Ich weiss, wie du tickst: Wie man Menschen durchschaut (German Edition)
uns solche negativen Bezeichnungen ersparen – und dafür in Zukunft lieber über unsere Verschiedenheiten lachen! Es verursacht viele überflüssige emotionale Verletzungen, die gewiss nicht dazu beitragen, den Alltag mit Schwung zu bewältigen. Bei Firmenübernahmen ereignen sich häufig Tragödien, weil der Inhaber eine Erwartungshaltung hat, die der Nachfolger, meist ein Familienmitglied, von seinem Typ her gar nicht erfüllen kann.
Was die Nachfolgeprobleme in Firmen angeht, so gibt es nur zwei Möglichkeiten:
• Entweder der Inhaber lässt vollkommen los, wenn er das Unternehmen übergibt. Das heißt, er mischt sich nicht ein und bewertet auch nicht, wie sein Nachfolger die Firma führt. Das fällt vielen extrem schwer.
• Oder das Problem wird auf der kommunikativen Ebene gelöst.
Pfiffig hat es ein mir bekannter Unternehmer gemacht: Sein Vater, ein Rotdominanter, hatte ihm versprochen, ihn zu einem bestimmten Zeitpunkt X die Geschäftsleitung zu übergeben. Der Sohn, ein Rot-Blauer, merkte sich genau den Termin. An dem betreffenden Tag fand eine Sitzung der Führungskräfte statt, aber der Vater machte keine Anstalten, etwas über den Wechsel in der Geschäftsleitung zu sagen. Er hatte im Übrigen auch den Termin und seine Zusage schon längst wieder vergessen. Schließlich ergriff sein Sohn gegen Ende der Sitzung das Wort: «Vater, du wolltest doch noch etwas sagen.» «Was wollte ich sagen?», fragte dieser. «Du wolltest bekanntgeben, dass ich ab heute die Firma übernehme.» Im Sitzungsraum konnte man eine Stecknadel fallen hören. Der Vater wehrte sich mit Händen und Füßen und wollte sogar seinem Sohn Redeverbot erteilen, doch der Sohn pochte klipp und klar darauf, dass es so besprochen sei. Der Vater konnte sich daran erinnern und musste schließlich nachgeben und akzeptieren, dass sein Sohn die Geschäftsführung ab sofort übernahm.
Kommunizieren mit Strategie
Die Qualität unserer Kommunikation bestimmt weitgehend die Qualität unseres Lebens. Wenn Sie sich an Ihre Schulzeit erinnern, welche Art von Kommunikation wurde Ihnen beigebracht? Wahrscheinlich haben Sie viel Zeit damit verbracht, Wortbedeutungen zu verstehen, aber wenig bis gar keine damit, eine Beziehung zum Gegenüber aufzubauen. Um auf der verbalen Ebene wirkungsvoll zu kommunizieren, müssen sich alle beteiligten Gesprächspartner zunächst einmal wohlfühlen. Das ist der Fall, wenn Sie eine Gewinnsituation erzeugen. Am Tisch beispielsweise sollten beide Gesprächspartner sich nicht direkt gegenübersitzen, insbesondere dann nicht, wenn es um Verhandlungen oder schwierige Gespräche geht oder Sie Ihren Gesprächspartner noch gar nicht kennen. Stellen Sie sich vor, Sie wollen Ihrem Gegenüber etwas verkaufen – auch im übertragenen Sinne gemeint: ihn von etwas überzeugen –, sitzen ihm direkt gegenüber und fixieren ihn womöglich auch noch mit den Augen. Wenn Ihr Gegenüber ein Rotdominanter ist, wird er die Situation als Herausforderung sehen und schauen, ob er am längeren Hebel sitzt als Sie. Dementsprechend wird das Gespräch sich zu einem Kräftemessen entwickeln, bei dem offen ist, wer gewinnt. Ist Ihr Gegenüber jedoch ein Gründominanter, wird er sich möglicherweise unter Druck gesetzt und eingeschüchtert fühlen, so dass Sie kaum gemeinsame Wege mit ihm gehen werden. Der Blaudominante wird vermutlich Ihrem direkten Blick dauernd ausweichen und in den Unterlagen auf seinem Tisch kramen. Viel günstiger ist es, wenn beide Gesprächspartner über Eck Platz nehmen. Wenn sie nebeneinander sitzen, wird ein Wir-Gefühl hergestellt, das der Gründominante besonders schätzt.
Erinnern Sie sich an ein Gespräch, das für Sie wirklich gut verlaufen ist. Überlegen Sie genau, worin die Qualität des Gesprächs für Sie lag. Lag es an den Gesprächsinhalten oder eher daran, dass Sie sich einfach verstanden und akzeptiert gefühlt haben? Oft sind es Harmonie und Gleichklang, die den Erfolg ausmachen.
Je stärker Sie die Natur Ihres Gesprächspartners und seine Bedürfnisse berücksichtigen, desto harmonischer und erfolgreicher verläuft Ihre Kommunikation. Das bedeutet, den Typ des Gegenübers (und seinen eigenen) zu kennen, ihn dementsprechend anzureden und sich zu verhalten. Auf diese Weise wird dafür gesorgt, dass die «Wellenlänge», also die «Chemie», stimmt.
Gegenüber dem rotdominanten Gesprächspartner sollten Sie Kompetenz und Selbstbewusstsein zeigen. Machen Sie ihm klar, dass Sie ein gleichwertiger Partner
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