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Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast

Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast

Titel: Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois Duncan
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füllte drei hohe Gläser damit.
    »Zucker?«, fragte sie.
    »Für mich nicht, danke«, sagte Julie und nahm das Glas aus Megans kleiner kräftiger Hand entgegen. »Und Ray nimmt, glaube ich, auch keinen.«
    Eines ist sicher, dachte Julie. Megan hat definitiv nichts mit dieser Sache zu tun. Ausgeschlossen, dass sie auf Barry geschossen hat, und unsere Namen kennt sie auch nicht. Sie ist so offen und freundlich, wie ein Mensch es nur sein kann.
    Megan nahm die anderen beiden Gläser und bedeutete Julie, ihr zu folgen. »Komm, wir setzen uns hinten in den Garten, dann kann ich die Wäsche fertig abhängen. So ist das, wenn die Eltern weg sind, der große Bruder ausgezogen ist und man als Einzige im Haus zurückbleibt. Man muss sich selbst um die Wäsche, ums Essen und den ganzen anderen Kram kümmern. Ich versuche, mir immer einzureden, dass das ganz gut für mich ist, weil ich dadurch vielleicht ein paar Kilo abnehme, ich koche nämlich überhaupt nicht gern nur für mich allein. Aber leider funktioniert es nicht wirklich. Die Sachen, die am meisten Kalorien haben, sind am einfachsten zuzubereiten.«
    »Wo sind deine Eltern denn?«, fragte Julie, während sie Megan durch die Küchentür in einen hübschen, von knorrigen Bäumen eingefassten Garten mit gemütlichen Gartenmöbeln, einem Grill und einem kleinen Geräteschuppen folgte.
    Im hinteren Teil war zwischen zwei Bäumen eine Wäscheleine gespannt, auf der Hemden, Hosen und zwei Leintücher in der leichten Brise flatterten.
    »Sie sind in Las Lunas.« Megan stellte die Gläser auf dem Tisch ab und ging zur Wäscheleine. »Ma geht es nicht besonders. Sie ist da unten in einer Klinik, und Pa hat sich ein Zimmer in einer Pension genommen, um bei ihr sein zu können. Die Ärzte sagen, dass ihr das guttut.«
    »Das tut mir leid.« Julie griff nach den unteren beiden Enden eines Leintuchs, das Megan gerade abgehängt hatte, und half ihr, es zusammenzufalten. »Ist deine Mutter schon lange krank?«
    »Sie ist vor zwei Monaten in die Klinik gekommen«, antwortete Megan. »Genau genommen ist es mehr eine Art Sanatorium.«
    »Dann fehlt ihr körperlich also nichts?«
    »Oh nein. Ich meine, sie ist zwar viel zu dünn und müde und ausgelaugt, aber sie hat keine Krankheit oder so was. Es ist eher was Seelisches. Mein kleiner Bruder ist letzten Juli überfahren worden. Vielleicht hast du davon gehört oder sein Bild in der Zeitung gesehen? Er hieß Daniel. Daniel Gregg.«
    »Ich glaube, ich kann mich daran erinnern«, antwortete Julie und spürte, wie ihr die vertraute Übelkeit die Kehle hochstieg.
    »Na ja, Ma gibt sich die Schuld daran. Danny wollte bei einem Freund übernachten, der ein paar Kilometer von hier entfernt wohnt, bekam aber irgendwann Streit mit ihm. Also hat er Ma angerufen und ihr gesagt, dass er nach Hause kommen will, woraufhin sie meinte, dass er dort bleiben und sich wieder mit seinem Freund vertragen soll. Stattdessen ist er auf sein Fahrrad gestiegen und hat sich allein auf den Nachhauseweg gemacht. Es war schon dunkel und er hatte kein Licht am Fahrrad. Dann kam ein Wagen um die Kurve gerast und fuhr ihn um.«
    »Und man weiß nicht, wer es war?« Julie versuchte, das Zittern ihrer Hände zu überspielen, indem sie rasch das zweite Laken von der Leine nahm und anfing, es zusammenzufalten.
    »Die Polizei glaubt, es könnten Jugendliche gewesen sein, die vom Grillplatz Silver Springs kamen. Ein Ranger hat ein paar Teenager beobachtet, die dort oben ein bisschen gefeiert haben. Er sagte, sie seien zu viert gewesen, zwei Jungs und zwei Mädchen, aber er hat sie nur aus der Ferne gesehen und konnte sie nicht näher beschreiben. Die Frau, die in der Zentrale damals den Notruf entgegengenommen hat, meinte, dass die Stimme wie die von einem Jungen geklungen hätte.«
    »Und deine Mutter?« Julie legte das zusammengefaltete Laken zu dem anderen im Wäschekorb.
    »Sie ist daran zerbrochen. Dabei hat sie sich am Anfang noch ganz tapfer gehalten. Ich glaube, wir standen alle unter Schock. Danny war das Nesthäkchen, das einzige Kind aus Mas zweiter Ehe, und wir waren alle total vernarrt in ihn und haben ihn ziemlich verwöhnt. Das war auch der Grund, warum Ma ihn an dem Abend nicht abholen wollte. Sie und Pa hatten beschlossen, ein bisschen strenger mit ihm zu sein und ihm nicht immer alles durchgehen zu lassen. Und als er sich dann allein auf den Weg machte und dabei überfahren wurde … du kannst dir bestimmt vorstellen, was da in ihr vorgegangen ist. Sie hat

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