Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast
einer Sondermeldung unterbrochen worden sei – Barry William Cox, neunzehn, Student an der hiesigen Universität, sei angeschossen und schwer verwundet von einer Campusstreife auf dem Sportplatz aufgefunden worden.
Ein paar Studenten, die in einiger Entfernung gestanden hatten, waren bereits befragt worden, konnten sich jedoch nicht daran erinnern, einen Schuss gehört zu haben.
»Das Feuerwerk war total laut«, erklärte ein Mädchen. »So ein Pistolenschuss wäre kaum jemandem aufgefallen.«
Ein Bewohner aus Barry Cox’ Studentenheim berichtete, er habe unmittelbar vor dem Anschlag auf Cox zufällig ein Telefongespräch mitgehört.
»Er wollte sich mit jemandem treffen«, so der junge Mann. »Wie ich Barry kenne, war es bestimmt ein Mädchen. Er klang ziemlich sauer am Telefon, als hätte sie irgendetwas gesagt, was ihn aufgeregt hätte.«
Nach Angaben des Radiosenders war der Schwerverletzte ins St. Joseph’s Hospital eingeliefert worden.
Ray rief sofort im Krankenhaus an, wo er jedoch lediglich erfuhr, dass Barry Cox derzeit operiert werde, weshalb noch keine näheren Angaben zu seinem Zustand gemacht werden könnten.
Als Nächstes versuchte er, Barrys Eltern zu erreichen. Ohne Erfolg. Danach rief er Julie an.
Helen Rivers erfuhr auf eher bizarre Art und Weise von dem Anschlag auf ihren Freund. Sie stand gerade im Fernsehstudio und wartete darauf, den Wetterbericht zu verlesen, als sie voller Entsetzen hörte, wie der Nachrichtensprecher, der nur zwei Meter von ihr entfernt saß, in den Zehn-Uhr-Nachrichten von dem Vorfall berichtete.
Zum Glück war die Kamera in diesem Moment nicht auf ihr Gesicht gerichtet.
Sie war selbst von sich überrascht, als sie die Fernsehzuschauer einige Augenblicke später äußerlich ruhig darüber informierte, dass die Höchsttemperaturen an diesem Tag achtundzwanzig Grad erreicht hätten, die Tiefstwerte in der Nacht bei zwanzig Grad liegen würden und es im Norden des Bundesstaates leichte Regenschauer gegeben hätte.
Als die Kamera ihr Gesicht jedoch wieder freigab, rannte sie auf die Damentoilette und brach weinend zusammen.
Collie Wilson schaute die Nachrichten auf dem großen Flachbildschirm im Gemeinschaftsraum der Apartmentanlage Four Seasons. Als er von dem Anschlag hörte, setzte er sich in seinen Wagen und fuhr zu Channel Five.
»Ich bin auf der Suche nach Helen Rivers«, erklärte er der ersten Person, die ihm über den Weg lief, nachdem er das Studio betreten hatte.
»Sind Sie ein Freund? Sie schickt der Himmel!«, rief der Mann. »Sie sitzt in der Mitarbeiterlounge und ist völlig hysterisch. Wir sind absolut ratlos und wissen nicht, was wir mit ihr tun sollen. Sie besteht darauf, auf der Stelle ins St. Joseph’s Krankenhaus gebracht zu werden.«
»Das kann ich übernehmen«, sagte Collie.
»Dann kommen Sie bitte mit, wir sind froh, wenn sich jemand um sie kümmert.«
Der Mann führte ihn einen Flur hinunter, dann durch eine Tür und schließlich einen weiteren Flur entlang. Collie konnte Helen hören, lange bevor sie bei ihr waren.
Als er in die Lounge trat, fragte er sich einen Moment, ob es sich bei dem Mädchen, das sich schluchzend auf dem Boden krümmte, wirklich um Helen handelte. Sie war in einem grauenhaften Zustand. Ihre Augen waren rot und geschwollen, die Wangen von Wimperntusche verschmiert und ihr Gesicht war zu einer verzweifelten Grimasse verzerrt.
»Hey«, sprach er sie sanft an. »Erinnerst du dich noch an mich? Wir haben uns am Pool kennengelernt.« Er setzte sich neben sie und legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Soll ich dich ins Krankenhaus fahren?«
Helen nickte unter Schluchzern.
»Dann versuchst du jetzt am besten, dich zusammenzureißen, und gehst dir das Gesicht waschen, okay? Ich warte hier so lange auf dich.«
Fünf Minuten später führte er Helen – die sich das Gesicht gewaschen und ihre Haare in Ordnung gebracht hatte – zu seinem Wagen und setzte sie auf den Beifahrersitz.
»Warum machst du nicht das Radio an?«, schlug er vor, nachdem er selbst eingestiegen war. »Vielleicht gibt es schon etwas Neues.«
Helen drückte auf den Knopf, worauf leise Musik den Wagen erfüllte und sie den Sendersuchlauf einschaltete.
»Nein, geh noch mal zurück«, sagte Collie. »Das war der lokale Nachrichtensender. Wenn es irgendetwas Neues gibt, dann werden wir es da erfahren.«
Helen lehnte sich ins Polster zurück und knetete angespannt die Hände im Schoß.
»Woher hast du gewusst, was passiert ist?« Es war das
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