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Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast

Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast

Titel: Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois Duncan
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keine besonders angenehme Art zu sein, sich Europa anzuschauen.« Mrs Cox legte ihre Gabel neben den Teller. »Eine Europatour hatte ich eigentlich als Studienabschlussgeschenk für dich im Kopf. Eine schöne Rundreise durch alle wichtigen Großstädte, auf der wir in hübschen Hotels übernachten, in den berühmten Restaurants essen – die, von denen man immer liest –, in Konzerte und Museen gehen … ach, einfach alles. Es sollte eine Überraschung sein.«
    »Bis dahin sind es noch drei Jahre«, wandte Barry ein.
    »Die werden wie im Flug vergehen, Schatz, du wirst sehen. Viel zu schnell. Ich kann es ja kaum glauben, dass du schon beinahe dein erstes Studienjahr hinter dir hast.« Seine Mutter lächelte ihn liebevoll an. »Du brauchst Ferien, in denen du entspannen kannst und mal wieder Zeit mit deiner Familie verbringst. In letzter Zeit warst du so mit Lernen beschäftigt, dass wir dich kaum noch zu Gesicht bekommen haben.«
    Es war dieselbe alte Leier, die er schon eine Million Mal zu hören bekommen hatte, und als er endlich in seinem Wagen saß und zum Wohnheim zurückfuhr, war er völlig entnervt.
    Im Wohnheim angekommen, stellte er fest, dass bei ihm im Zimmer eine Pokerrunde in Gang war. Aus dem Gemeinschaftsraum war ein runder Tisch hereingeschleppt worden, an dem vier seiner Kumpel saßen.
    Lou Wheeler, sein Zimmergenosse, teilte gerade Karten aus und hielt kurz inne, als er ihn sah. »Hey, Cox, wo hast du gesteckt? Dein Future Star versucht schon die ganze Zeit, dich zu erreichen.«
    »Ach ja?« Barry warf die Tür zu und ließ sich auf sein Bett fallen. »Der Akku von meinem Handy ist alle, und ich musste meinen Alten einen Höflichkeitsbesuch abstatten, um zu versuchen, ein bisschen Kohle für den Sommer lockerzumachen.«
    Einer der Jungs, der neben Lou saß, schaute überrascht auf. »Dachte, dein alter Herr wäre stinkreich.«
    »Ist er ja auch, aber meine Mutter ist diejenige, die den Schotter verwaltet. Das war vielleicht eine Fahrt hierher, der reinste Albtraum. Über dem Stadion fackeln sie ein Feuerwerk ab und auf dem Campus war überall Stau.«
    »Ein paar Leute wollen eine Anti-Memorial-Day-Demonstration veranstalten – gegen die schwarzen Flaggen und das Feuerwerk. Wer braucht schon einen Tag, um den Krieg zu ehren?« Lou sortierte die Karten in seiner Hand. »Willst du Helen nicht zurückrufen? Sie schien ziemlich heiß darauf zu sein, dich zu sehen.«
    »Ich ruf sie morgen an«, entgegnete Barry.
    Lou pfiff durch die Zähne. »Hast du sie nicht mehr alle, Alter?« Er deutete auf die Kommode. »Schaut euch das Bild da an, Jungs! Könnt ihr euch vorstellen, so ein heißes Geschoss hinzuhalten?«
    Die anderen lachten und gaben ein paar anzügliche, aber gutmütige Kommentare von sich, während Helens Bild mit anerkennenden Blicken bedacht wurde.
    »Wenn du genug von ihr hast«, meinte einer der Jungs, »kannst du gern mir ihre Nummer geben.«
    »Das würde dir so passen«, antwortete Barry grinsend.
    Als die anderen sich jetzt wieder dem Spiel zuwandten, betrachtete er weiter das Foto. Helen war damals in der Elften gewesen. Es war dasselbe Bild, mit dem sie sich bei Channel Five beworben hatte, und sie hatte es vom Fotografen mit Photoshop bearbeiten lassen. Ihre Haare waren einen Hauch zu golden und die Schatten unter ihren Augen waren wegretuschiert worden. In die untere rechte Ecke hatte sie mit ihrer runden, kindlichen Handschrift geschrieben: »In Liebe, deine Hel.«
    Es war etwas Besonderes gewesen, als sie es ihm geschenkt hatte, aber mittlerweile war es nichts weiter als ein Deko-Gegenstand auf seiner Kommode. Er sah es sich selten an, musste jedoch zugeben, dass es ein hübsches Vorzeigeobjekt war.
    Helen war selbst ein Vorzeigeobjekt, was auch ein Grund dafür war, dass er sie noch nicht fallen gelassen hatte. Er hätte nie gedacht, dass ihre Beziehung die Highschool überleben würde. Tatsächlich hatte er noch nicht einmal vorgehabt, überhaupt eine »Beziehung« daraus werden zu lassen.
    Er wusste noch genau, wie er damals von der Schule nach Hause gefahren war und sie gesehen hatte, wie sie mit schwingenden Hüften die Straße entlangging. Obwohl er sie zunächst nur von hinten sah, hatte er bereits erahnen können, dass sie ordentlich was in der Bluse hatte. Als er neben ihr gehalten hatte, hatte er beeindruckt festgestellt, dass sie von vorn betrachtet sogar noch heißer war.
    Das erste Date war ein spontaner Entschluss gewesen. Sie sah umwerfend aus, sie war verfügbar,

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