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Ich weiß nicht, was ich wollen soll: Warum wir uns so schwer entscheiden können und und wo das Glück zu finden ist (German Edition)

Ich weiß nicht, was ich wollen soll: Warum wir uns so schwer entscheiden können und und wo das Glück zu finden ist (German Edition)

Titel: Ich weiß nicht, was ich wollen soll: Warum wir uns so schwer entscheiden können und und wo das Glück zu finden ist (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bas Kast
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Suche nach »mehr« war und ist. Mark und Evelyn kamen in recht jungem Alter (Anfang 20) zusammen, und seitdem ich sie kannte, hatte ich bei Mark immer den Eindruck, dass er mit der Beziehung ganz zufrieden war und sie auch bei einem Streit nicht in Frage stellte.
    Das war bei Evelyn anders. Oft vermittelte sie das Gefühl, unzufrieden zu sein – damit, dass sie durch die frühe Beziehung mit Mark auf viele Erfahrungen hatte verzichten müssen, unzufrieden vielleicht auch, weil sie insgeheim das Gefühl hatte, dass sie eigentlich etwas Besseres verdient hätte als »nur ihn«.
    Hungrig nach Anerkennung, unternahm Evelyn immer wieder den Versuch, etwas Besonderes zu leisten, zum Beispiel, indem sie versuchte, als Model zu Ruhm zu gelangen. Als sich da kein Durchbruch abzeichnete, sie dafür aber immerhin eine Stelle als Mode-Journalistin bei einem Frauenmagazin bekam, versuchte sie sich nebenbei als Gelegenheitsschauspielerin und Sängerin.
    Mark zeigte sich nach außen hin voller Bewunderung für seine schillernde Freundin, und größtenteils bewunderte er sie auch wirklich. Mit der Zeit jedoch wurde es für ihn zunehmend zum Problem, dass Evelyn so sehr und so ausschließlich auf sich selbst fixiert war, etwas, worin sie sich, je weniger ihr in ihren Augen gelang, umso mehr verbiss.
    Eines Tages (beide waren inzwischen Anfang 30) schlug Mark Evelyn den Kauf einer gemeinsamen Wohnung vor, was sie ziemlich deutlich ablehnte, und das war wohl für Mark der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Enttäuscht, gekränkt zog er sich zurück, die Beziehung zerbrach. Das war vor knapp zwei Jahren. Mittlerweile hat Mark schon seit einiger Zeit eine neue Freundin, und ich könnte mir gut vorstellen, dass er sie bald heiraten wird.
    Und Evelyn? Ihr Leben ist immer noch eine große Suche und ein großes Chaos. Nach ein paar stressigen Affären wäre sie am liebsten zu Mark zurückgekehrt. Sie schrieb ihm Mails und Briefe, klingelte nachts an seiner Tür, flehte ihn an, ihr noch eine Chance zu geben, aber Mark konnte nicht mehr. Er hatte Evelyns Unverbindlichkeit satt, und er wollte das Gefühl nicht mehr ertragen, ihr trotz all seiner Anstrengungen nie wirklich genügen zu können.
    Ich weiß natürlich nicht, wie die Sache ausgehen wird. Ich gönne Evelyn den großen Wurf, nach dem sie sich so sehr sehnt (und, wo ich schon dabei bin, ein toller Mann wäre auch nicht schlecht). Aber so wie es jetzt aussieht, ist ihre Suche und ihr Streben nicht nur frustrierend, nein, sie steht damit auch keinen Deut besser da als der genügsamere Mark, wenn, dann ist es eher umgekehrt.
    Studien suggerieren, dass Maximierer es subjektiv schwerer haben als die Genügsameren unter uns. Da wäre es eine schöne ausgleichende Gerechtigkeit, würden sie wenigstens objektiv besser dastehen. Oft mag das der Fall sein, aber es ist bestimmt nicht immer so, und gerade in jenen Lebensbereichen, in denen es nicht in erster Linie auf so etwas wie Leistung ankommt, trifft womöglich sogar häufiger das Gegenteil zu und der Perfektionierungsdrang der Maximierer führt dazu, dass sie sowohl subjektiv als auch objektiv schlechter dastehen.
    Darüber hinaus zeigt Evelyns Ringen, dass es sich mit der Freiheit und den vielen Optionen, die uns das heutige Leben bietet, nicht ganz so simpel verhält, wie man meinen könnte, insbesondere nicht für Maximierer. Man könnte meinen, Freiheit mache uns einfach nur frei und sonst nichts, Fall erledigt. Viele Möglichkeiten, könnte man meinen, stellten einfach nur ein Angebot dar, das man nutzen könne oder – auch in Ordnung – eben nicht.
    Aber so einfach ist es nicht. Die Freiheit hat, wie sich herausstellt, ihre ganz eigenen Krallen. Viele Möglichkeiten befreien uns nicht nur, sie erzeugen zugleich einen eigentümlichen Druck: Sie fordern uns dazu auf, sie zu nutzen. Wer es nicht tut, wer sich allzu früh (wann auch immer das genau ist) auf einen Lebensweg oder -partner festlegt und damit zahlreiche Alternativen in den Wind schlägt, zahlt jenen Preis namens Alternativkosten. Wer sich, umgekehrt, auf eine ewige Suche begibt, sich nie festlegen kann und immer weiter sucht, läuft Gefahr, am Ende leer auszugehen und alleine dazustehen.
    Befreiende Bindungen
    Ich glaube, es dürfte inzwischen deutlich geworden sein, dass es uns Maximierern und Perfektionisten im Großen und Ganzen etwas besserginge, würde es uns gelingen, eine Nuance genügsamer zu werden. Weniger klar, dafür mindestens ebenso wichtig ist

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