Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast

Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast

Titel: Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois Duncan
Vom Netzwerk:
und er hatte an dem Abend noch nichts vor.
    Dann war seine Mutter mit ins Spiel gekommen.
    »Ich finde es unmöglich«, hatte sie kopfschüttelnd von sich gegeben, »dass das Mädchen bei ihrer Figur keinen BH trägt. Und dass sie sich die Haare färbt, ist offensichtlich. Dieser Goldton ist geradezu absurd unnatürlich. Barry, Schatz, es gibt so viele reizende Mädchen – Ann Stanton, zum Beispiel, oder die hübsche Tochter von den Webers –, willst du deine Zeit und dein Geld wirklich mit jemandem wie ihr verschwenden?«
    Damit war die Sache entschieden gewesen.
    »Klar«, hatte Barry geantwortet. »Ich mag sie.« Bis zu dem Zeitpunkt hatte er eigentlich nicht vorgehabt, etwas Längerfristiges mit ihr anzufangen. »Ach, übrigens, sie kommt nachher vorbei«, hatte er hinzugefügt und seiner Mutter damit den Rest gegeben. Danach war er offiziell vergeben gewesen. Helen Rivers war sein Mädchen.
    Eigentlich hatte er gehofft, ihre Beziehung würde sich nach dem Schulabschluss von allein erledigen, wenn er in einem anderen Bundesstaat studieren würde. Schließlich war er zu jung, um sich jetzt schon fest zu binden. Aber das hatte nicht geklappt. Keine der Universitäten, für die er sich interessiert hätte, hatte ihm ein Football-Stipendium angeboten, und schließlich entschied seine Mutter, er solle hier auf die Uni gehen.
    »Dann bist du in der Nähe«, hatte sie argumentiert. »Du kannst sogar zu Hause wohnen bleiben, wenn du möchtest, und wenn du einer Stundentenverbindung beitrittst, kannst du wenigstens an den Wochenenden nach Hause kommen.«
    Er war fest entschlossen gewesen, die Sache mit Helen bis zum Semesterbeginn zu beenden.
    Dann waren zwei Sachen passiert. Erstens dieser verdammte Unfall. Helen hatte ihn wie eine Löwin verteidigt. Er war sich ziemlich sicher, dass Ray und Julie dem Pakt nicht zugestimmt hätten, wenn Helen sie nicht so gedrängt hätte. Dafür stand er tief in ihrer Schuld und beschloss deshalb, die Trennung noch eine Weile aufzuschieben.
    Und dann war sie überraschend zum Future Star gewählt worden. Barry musste zugeben, dass ihm das imponiert hatte – plötzlich hatte er eine Freundin, die ständig im Fernsehen zu sehen war und die jeder in der Stadt kannte. Es machte Eindruck, mit dem Future Star von Channel Five zusammen zu sein. Die Leute sprachen ihn immer wieder auf sie an und fragten, ob sie wirklich die Helen Rivers war.
    Aber allmählich reichte es ihm. Sie wurde immer besitzergreifender und anhänglicher. Eigentlich hätte ein Mädchen mit ihrem Aussehen vor Selbstbewusstsein nur so strotzen müssen, aber Helen schien da eine Ausnahme zu sein. Sie brauchte ständig Bestätigung. »Gefällt dir mein Top? Sehe ich in der Hose sexy aus? Findest du, es sieht gut aus, wenn ich meine Haare so trage, oder sollte ich lieber etwas anderes damit machen lassen? Was meinst du, habe ich seit letztem Sommer ein bisschen zugenommen?«
    Und noch schlimmer: Sie fing an, vom Heiraten zu sprechen. Heiraten – er! Er war gerade mal neunzehn geworden, hatte noch so gut wie nichts erlebt oder von der Welt gesehen.
    »Vergiss es, Hel«, hatte er ihr gesagt. »Ich habe noch drei Jahre Studium vor mir, bevor ich überhaupt anfangen kann, daran zu denken.«
    »Wo ist das Problem?«, war Helen hartnäckig geblieben. »Viele Leute heiraten während des Studiums. Es würde mir nichts ausmachen, weiterhin zu arbeiten, um das Geld für uns zu verdienen. Im Gegenteil.«
    »Auf keinen Fall. Ich würde nicht wollen, dass meine Frau arbeitet.«
    Es war die erstbeste Antwort gewesen, die ihm einfiel, und sie hatte selbst in seinen Ohren lächerlich altmodisch geklungen. Alle verheirateten Frauen arbeiteten, zumindest bis das erste Baby da war. Wollte Helen Kinder haben? Vermutlich ja. Ein schreiendes, sabberndes Baby, und zwar so schnell wie möglich.
    Ihm schauderte bei dem Gedanken.
    Er hätte ihr einfach sagen sollen, dass er noch ein bisschen was erleben wollte, bevor er eine Familie gründete, und dass sie – selbst wenn es dann irgendwann so weit wäre – nicht die Frau an seiner Seite sein würde. Manchmal erinnerte Helen ihn an seine Mutter, was eigentlich absurd war, weil es auf der ganzen Welt vermutlich keine zwei Menschen gab, die weniger gemeinsam hatten. Aber beide schafften es immer wieder, ihn so in die Enge zu drängen, dass er das Gefühl hatte, zu ersticken.
    Ray Bronson hatte sich nach der Schule eine einjährige Auszeit genommen, war die kalifornische Küste entlanggereist und

Weitere Kostenlose Bücher