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Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast

Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast

Titel: Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois Duncan
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sich die Schuld gegeben.«
    »Aber sie konnte doch nicht wissen, dass so etwas passieren würde«, entgegnete Julie.
    »Nein, natürlich nicht. Das haben wir ihr auch immer wieder gesagt. Aber es hat nichts genützt. Sie war nicht davon abzubringen, dass sie ganz allein schuld ist an Dannys Tod, weil sie sich geweigert hat, ihn abzuholen. Vor ein paar Monaten ist sie dann völlig zusammengebrochen und eines Morgens einfach nicht mehr aufgestanden. Sie lag nur noch im Bett und hat kein Wort mehr gesprochen, mit mir nicht und auch nicht mit Pa. Wir haben einen Arzt gerufen und … die Details erspare ich dir lieber. Jedenfalls ist sie jetzt in der Klinik, wo sie Hilfe bekommt.«
    »Das ist schrecklich.« Julie gelang es nicht, das Zittern in ihrer Stimme zu unterdrücken. Sie warf einen verstohlenen Blick zum Haus hinüber. Wo blieb Ray? Warum brauchte er so lange?
    Komm endlich, flehte sie stumm. Bring mich von hier weg. Ich will mir das alles nicht anhören.
    »Danny war ein unglaublich süßer Kerl«, fuhr Megan fort, während sie ein T-Shirt abhängte und zusammenlegte. »Ein echter Racker, aber man konnte ihm nie lange böse sein. Er hat alles für einen gemacht, wenn man ihn darum gebeten hat. Er hat mich immer ›Westi‹ gerufen, so hat er mich als kleines Kind immer genannt, weil er damals noch nicht ›Schwester‹ sagen konnte. Ich denke viel an ihn.«
    Als Megan den bestürzten Ausdruck auf Julies Gesicht sah, hielt sie plötzlich inne. »Oh nein! Jetzt habe ich dich ganz traurig gemacht. Das wollte ich nicht. Da rede ich und rede und schütte dir mein Herz aus, dabei kennen wir uns überhaupt nicht. Bitte entschuldige.«
    »Es tut mir nur so schrecklich leid für dich. Für dich und deine Familie.« Julie konnte kaum sprechen.
    »Es ist nicht nur das, oder?« Megan strich ihr sanft über den Handrücken. »Du hast auch jemanden verloren, habe ich recht? Bruder oder Schwester?«
    »Ich bin ein Einzelkind«, antwortete Julie. »Aber mein Vater ist gestorben. Das ist jetzt schon einige Jahre her.«
    »Es wird leichter mit der Zeit, nicht wahr? Es muss einfach leichter werden.«
    »Es verblasst«, sagte Julie. »Man denkt nicht mehr ständig daran, aber wirklich vergessen kann man es nie. Ich war noch klein, als Dad starb, aber wenn abends die anderen Väter von der Arbeit nach Hause kommen, ertappe ich mich selbst jetzt noch manchmal dabei, wie mein Blick zu r Tür wandert. Und als neulich abends mein Freund vorbeikam, hörte ich im Wohnzimmer seine Schritte in der Einfahrt. Sie klangen genau wie die von meinem Vater – so entschlossen und zielstrebig …« Sie verstummte, als Ray in der Küchentür auftauchte. »Alles klar! Es kommt gleich jemand vorbei«, rief er.
    »Ich musste es bei verschiedenen Werkstätten versuchen«, fügte er hinzu, und Julie sah ihm an, dass ihm die Lüge nicht leichtfiel.
    »Wenn du magst – auf dem Tisch da drüben steht ein Glas Eistee für dich«, sagte Megan.
    »Vielen Dank, aber ich glaube, wir sollten besser gleich zum Wagen zurück.« Er sah Julie an. »Bist du so weit?«
    »Ja, natürlich.« Sie unterdrückte einen erleichterten Seufzer. »Vielen Dank für alles, Megan.«
    »Nicht der Rede wert, wirklich. Und das ist zwar ganz schön egoistisch … aber ich bin froh, dass ihr mit eurer Autopanne bei mir gelandet seid. Ich habe dringend mal wieder jemanden zum Reden gebraucht.«
    »Ich hoffe, dass es deiner Mutter bald wieder besser geht«, sagte Julie und dachte gleichzeitig, wie unpassend sich die Worte anhörten.
    »Ich glaube fest daran. Sie ist in guten Händen. Und jetzt ist ja auch Pa bei ihr.« Megan schenkte Julie ein warmes Lächeln. »Komm doch irgendwann mal ins Bon Marché und lass dir von mir die Haare machen. Die sind so schön, dass es das reinste Vergnügen wäre. Ich liebe die Farbe!«
    »Danke. Vielleicht mache ich das wirklich mal.« Sie spürte, wie Ray ihr die Hand auf den Arm legte. »Auf Wiedersehen, Megan.«
    »Macht’s gut. Hoffentlich ist es nichts Ernstes mit eurem Wagen!«, rief Megan ihnen hinterher, als sie um das Haus herum Richtung Straße gingen.
    Sie sprachen kein Wort, bis sie im Wagen saßen und Ray den Motor anließ.
    »Ihr scheint euch ziemlich gut verstanden zu haben«, sagte er leise. »Was meintest du damit, als du gesagt hast, du hoffst, dass es ihrer Mutter bald wieder besser geht?«
    »Megan ist Daniels Schwester«, antwortete Julie. »Oder besser gesagt Halbschwester. Anscheinend ist Mr Gregg ihr zweiter Mann. Daniel war ihr

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