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Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast

Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast

Titel: Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois Duncan
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Wagen, und sie fragen, ob wir kurz ihr Telefon benutzen könnten, weil wir nur ein Handy mithaben und der Akku leer ist? Wenn sie uns die Nachrichten nicht geschickt und auf Barry geschossen haben, werden wir für sie nichts weiter als zwei Jugendliche sein, die eine Autopanne haben.«
    »Und wenn sie es sind?«
    »Dann werden wir das merken«, antwortete Julie. »Jedenfalls bin ich mir sicher, dass ich es merken würde. Sobald sie uns sehen und unsere Namen hören, würden wir es an ihren Gesichtern ablesen können. Der Schock, dass wir einfach so vor ihrer Tür stehen …«
    »… könnte dazu führen, dass sie sofort nach ihrer Waffe greifen«, beendete Ray den Satz für sie. »Verstehst du nicht, Julie? Wir bieten uns denen praktisch wie auf dem Präsentierteller an. Glaubst du wirklich, sie würden sich diese Chance entgehen lassen, sich an uns zu rächen?«
    »Indem sie uns in ihrem eigenen Vorgarten erschießen?« Julie schüttelte den Kopf. »Denk nach, Ray. Es ist helllichter Tag, und ich glaube auch nicht, dass sie ganz allein dort oben wohnen. Sie haben bestimmt Nachbarn. Das ist eine völlig andere Situation als bei Barry. Außerdem kann ich mir einfach nicht vorstellen, dass jemand da draußen herumläuft und uns töten will. Ich glaube immer noch, dass es irgendein durchgeknallter Junkie war, und dass Barry leider zur falschen Zeit am falschen Ort war, genau wie … genau wie der kleine Daniel Gregg damals.«
    »Mir gefällt das nicht«, stöhnte Ray und fuhr sich durch die Haare. »Ehrlich gesagt will ich auch gar nicht wissen, wie seine Eltern sind.«
    »Aber ich.« Julies Stimme war leise und entschlossen. Es war die gleiche Stimme, die vor einem Jahr gesagt hatte: »Es ist vorbei, Ray. Was immer das zwischen uns war, es ist vorbei. Ich möchte nichts und niemanden mehr in meinem Leben haben, das mich an diesen entsetzlichen Abend erinnert.« Sie hatte es ernst gemeint, so wie sie es auch jetzt ernst meinte.
    »Ich möchte wissen, wer sie sind«, wiederholte Julie. »Wenn du schon der Meinung bist, dass wir uns dem Ganzen stellen sollen, dann lass es uns wenigstens richtig tun. Lass es uns herausfinden. Mein Entschluss steht fest. Entweder du begleitest mich oder ich nehme Moms Wagen und fahre selbst hin.«

ZEHN
    Das Haus befand sich in einem kleinen Wohngebiet am Ende einer schmalen, unbefestigten Straße, die östlich des Mountain Highway abzweigte. Die im Schatten der Berge liegenden weiß verklinkerten Häuschen standen so dicht an der Straße, als wären sie froh um die nahe Anbindung an die Zivilisation.
    Sie fuhren einmal daran vorbei, um die Hausnummer zu überprüfen, drehten dann wieder um, stellten den Wagen am Anfang der Straße ab und gingen zu Fuß zurück.
    Julie spürte mit jedem Schritt, wie ihr Herz heftiger schlug. Als sie schließlich vor dem Haus standen, war ihr speiübel.
    Ray berührte flüchtig ihre Hand. »Bist du sicher, dass du das hier durchziehen willst?«
    »Ganz sicher«, antwortete Julie.
    In Wirklichkeit war sie sich überhaupt nicht mehr sicher und fragte sich sogar, wie sie überhaupt auf diese blödsinnige Idee hatte kommen können. Was, wenn Ray mit seiner Befürchtung recht hatte und die Greggs tatsächlich für die anonymen Nachrichten und den Mordanschlag auf Barry verantwortlich waren? Was, wenn sie die beiden jungen Leute namens Julie James und Raymond Bronson doch kannten? Wenn ihr Wunsch nach Vergeltung so groß war, dass sie vor nichts zurückschrecken würden, ganz gleich welche Konsequenzen es zur Folge hätte?
    Oder wenn sie – was in gewisser Weise fast genauso schlimm wäre – einfach in der Tür stehen und sie mit Tränen in den Augen fragen würden: »Warum? Warum habt ihr unseren Sohn überfahren und noch nicht einmal den Anstand besessen, zu sagen, dass es euch leidtut?«
    Das hier ist sein Zuhause gewesen, dachte Julie, während sie reglos auf das Haus blickte. Hier hat Daniel Gregg gelebt.
    Es war ein einfacher Backsteinbau und der Garten machte einen ziemlich vernachlässigten Eindruck. Der Rasen war vom Winter noch bräunlich-gelb verfärbt, an einigen Stellen war die blanke Erde zu sehen und aus den Blumenbeeten vor den Fenstern ragten verdorrte Stiele. Allerdings war irgendjemand offenbar gerade dabei, der Zierleiste unter dem Dach einen neuen Anstrich zu verpassen, wie die leuchtend gelbe Farbe, mit der ein Teil davon bereits gestrichen war, und die an der Hausmauer lehnende Leiter belegten.
    »Kommst du?«, fragte Ray. Die Worte waren

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