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Ich weiß nicht, was ich wollen soll: Warum wir uns so schwer entscheiden können und und wo das Glück zu finden ist (German Edition)

Ich weiß nicht, was ich wollen soll: Warum wir uns so schwer entscheiden können und und wo das Glück zu finden ist (German Edition)

Titel: Ich weiß nicht, was ich wollen soll: Warum wir uns so schwer entscheiden können und und wo das Glück zu finden ist (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bas Kast
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die Frage, wie wir es denn bitte schön anstellen sollen, zu dieser wundersamen Genügsamkeit zu gelangen. Drei der üblichen Tipps dazu lauten wie folgt:
Finden Sie heraus, was Ihnen wirklich am Herzen liegt. Auf diese Weise haben Sie mit ausufernden Optionen kein Problem mehr, da Sie die unzähligen Optionen ja von vornherein in Ihrem Kopf bzw. in Ihrem Herzen reduziert haben. Beispiel: Wenn ich genau weiß, welches Buch ich haben will, ist Amazon ein Segen, weil ich es dort höchstwahrscheinlich bekommen werde. Dass Amazon noch viereinhalb Millionen weitere Bücher anbietet, kann mir unter diesen Umständen egal sein.
Nehmen Sie sich beim Einkauf vor, nie mehr als zwei Geschäfte zu betreten. So ersparen Sie sich Stress und finden endlich die Zeit, sich die letzten Folgen von Dr. House anzusehen.
Treffen Sie endgültige Entscheidungen und stellen Sie nach Ihrer Wahl etwaiges Grübeln ab. Bedenken Sie, dass so gut wie jede Alternative ihr Für und Wider hat, nachträgliches Bedauern oder Reue hätte also auch bei einer anderen Entscheidung an Ihnen genagt.
    Prima. Das Problem mit diesen Tipps ist nicht, dass sie falsch sind, das sind sie wahrscheinlich nicht. Das Problem liegt eher in ihrer Umsetzbarkeit oder besser gesagt Nicht-Umsetzbarkeit. Zu Punkt eins: Ja, es wäre sicherlich super, wenn ich immer wüsste, was ich will, aber gerade das ist ja das Problem, dass mir eben dies angesichts der vielen Möglichkeiten und Angebote oft so schwerfällt.
    Zu Punkt zwei: Klingt vernünftig, ich werd’s meiner Freundin beim nächsten Schuhkauf als Denkanregung mitgeben. Ob es sie begeistern wird? Unwahrscheinlich. (Sehr unwahrscheinlich.) Wird sie meinen Rat befolgen? Ich denke, nicht.
    Und zu guter Letzt Punkt drei: Ich würde mein Grübeln gern abstellen, wirklich, ich würde auch gern etwas mehr im Hier und Jetzt leben und nicht ständig von irgendeiner Sorge geplagt werden. Leider bin ich kein buddhistischer Mönch mit vollständiger Kontrolle über meine Gedanken- und Gefühlswelt. Die Zweifel und das Bedauern und die Reue überfallen mich, ich find’s nicht schön, ich kann aber auch nichts dafür, ich kann mich den vielen Möglichkeiten ja nicht entziehen, selbst nicht, wenn ich auf den Mond ziehe, weil mir, alleine auf dem Mond sitzend und auf die blauleuchtende Erde guckend, ja immer bewusst wäre, dass meine Wahl für ein Leben auf dem Mond auch nur eine von vielen möglichen Lebensformen ist und nicht unbedingt die schönste.
    Es sind also vor allem Schwierigkeiten der praktischen Umsetzung, auf die wir stoßen, wenn wir versuchen, auf direkte Weise mit der Herausforderung der allzu vielen Optionen fertig zu werden. Vermutlich ist die Sache einfach zu komplex und groß, als dass wir ihr mit ein paar simplen Rezepten beikommen könnten.
    Vielleicht ist es in diesem Fall aussichtsreicher, das Problem nicht ganz so geradewegs anzugehen, sondern sich ihm eine Spur indirekter, gewissermaßen über die Hintertreppe, zu nähern, um es zumindest ansatzweise in den Griff zu bekommen.
    Mein Maximiererwert zum Beispiel liegt, wie sich herausgestellt hat, bei 4,8 – es sei denn, meine Freundin ist in der Nähe, dann sinkt mein Wert auf 3,9. Das erklärt sich ganz einfach: Wenn ich spätabends allein zu Hause bin, versuche ich oft durch intelligentes Zappen zwei TV-Sendungen gleichzeitig zu sehen, um meine Alternativkosten zu senken (Aussage Nr.4 im Maximiererfragebogen). In Anwesenheit meiner Freundin würde ich das nie wagen, das Zappen würde sie binnen kürzester Zeit in den Wahnsinn treiben. Die Folge: Der Fernsehabend verläuft, wenn meine Freundin da ist, auch für mich meist befriedigender, da mir das Zappen letztlich selber auf die Nerven geht (oder wir machen etwas ganz anderes). Ähnlich verhält es sich beim Radiohören im Auto (Statement Nr.3). Und was den Klamottenkauf betrifft (Nr.8): Müsste ich diese Herausforderung ganz allein meistern, es käme bei mir unweigerlich zu Schweißausbrüchen und subklinischen Panikattacken, also kommt meine Freundin oder meine Schwester mit und sagt mir: Das steht dir gut, nimm das, eindeutiger Kaufbefehl!
    Okay, Sie haben verstanden, worauf ich hinauswill. Ich will sagen, dass Beziehungen uns tendenziell genügsamer machen, und das gilt für jede intime Beziehung, für eine Partnerschaft, eine Freundschaft, eine Ehe, Familie, Kinder.
    Zugleich schränken alle diese Beziehungen unsere Freiheit ein. Wer verheiratet ist und Kinder hat, kann bekanntlich nicht wie sein

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