Guten oder zum Schlechten, dann neige ich fast zu dem Schluss, dass es kaum eine gesellschaftliche Gruppe gibt, die ihre Situation so radikal verbessert hat wie die Gruppe der Frauen.
    Es ist doch gar nicht so lange her, dass sich ein Großteil des Lebens der Frau noch in der Küche und dem Kinderzimmer abspielte, und obwohl das auch zu einem Mythos geworden ist, obwohl auch in den 1950er und 1960er Jahren zahlreiche Frauen außer Haus arbeiteten, so beschränkte sich das Job-Spektrum der Frau zu der Zeit überwiegend auf typische »Frauenberufe«, wie Sekretärin, Krankenschwester oder Lehrerin.
    Ein weiterer Unterschied zu heute war, dass die meisten Frauen damals, auch wenn sie Jobs hatten, keine langfristigen Karrieren verfolgten. Sogar »die Uni war, statt ein Aufbruch in eine berufliche Laufbahn, für viele eher ein Weg, einen geeigneten Ehegatten kennenzulernen«, wie die Wirtschaftshistorikerin Claudia Goldin von der Harvard-Universität in einer kürzlich veröffentlichten Rückschau schildert. [4]   Und spätestens, sobald sie heiratete und Kinder bekam, stand die Rollenverteilung unverrückbar fest – um sich diese kurz ins Gedächtnis zu rufen, genügt schon ein Blick auf die damalige Reklame, jene Anzeige für den brandneuen, revolutionär-innovativen Schnelltopfkoch von Fissler etwa.

    Frappierend, wie haargenau Werbung und Alltagssitten sich gelegentlich spiegeln: Im einen wie im andern Fall liest er Zeitung, beschäftigt sich mit der großen Welt da draußen, und sie beschäftigt sich – mit ihm.

    Bis in die 1960er Jahre hinein konnten Frauen in Deutschland nur dann ein Bankkonto eröffnen, wenn der Ehemann zustimmte, und noch in den 1970er Jahren, so wollte es das Bürgerliche Gesetzbuch, musste die Frau zuerst ihren Gatten um Erlaubnis bitten, bevor sie einen Beruf ergreifen konnte.
    Ich will ja nicht suggerieren, dass heute alles perfekt wäre für Frauen, dass sie nach einem langen Leidensweg im Paradies angekommen wären, darum geht es in diesem Zusammenhang nicht. Es geht nur darum, dass sich die Situation der Frau objektiv, wie die Situation der meisten von uns, doch wohl eindeutig zum Besseren gewendet hat. Jeder halbwegs aufgeklärte Mensch würde doch selbstverständlich davon ausgehen, dass eine Erweiterung von Freiheit und Wahlmöglichkeiten zu unser aller Glück beitragen. Und dass also auch, ja dass gerade die Frauen der westlichen Welt mit der Freiheit, die sie sich in den letzten Jahrzehnten erkämpft haben – als wäre das nichts: Bundeskanzlerin, US-Außenministerin, eigene Fußball-WM –, insgesamt etwas glücklicher geworden sind, und wenn schon nicht glücklicher, so doch wenigstens nicht unglücklicher!
    Trotzdem, anscheinend ist genau das teilweise der Fall.
    Damit aber hatte für mich der Grillabend wieder an Aktualität gewonnen, schien der Befund doch einmal mehr die Frage aufzuwerfen, die meine Freundin damals auf der Autofahrt nach Hause gestellt hatte: Warum sind wir überhaupt noch unzufrieden – mitunter sogar, wie sich herausstellt, unzufriedener als früher –, angesichts der großen Freiheit und der vielen Möglichkeiten, die wir heute genießen? Anders gefragt: Warum genießen wir unsere Errungenschaften nicht ein bisschen mehr, als wir es den empirischen Erhebungen zufolge tun?
    Ich recherchierte weiter, als sich allmählich eine erste, hypothetische Antwort auf die Frage andeutete, eine Erklärung, die sowohl etwas Licht auf das Frauenparadox warf als auch auf die Probleme, die uns grillende Stadtneurotiker beschäftigt hatten, auch wenn diese Erklärung ihrerseits zunächst etwas paradox anmutet: Vielleicht, so die Überlegung, vielleicht sind wir ja nicht unzufrieden obwohl ,

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