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Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast

Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast

Titel: Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois Duncan
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Julie. Aber er wird sie nicht bekommen, versuchte Ray, sich zu beruhigen. Nicht, solange ich es verhindern kann.
    Tief in Gedanken versunken, schlenderte er die Straße zum Krankenhaus zurück, wo er den Wagen seines Vaters auf dem Besucherparkplatz abgestellt hatte, stieg ein und ließ den Motor an. Das andere Auto, das sich hinter ihm in die Spur einfädelte und ihm mit leichtem Abstand den ganzen Weg bis nach Hause folgte, bemerkte er nicht.

FÜNFZEHN
    Helen hatte schon die Tür hinter sich zugezogen, um zum Pool hinunterzugehen, als im Apartment das Telefon klingelte.
    »Geh schon mal vor«, sagte sie zu Collie, der sie abgeholt hatte. »Vielleicht gibt es etwas Neues von Barry.«
    Eilig schlüpfte sie in die Wohnung zurück und lief zum Telefon, das gerade zum sechsten Mal klingelte, als sie abhob.
    »Du bist ja doch da! Ich wollte gerade wieder auflegen.« Rays Stimme am anderen Ende der Leitung wurde von leisem statischen Rauschen begleitet, als riefe er von weit weg an. »Ich habe gute Neuigkeiten. Heute Nachmittag war ich bei Barry im Krankenhaus, und er hat gesagt, dass es eindeutig ein Raubüberfall war und dass das Ganze nichts mit letztem Sommer zu tun hatte. Bloß irgendein Irrer, der Geld brauchte.«
    »Du hast Barry im Krankenhaus besucht!«, fragte Helen überrascht. »Wie hast du das geschafft?«
    »Ich habe mich zwischen den Besuchszeiten über die Hintertreppe in sein Zimmer geschlichen. Aber hast du mitgekriegt, was ich gerade gesagt habe? Es war ein ganz gewöhnlicher Überfall.«
    »Ja, habe ich. Das ist gut.« Helens Hand schloss sich fester um das Telefon. »Wie geht es ihm, Ray? Was hat er für einen Eindruck auf dich gemacht? Hat er nach mir gefragt?«
    »Na ja, ich habe nicht wirklich lange mit ihm gesprochen«, antwortete Ray ausweichend. »Er sah ziemlich mitgenommen aus. Ist ja auch kein Wunder. Die OP , bei der sie ihm die Kugel aus dem Rücken operiert haben, war sicher anstrengend. Aber er war völlig klar und wach und wusste, was er sagte.«
    »Meinst du, ich könnte ihn vielleicht auch besuchen, wenn ich mich wie du in sein Zimmer schleiche?«, fragte Helen.
    »Ich glaube, das wäre keine so gute Idee, Helen.« Rays Stimme klang angespannt. »Du kannst dir ja vorstellen, dass ihn die ganze Sache ziemlich mitgenommen hat. Warte lieber noch ein bisschen, bis es ihm wieder besser geht.«
    »Aber wenn er sich darüber gefreut hat, dich zu sehen …«, begann Helen.
    »Hat er gar nicht. Ich hatte eher den Eindruck, dass er überfordert war. Und über deinen Besuch würde er sich wahrscheinlich genauso wenig freuen. Glaub mir, Helen, ich weiß, wovon ich rede. Er wirkte ganz schön niedergeschlagen und muss das alles erst mal verarbeiten, schätze ich. Lass ihm noch etwas Zeit, okay?«
    »In Ordnung. Danke, dass du angerufen hast, Ray. Hast du schon mit Julie gesprochen?«
    »Ich habe sie noch nicht erreicht, versuche es aber später noch mal bei ihr«, sagte Ray.
    »Okay, gut. Ich bin wirklich froh, dass wir drei uns keine Sorgen mehr machen müssen, wer von uns das nächste Opfer sein könnte.«
    Nachdem sie sich verabschiedet und aufgelegt hatte, blieb sie noch einen Moment nachdenklich stehen und atmete tief aus. In ihre Erleichterung mischte sich ein Hauch von Enttäuschung. Konnte es sein, dass Barry sie tatsächlich nicht sehen wollte?
    Nein, der Gedanke war natürlich völlig absurd. So absurd, dass es sich noch nicht einmal lohnte, sich darüber aufzuregen. Wenn Barry wirklich so niedergeschlagen war, dann brauchte er sie jetzt mehr denn je. Heute Abend würden mit Sicherheit seine Eltern bei ihm sein, aber gleich morgen früh würde sie versuchen, ihn heimlich zu besuchen.
    Nachdem nun feststand, dass es ein Raubüberfall gewesen war, hatte sich die Frage, den Pakt zu brechen, ein für alle Mal erledigt. Trotzdem würde sie es Ray nie verzeihen, dass er es überhaupt vorgeschlagen hatte. Die Tatsache, dass er auch nur in Erwägung gezogen hatte, hinter seinem Rücken zur Polizei zu gehen, zeigte, wie wenig man auf sein Wort geben konnte.
    Ich möchte gar nicht daran denken, was passiert wäre, wenn er das wirklich getan hätte, dachte sie. Er hätte völlig grundlos Barrys ganzes Leben zerstört.
    Sie griff nach dem Badetuch, das sie über einen der Sessel geworfen hatte, als sie zum Telefon gelaufen war, und ging wieder nach draußen. Vor der Tür zögerte sie einen Moment und zog sie dann zu, ohne abzuschließen.
    »Jetzt ist es vorbei«, sagte sie mit fester Stimme.
    Es tat

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