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Ich weiß nicht, was ich wollen soll: Warum wir uns so schwer entscheiden können und und wo das Glück zu finden ist (German Edition)

Ich weiß nicht, was ich wollen soll: Warum wir uns so schwer entscheiden können und und wo das Glück zu finden ist (German Edition)

Titel: Ich weiß nicht, was ich wollen soll: Warum wir uns so schwer entscheiden können und und wo das Glück zu finden ist (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bas Kast
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(Skala von 1 bis 7).
    Es stellte sich heraus, dass der abgelegene Eissalon, wie nicht anders zu erwarten, verhältnismäßig viele Maximierer angelockt hatte, offensichtlich getrieben vom Drang, auch ja die perfekte Kugel abzubekommen. Ironischerweise aber waren gerade sie weniger zufrieden mit ihrem Eis als jene Maximierer, die sich (aus welchen Gründen auch immer) mit dem einfachen Salon begnügt hatten. Bei den Genügsamen hingegen zeigte sich kaum ein Unterschied: Sie waren in jedem Fall recht zufrieden mit ihrem Eis, egal wie groß die Sortenauswahl war.

    So wie die moderne Welt für unseren Nachtfalter, so scheint eine große Auswahl besonders für die Maximierer unter uns mitunter zu einem Verhängnis zu werden: Wer zum Perfektionismus neigt, der kann einem Riesenangebot schwer widerstehen, verspricht ein solches Angebot doch ein Maximum an Genuss, auch wenn am Ende oftmals der Frust angesichts des Angebot-Overkills überwiegt und es den Maximierern besserginge, würden sie ihrem Maximierungstrieb nicht immer so hemmungslos nachgeben. [35]  
    In einer anderen Untersuchung verfolgte man die Jobsuche von über 500 Studenten an elf verschiedenen Universitäten. Alle Studenten hatten den Maximierer-Fragebogen ausgefüllt, alle standen kurz davor, ihr Studium zu beenden und eine Berufslaufbahn einzuschlagen.
    Wie nicht weiter überraschend, hatten es sich die Maximierer unter den Studenten in den Kopf gesetzt, sich für eine ordentliche Anzahl von Stellen zu bewerben. Das ging so weit, dass mancher von ihnen beabsichtigte, sage und schreibe 1000 Bewerbungen loszuschicken, während sich umgekehrt mancher Genügsame mit nicht mehr als einer einzigen Bewerbung begnügte.
    Ein paar Monate gingen ins Land, als man die Studenten noch einmal kontaktierte, um sich nach dem Stand der Dinge zu erkundigen. Es zeigte sich, dass die Maximierer inzwischen ziemlich gut dastanden: Ihr Einstiegsgehalt lag im Schnitt sogar 20 Prozent über dem der Genügsamen. Und doch schien sich dieser objektive Erfolg nicht in ihrem subjektiven Wohlbefinden niederzuschlagen. So waren die Maximierer, wie weitere Tests ergaben, nicht nur während der ganzen Jobsuche pessimistischer, gestresster, besorgter, erschöpfter, ängstlicher und depressiver gewesen als die Genügsamen. Nein, erstaunlicherweise waren sie letztlich auch weniger zufrieden mit dem Resultat ihrer ausführlichen Suche als die genügsameren Zeitgenossen. [36]  
    Viele Möglichkeiten und der Druck,
sie zu nutzen
    Obwohl gerade diese letzte Studie auf den ambivalenten Schluss hinausläuft, dass Maximierer zwar mehr Strapazen und Frust in Kauf nehmen, dafür aber auch, sozusagen als Belohnung für ihre Mühe, objektiv mehr erreichen als die Genügsamen, bin ich mir nicht sicher, ob das immer und unbedingt der Fall sein muss. Wer lange sucht, dessen Chancen, etwas Gutes zu finden, steigen natürlich, einerseits. Unter Umständen bekommt man ja wirklich die bessere Eiskugel oder den besseren Job ab. Andererseits gibt es dafür erstens keine Garantie, zweitens gelten in gewissen Lebensbereichen Gesetze oder Spielregeln, die es mit sich bringen, dass die Maximierer-Strategie auch nach hinten losgehen kann. Ich denke da zum Beispiel an unser Liebesleben.
    Nehmen wir – bevor wir uns dem Liebesleben zuwenden – noch mal eine Espressomaschine, eine einfache, genügsame Espressomaschine. Soweit ich das beurteilen kann, ist es einer Espressomaschine relativ egal, wie ausführlich wir sie mit anderen Exemplaren vergleichen, wie lange wir zweifeln und zögern, bis wir uns endlich für sie entscheiden. Die typische Espressomaschine ist geduldig, es macht ihr auch nichts aus, ob wir unsere Entscheidung für sie im Nachhinein bedauern und heimlich nach neuen, eventuell besseren Modellen Ausschau halten. Auch viele Arbeitgeber sind in der Hinsicht wahrscheinlich nicht so zimperlich, sondern wissen den Ehrgeiz ihres Arbeitnehmers vielleicht sogar zu schätzen.
    Aber wie ist das mit Liebespartnern?
    Dazu fällt mir die Geschichte einer guten Freundin von mir ein, ich werde sie Evelyn nennen. Früher haben meine Freundin und ich öfters zusammen mit Evelyn und ihrem Freund Mark bis tief in die Nacht Poker gespielt, inzwischen tun wir das nicht mehr, weil Evelyn und Mark sich getrennt haben.
    Der Grund dafür war wohl, dass die beiden, wie man sagt, zu unterschiedliche Vorstellungen vom Leben hatten. Mark ist ein bodenständiger Typ, häuslich, verlässlich, während Evelyn stets auf der

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