Ich weiss, wie du tickst: Wie man Menschen durchschaut (German Edition)

und das nicht nur im Privatleben sondern auch im Beruf. Leider wird das häufig in Betrieben nicht erkannt, und insbesondere Rotdominante versuchen, auch den Gründominanten durch «Herausforderungen» zu motivieren, was natürlich nicht gut gehen kann. Er fühlt sich dann unter Druck gesetzt, möglicherweise auch überfordert und reagiert verunsichert und nachgiebig. Seine Energien setzt der Gründominante stetig und ökonomisch ein und geht dabei langsam vor.
    Den Blaudominanten motiviert der Qualitätsanspruch. Probleme bewältigt er durch innere Verarbeitung, und in seinem Energieeinsatz verfährt er konzentriert und intensiv, aber manchmal auch unökonomisch. Unter Druck wird er rechthaberisch und defensiv.

Verhaltensmerkmale
Rot
Grün
Blau
Entscheidungsverhalten
• Entscheidet schnell
    • Entscheidet im Interesse der Sache und des Egos
• Entscheidet langsam
    • Berücksichtigt die Interessen anderer
• Entscheidet schwer
    • Versucht, Für und Wider abzuwägen
Energieeinsatz
Gezielt und kraftvoll, manchmal hektisch und vorschnell
Stetig und ökonomisch, oft langsam
Konzentriert und intensiv, oft unökonomisch
Problembewältigung
Durch aktives Handeln
Durch Zuwendung und Zuspruch
Durch innere Verarbeitung
Verhalten unter Druck
Aggressiv, verletzend
Verunsichert, nachgiebig
Defensiv, rechthaberisch
    (Nach Bambeck 1992, S. 82)
    Verhalten in Gesprächen
    Von Ehrgeizlingen, Weicheiern und Erbsenzählern
    Viktor Appel, ein Rotdominanter, ist Unternehmer. Er hat über viele Jahre hinweg die Firma aufgebaut, die sein ganzer Stolz ist. So bald wie möglich möchte er in den Ruhestand gehen. Die Firma soll dann sein Sohn Roland, ein Gründominanter, übernehmen. Probeweise hat Roland schon mal für einige Wochen das Unternehmen geleitet, wenn der Vater in Urlaub war, aber danach gab es jedes Mal Krach. Nach Ansicht von Viktor ist sein Sohn ein «Weichei»: «Wenn du die Firma leitest, tanzen hier die Mäuse auf dem Tisch, und nichts geht vorwärts!», schimpft er mit seinem Sohn. «Nein, wenn ich die Firma leite, ist das Klima harmonisch! Du übergehst rücksichtslos die Interessen der Mitarbeiter, weil du um jeden Preis die Firma nach vorne bringen willst», pariert der Sohn, der seinen Vater für einen Machtmenschen hält. Viktor Appel weiß nicht, was er machen soll. Seinen Sohn hält er für ungeeignet, die Geschäftsführung zu übernehmen – zu groß sind die Diskrepanzen im Führungsstil. Er denkt darüber nach, Wilhelm Acker die Firma zu übergeben, einer angestellten Führungskraft mit hoher Blaudominanz. «Gründlich und verlässlich ist er ja», überlegt Herr Appel, «aber seine Prinzipienreiterei geht mir auf die Nerven. Und bei den Mitarbeitern kommt er überhaupt nicht an. Für die ist er ein kalter Fisch.» Für Viktor Appel ist keine Lösung in Sicht .
    Viele Nachfolgeprobleme von Firmen – und natürlich auch ganz andere Probleme – und die damit oft verbundenen «Grabenkämpfe» resultieren daraus, dass die Beteiligten nicht verstehen, dass der andere völlig anders tickt – und, so möchte ich hinzufügen, auch anders ticken darf . Denn man sollte niemals von der Voraussetzung ausgehen, dass der andere genauso sein muss wie man selbst! Er hat immer das Recht, so zu sein, wie er sein möchte und wie es seinem Naturell entspricht. Doch wenn man in Menschenkenntnis und in Kommunikation nicht geschult ist, dann kommt es oft zu heftigen Auseinandersetzungen, bei denen einen am anderen natürlich genau die Dinge stören, die einem selbst nicht entsprechen. Denn wir haben nun einmal die Neigung, die Welt durch unsere eigene «Brille» zu sehen und durch den Wahrnehmungsfilter unseres eigenes Typs andere zu beurteilen: als gut oder schlecht, als positiv oder negativ. Besonders, wenn beim anderen die Eigenarten und Verhaltensweisen des jeweiligen Typs besonders ausgeprägt sind und starke Defizite bei einer Farbe bestehen, hagelt es in hitzigen Diskussionen manchmal Schimpfwörter und Negativbezeichnungen. Hier eine kleine Übersicht:

Negativbezeichnungen für die Typen
Rot
Grün
Blau
Ehrgeizling
Machtmensch
Rücksichtslos
Harter Brocken
Platzhirsch
Großmaul
Angeber
Draufgänger
Hitzkopf
Softie
Weichei
Warmduscher
Schattenparker
Seelchen
Naivling
Quasselstrippe
Plaudertasche
Lahma...
Erbsenzähler
Zinsli-Picker
Nervensäge
Kalter Fisch
Querulant
Meckerbolzen
Prinzipienreiter
Kontrolletti
Klugsch.
    (Teilweise nach Bambeck 1992, S. 83)
    Es ist schon viel gewonnen, wenn wir