Ich weiss, wie du tickst: Wie man Menschen durchschaut (German Edition)
schnell verdaut, und ist von seinem Temperament her zupackend und eher feurig. Der Kapha-Typ hingegen verkörpert das Prinzip des Wassers, hat einen langsamen Stoffwechsel, neigt zur Verschleimung und ist von seiner Mentalität her träge. Aufgrund des jeweiligen Typs besteht die Neigung zu gewissen Ungleichgewichten und Krankheiten, die durch spezielle Ayurveda-Kuren geheilt werden können. Die grundlegenden Verhaltensweisen der Typen bleiben dabei gleich, können jedoch durch eine Kur in ein harmonischeres Gleichgewicht gebracht werden, das sich neben einer verbesserten körperlichen Gesundheit auch in einer besseren emotionalen Balance ausdrückt.
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts brachte Sigmund Freud mit seinem psychoanalytischen Ansatz neue Abgrenzungen und Impulse; ihm folgten Alfred Adler, der sogar ein Buch über Menschenkenntnis veröffentlichte, und Carl Gustav Jung. Von Letzterem stammt die bekannte Unterteilung menschlicher Eigenschaften auf zwei Achsen: Auf der Querachse wird zwischen Sachorientierung und Menschenorientierung unterschieden, auf der Längsachse zwischen Extraversion (Ausrichtung nach außen) und Introversion (Ausrichtung nach innen). Daraus ergibt sich – je nach Zuordnung zu einem der vier Felder – eine Einteilung in vier Menschentypen (vgl. Abb. S. 12).
Seit den 1950er-Jahren sind in der Wissenschaft, insbesondere in der Psychologie, neue Modelle zur Einordnung von Menschen entstanden, die sich nicht nur auf wenige Typen beschränken, sondern versuchen, die Persönlichkeit des Menschen anhand von Tests mit statistischem Hintergrund hochdifferenziert mit einer Vielzahl von unterscheidenden Merkmalen zu erfassen. Da gibt es zum Beispiel den Myers-Briggs-Typenindikator (MBTI), das Herrmann Brain Dominance Instrument (HBDI), das DISG-Persönlich-keitsprofil, das Enneagrammn, das INSIGHTS MDI und die Biostruktur-Analyse.
Der Vorteil dieser wissenschaftlichen Modelle besteht darin, dass sie im Unterschied zu den kulturgeschichtlich älteren keine Wertungen enthalten und wissenschaftlich aufgrund der Einbeziehung großer Datenmengen sehr genau sind, teilweise sogar stetig aktualisiert und verbessert werden. Ihr Nachteil liegt jedoch darin, dass es ihnen an Alltagstauglichkeit mangelt. Denn aufgrund ihres hohen Differenzierungsgrades erfordern sie aufwendige schriftliche Analysen. Man kann jedoch nicht jeden Menschen, den man kennenlernt, zuerst einmal bitten, einen 10- bis 20-seitigen Fragebogen zu seinen Vorlieben, Fähigkeiten und Gewohnheiten auszufüllen, bevor man mit ihm in Kontakt tritt. Der ausgefüllte Fragebogen müsste zudem an spezielle Institute eingeschickt und von Fachleuten, oft unter Einsatz spezieller Software, statistisch korrekt ausgewertet werden, um zuverlässige «Daten» über die Person zu liefern.
Solche Fragebogenverfahren mögen für die Einstellung neuer Mitarbeiter geeignet sein, wenn es darum geht herauszufinden, ob ein Bewerber von seinem Profil her auf eine ausgeschriebene Stelle passt. Fehlentscheidungen bei der Einstellung neuer Mitarbeiter können ein Unternehmen schließlich fünf- bis sechsstellige Summen kosten, daher ist es verständlich, dass sich ein Arbeitgeber vorher ein genaues Bild über einen Kandidaten machen möchte. Im Alltag jedoch müssen wir anders vorgehen.
Menschenkenntnis im Alltag, wie wir sie hier anstreben, setzt ein praxistaugliches Instrument voraus, das nach der Devise verfährt: «lieber ungefähr richtig als haargenau falsch». Denn schließlich müssen wir in der Lage sein, unser Gegenüber auf Anhieb richtig einzuschätzen, um mit ihm angemessen umzugehen.
In den letzten 25 Jahren habe ich mich intensiv mit vielen Modellen der Menschenkenntnis beschäftigt, um ein praktikables Modell zu entwickeln. Es sollte nach dem Pareto-Prinzip funktionieren: mit nur 20 Prozent Aufwand eine Trefferquote von 80 Prozent in der Einschätzung von Menschen erreichen. Damit liegen wir im Alltag schon sehr gut. Wenn es uns gelingt, einen Menschen auf Anhieb zu etwa 80 Prozent richtig einzuschätzen und damit zu wissen, wie wir ihn optimal ansprechen, können wir bereits die meisten überflüssigen Missverständnisse und Konflikte vermeiden. Dies bedeutet einen enormen Gewinn an Lebensqualität und einen Zuwachs an Erfolg!
Mit dem Drei-Hirne-Modell, kurz DHM genannt, existiert ein praxistaugliches Instrument, das ich seit vielen Jahren mit Erfolg anwende und Ihnen in den folgenden Kapiteln vorstellen möchte. Das Drei-Hirne-Modell
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