Ich weiss, wie du tickst: Wie man Menschen durchschaut (German Edition)

sie meist nicht sehr zuverlässig, denn sobald ihre Freundinnen auf der Bildfläche erscheinen, ist die Schule abgemeldet. Da sie schlechte Zeugnisnoten hat, versucht ihre Mutter Heidi, ihr Nachhilfe zu geben und sie mehr im logischen Denken zu trainieren .
    Kevin, der jüngste Sohn, ist 13 Jahre alt und kommt überhaupt nicht in die Gänge. Morgens kommt er nur aus dem Bett heraus, wenn es gar nicht anders geht. Seinem Vater geht seine Trägheit auf den Wecker, und er hat schon mehrfach versucht, Kevin dazu zu überreden, in einen Sportverein einzutreten, damit er endlich mal «auf Trab» kommt, aber der Junge hat keine Lust auf Sport. Wenn er sich dann endlich mal zu etwas durchgerungen hat, ist er gewissenhaft und zuverlässig .
    Immer wenn es in der Familie Konflikte gibt, wenden sich die Kinder an Opa Jakob. Er versteht sich mit allen Kindern gut und wirkt in seiner ruhigen Art auch immer ausgleichend. Für das geplante Jurastudium von Tobias interessiert er sich genauso wie für die Freizeitaktivitäten von Nicole und Kevin und das Geschäft von Heidi und Peter. Gerne hilft er auch mal im Haus mit, pflegt den Garten oder packt im Geschäft mit an, wenn gerade alle Hände voll zu tun ist .
    Können Sie erraten, wie die drei Kinder und Opa Jakob ticken? Sie sind, wie Sie sicher schon vermutet haben, Mischtypen. Tobias repräsentiert den Violett-Typ, bei dem Rot und Blau überwiegen. Er plant seinen beruflichen Weg ganz genau (= blau), lässt sich aber von seinem Vater nicht dreinreden, weil er seine eigenen Vorstellungen verwirklichen möchte (= rot). Nicole steht für den Orange-Typ. Rot und Grün sind bei ihr gemischt: Geselligkeit mit den Freundinnen geht ihr über alles (= grün), gleichzeitig ist sie im Freundeskreis die Tonangebende (= rot). Im Blau-Bereich hat sie ein Defizit: Für Faktenwissen und logisches Denken ist sie wenig empfänglich, was ihre schlechten Schulnoten erklärt. Kevin steht für den Türkis-Typ. Da er ein Rot-Defizit hat, mangelt es ihm an Antrieb und Dynamik. Wenn er sich dann doch endlich zu etwas durchgerungen hat, kommt sein Blau-Anteil mit einem hohen Grad an Zuverlässigkeit zur Geltung. Opa Jakob steht für den Regenbogen-Typ. Er ist ein Generalist, der vieles kann, vielseitig einsetzbar ist und menschlich mit allen gut zurecht kommt. Typisch für den Regenbogen-Typ ist, dass er eher unscheinbar im Auftreten ist und zurückhaltend wirkt.
    Behalten wir im Auge, dass die sieben Typen ein wenig den Charakter von «Faustregeln» oder – wie man in der Computersprache sagen würde – von Shortcuts haben: Es geht nicht darum, wissenschaftlich hochpräzise die einzelnen Typen zu analysieren und darzustellen, sondern um Möglichkeiten, im Alltag rasch, ohne Umwege und langes Überlegen Menschen richtig einzuschätzen und mit ihnen umzugehen. Wir sind nicht in der Lage, alle Menschen, Ereignisse und Situationen, mit denen wir es jeden Tag zu tun haben, in allen Einzelheiten zu analysieren. Dazu fehlt es uns an Zeit, Energie und Kapazität. Wir müssen uns auf «Faustregeln» verlassen, um Menschen anhand einiger wesentlicher Schlüsselmerkmale mit etwa 80-prozentiger Richtigkeit einzuordnen, damit wir ohne langes Nachdenken reagieren können.
    Es erübrigt sich daher, die Merkmale der Mischtypen einzeln aufzulisten. Wie Sie gesehen haben, ergibt sich die Mischung aus der Kombination der jeweils vorhandenen Farbanteile. Sie brauchen sich also im Wesentlichen nur die Schlüsselmerkmale des Rot-, des Grün- und des Blau-Typs einzuprägen und sind dann auch in der Lage, Mischtypen zu erkennen. Gehen Sie einmal in Gedanken Ihre privaten und beruflichen Kontakte durch und überlegen Sie, wer welchen Mischtyp vertritt.
    Wie ticke ich selbst? Selbsterkenntnis ist der erste Schritt
    Wer sich selbst kennt, kennt auch seine individuelle Erfolgsstrategie. Vielleicht haben Sie auch schon die Erfahrung gemacht, dass Sie ein bestimmtes Vorgehen bei einem anderen Menschen beobachteten und zunächst glaubten, Sie könnten es ebenso machen. Als Sie es probierten, funktionierte es aber bei Ihnen nicht. Manchmal hat man in solchen Situationen den Eindruck, eine bestimmte Sache – z. B. eine bestimmte Tätigkeit – läge einem nicht, oft ist es aber nur die Herangehensweise, die Methode, die einem nicht liegt. Wenn zwei Menschen das gleiche tun, ist es eben noch lange nicht dasselbe.
    Genauso ergeht es uns oft mit Ratschlägen: Andere empfehlen uns ein bestimmtes Vorgehen, mit dem sie selbst Erfolg