Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast

Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast

Titel: Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois Duncan
Vom Netzwerk:
ungeduldig, aber die Stimme, die sie aussprach, klang nervös.
    Julie zögerte noch kurz, dann folgte sie ihm.
    Die beiden stiegen die Stufen zu einer kleinen Veranda hinauf und Ray drückte auf die Klingel. Die Tür stand halb offen, und durch das Fliegengitter konnten sie die einfache Einrichtung eines Wohnzimmers sehen: einen grünen Sessel, das Ende einer wuchtigen Couch und ein niedriges Tischchen, auf dem Zeitschriften lagen. Auf der anderen Seite des Raums stand ein altmodischer tragbarer Fernseher auf einem schmalen Sideboard.
    Trotz der geöffneten Tür vermittelte der Ort ein Gefühl von Verlassenheit.
    Ray klingelte noch einmal und gemeinsam lauschten sie dem durch das Haus hallenden Klang nach.
    »Niemand da.« Er wirkte erleichtert.
    »Das glaube ich nicht«, sagte Julie. »Man verlässt doch sein Haus nicht, ohne abzuschließen.«
    »Mr Gregg ist um die Zeit mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit arbeiten – daran hätten wir gleich denken können. Und seine Frau arbeitet vielleicht auch oder ist gerade bei einem Nachbarn.«
    »Wollt ihr zu mir?«, fragte eine Stimme direkt hinter ihnen. Ray und Julie zuckten erschrocken zusammen, als wären sie bei etwas Verbotenem ertappt worden. Als sie sich umdrehten sahen sie eine nicht besonders große, etwas füllige, hübsche junge Frau am Fuß der Treppe stehen, die höchstens ein paar Jahre älter als Julie war.
    »Ich war hinter dem Haus und habe Wäsche abgehängt. Unser Trockner hat den Geist aufgegeben, also müssen wir im Moment wieder auf die gute alte Wäscheleine zurückgreifen. Ich dachte, ich hätte die Klingel gehört, war mir aber nicht ganz sicher. Kann ich euch irgendwie behilflich sein?«
    »Wir wollten fragen, ob wir kurz mal telefonieren dürfen«, antwortete Julie, woraufhin Ray erklärend hinzufügte: »Wir haben ein Problem mit unserem Wagen, er steht ein Stück die Straße runter und ausgerechnet jetzt ist auch noch der Akku von meinem Handy leer.«
    »Klar. Kommt rein.« Die junge Frau stieg die Treppe hoch, stieß die Tür noch ein Stückchen weiter auf und winkte sie ins Haus. »Ihr könnt die Fliegengittertür ruhig auflassen, noch sind wir von den kleinen Plagegeistern Gott sei Dank verschont. Aber während des Sommers darf sie wirklich nicht lange offen bleiben, sonst werden wir die Biester nicht mehr los. Das Telefon steht gleich da drüben im Flur.« Sie deutete auf ein kleines Tischchen.
    »Vielen Dank.« Ray ging in die angegebene Richtung.
    »Wenn Pa da wäre, könnte er euer Auto bestimmt wieder flottmachen. Er hat bis jetzt noch fast jeden Motor wieder zum Laufen gebracht.« Sie lächelte Julie an. Es war ein offenes, herzliches Lächeln, das ihr Gesicht auf so eine vertraute Weise zum Leuchten brachte, dass Julie nicht anders konnte, als sie anzustarren.
    »Sag mal, sind wir uns schon mal begegnet?«, fragte Julie. »Ich weiß, das klingt albern, aber ich könnte schwören, dass ich dich schon mal irgendwo gesehen habe.«
    »Kann gut sein«, antwortete die junge Frau. »Ich arbeite unten im Einkaufszentrum Bon Marché als Friseurin. Kommt mir manchmal so vor, als hätte ich schon der halben Stadt die Haare gemacht. Ich heiße übrigens Megan.«
    »Julie James«, stellte Julie sich vor, »und das«, sie zeigte den Flur hinunter auf Ray, »ist Ray Bronson. Es ist wirklich unglaublich nett von dir, dass du uns hilfst.«
    Das Lächeln der jungen Frau blieb unverändert. Genau wie der Ausdruck in ihren großen dunklen Augen.
    »Ich bin froh, wenn sich mal jemand zu uns nach draußen verirrt. Ma sagt immer, ich könnte selbst einem Kaninchen das Ohr abkauen, weil ich so viel rede, was unter anderem wahrscheinlich der Grund dafür ist, dass ich meinen Job so mag. Man kann sich den ganzen Tag mit Leuten unterhalten. Aber heute hab ich frei, und gestern war ja Feiertag und vorgestern Sonntag, und da meine Eltern für einige Zeit weg sind, bekomme ich langsam einen Lagerkoller. Kann ich euch vielleicht einen Eistee anbieten? Wird wahrscheinlich eine Weile dauern, bis jemand hier rauskommt, um sich den Wagen anzuschauen.«
    »Gerne«, nahm Julie das Angebot an. »Vielen Dank.«
    Sie folgte Megan vom Wohnzimmer in eine kleine helle Küche. Die Wände waren in einem blasseren Gelb gestrichen als die Dachleiste, die ihnen vorhin aufgefallen war, und unter der Wanduhr hing ein Kalender mit Katzenfotos. Auf dem Küchentisch lag eine aufgeschlagene Zeitschrift. Megan öffnete den Kühlschrank, holte eine Plastikflasche mit Eistee heraus und

Weitere Kostenlose Bücher