Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast

Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast

Titel: Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois Duncan
Vom Netzwerk:
Passiert ist passiert. Der arme kleine Kerl wird alle Hilfe bekommen, die er braucht. Es wäre einfach unfair, wenn Barry die komplette Verantwortung allein tragen müsste.«
    »Das … das glaube ich nicht«, stammelte Julie. »Ist dir eigentlich klar, was das bedeutet?«
    Es entstand ein langes Schweigen. »Okay«, sagte Barry schließlich ernst. »Dann haben wir also eine Entscheidung getroffen und schließen hiermit einen Pakt, den niemand brechen darf. So, und jetzt lasst uns in die Stadt zurückfahren und nach Hause gehen.«
    Am nächsten Morgen hatte es in der Zeitung gestanden. Ray saß am Frühstückstisch, hörte, wie sein Vater laut aus dem Sportteil vorlas, hatte den Duft der Pfannkuchen in der Nase, die seine Mutter gerade vor ihn hingestellt hatte, und starrte auf den Artikel, der gleich neben den Todesanzeigen auf Seite zwei stand. Sein Magen krampfte sich vor Übelkeit heftig zusammen.
    »Daniel Gregg … als die Rettungskräfte am Unfallort eintrafen, befand sich der Junge noch bei Bewusstsein, auf der Fahrt … erlag er jedoch seinen schweren Verletzungen …«
    »Bitte entschuldigt mich«, hatte er gemurmelt und war hastig aufgestanden. »Ich hab keinen Hunger.«
    »Was ist denn los, Ray?«, hatte seine Mutter besorgt gefragt, aber er schaffte es aus der Küche, bevor sie ihn weiter mit Fragen bedrängen konnte.
    Später rief er bei Julie an. Ihre Mutter ging ans Telefon.
    »Julie geht es nicht so gut heute Morgen, Ray«, sagte sie. »Warum versuchst du es nicht später noch einmal?«
    Als er es tat, ging Julie selbst dran. Ihre Stimme klang ganz klein und dünn.
    »Ich möchte nicht reden«, flüsterte sie. »Nicht jetzt. Weder darüber noch über irgendetwas anderes.«
    Und da hatte er gewusst, dass es vorbei war. Er hatte aufgelegt, das Gesicht in den Händen vergraben und zum ersten Mal seit seiner Kindheit geweint.
    Jetzt – ein Jahr später – stand er da und starrte erneut auf den Artikel, und dieselbe kalte Hand griff nach seinem Herzen. Der Zeitungsausschnitt war schon etwas vergilbt. Irgendjemand hatte ihn oft in der Hand gehabt und gelesen. In der Mitte war das Papier geknickt und es roch nach alten Geldscheinen. Jemand musste den Artikel in seiner Brieftasche aufbewahrt und ihn vielleicht von Zeit zu Zeit herausgezogen haben, um ihn sich anzusehen und darüber nachzudenken. Und dann musste dieser Jemand zu einem Entschluss gelangt sein, einen Briefumschlag adressiert und den Zeitungsausschnitt einem achtzehnjährigen jungen Mann namens Raymond Bronson geschickt haben.
    Warum?, fragte er sich. Wer ist der Absender? Weiß er wirklich etwas oder hat er nur eine Vermutung? Was genau weiß er und woher weiß er es? Aber vor allem: Was wird er als Nächstes tun?

SECHS
    Am Memorial Day war Barry Cox bei seinen Eltern zum Abendessen eingeladen. Die Unterhaltung am Tisch drehte sich um die bevorstehenden Semesterferien. Seine Mutter wollte, dass er sie zu Hause verbrachte.
    »Und im August könnten wir an die Ostküste fahren«, schlug sie gut gelaunt vor. »Nur du und ich. Ich weiß doch, wie gern du den Lexus fährst, und es ist bestimmt schon vier Jahre her, seit wir Tante Ruth und Onkel Harry besucht haben. Vielleicht kann Dad sich eine Woche freimachen und nachkommen. Wir könnten sogar ein paar Tage nach New York und uns ein paar Broadwayshows ansehen.«
    »Ich weiß nicht, Mom«, erwiderte Barry. »Eigentlich habe ich für den Sommer schon andere Pläne.«
    »Tatsächlich?« Mrs Cox sah überrascht aus. »Darf man fragen, welche?«
    »Sommerseminare?« Sein Vater blickte von seinem Teller auf. »Ein Ferienjob?«
    Mr Cox war ein eher schweigsamer Mann, einige Jahre älter als seine Frau und hatte schneeweiße Haare. Barry konnte sich nicht daran erinnern, dass sie jemals eine andere Farbe gehabt hatten. Er arbeitete als Ingenieur für die Sandia National Laboratories, und seine Gedanken und sein Blick schienen oft auf einen Punkt gerichtet zu sein, der sich der Reichweite der anderen entzog.
    »Lou Wheeler fliegt mit ein paar von den anderen Jungs nach Europa«, antwortete Barry. »Sie wollen den Sommer dort verbringen – wandern, in Jugendherbergen übernachten. Bisschen Abenteuerurlaub eben. Sie haben gefragt, ob ich mitkomme.«
    »Klingt nach einem ziemlich kostspieligen Urlaub«, entgegnete Mr Cox trocken.
    »Nicht wirklich. Studenten bekommen ermäßigte Flugtarife, die Jugendherbergen sind praktisch umsonst, und das Essen kostet dort auch nicht mehr als hier.«
    »Scheint mir

Weitere Kostenlose Bücher