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Ich weiss, wie du tickst: Wie man Menschen durchschaut (German Edition)

Ich weiss, wie du tickst: Wie man Menschen durchschaut (German Edition)

Titel: Ich weiss, wie du tickst: Wie man Menschen durchschaut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Betschart
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Jahrhunderte fest etabliert worden, und deshalb ist es nicht ganz einfach, im persönlichen und beruflichen Umfeld daraus auszusteigen. Hilfreich ist es aber bereits, sich solche Mechanismen bewusst zu machen und in Zukunft andere Wege einzuschlagen, wenn es darum geht, Lösungen für ein Problem zu suchen und alte Gewohnheiten loszulassen.
«Gewohnheiten sind die Fingerabdrücke des Charakters.» (Alfred Polgar)
    Eine Steigerung der Schuldzuweisungen sind Vorwürfe: «Du bist immer so und so …», «Warum kannst du nicht endlich das und das … tun?» Vorwürfe senden Du-Botschaften aus, die negative Bewertungen des anderen enthalten. Oft soll nur das Verhalten des anderen bewertet werden, was jedoch tatsächlich bewertet wird, ist die Person! Und das muss schiefgehen, weil es eine Beziehung zerstört, wenn es des Öfteren oder gar regelmäßig vorkommt. Der andere fühlt sich verletzt, beleidigt und angegriffen – und reagiert oft ebenfalls mit Vorwürfen in die Richtung seines Gegenübers oder mit Rechtfertigungen.
Unsere Mitmenschen haben immer das Recht, sich so zu verhalten, wie sie wollen. Sie dürfen so sein, wie sie sein möchten -Änderungsversuche sind zwecklos. Der andere muss und braucht nicht so zu sein, wie man selbst ist. Die Lösung besteht darin, die Einstellung zum anderen und seinem Verhalten zu ändern, anstatt ihn ändern zu wollen.
    Vor einiger Zeit bat mich ein Ehepaar um Rat. Es war den Partnern bewusst, dass die Beziehung keine Chance mehr hätte, wenn sie so weiterginge wie bisher. Im Gespräch erfuhr ich, dass der Mann vor Jahren fremdgegangen war. Die Frau, eine Gründominante, wurde damit nicht fertig, war nachtragend und erinnerte ihn daran, dass er sie enttäuscht habe. Ihr Mann, ein Blaudominanter, versuchte immer wieder abzuwiegeln: «Wir haben das doch längst besprochen und geklärt, es ist erledigt.» Die Frau hatte unbewusst ein Loser-Programm auf ihrer «Festplatte» im Gehirn installiert und glaubte, das sei der einzige Weg, eine Wiederholung auszuschließen. Als ihr das klar wurde, konnte sie daraus aussteigen und ihrem Mann endgültig verzeihen .
    Eine etwas harmlosere, aber ebenfalls zermürbende Variante sind Nörgeleien . Meist verbergen sich Hilferufe dahinter: Der Nörgler fühlt sich oft nicht beachtet und möchte mehr Aufmerksamkeit. Niemand mag es gerne, wenn andere an ihm herumnörgeln. Auch hier sollte man nach den Ursachen suchen: Worin besteht wirklich die Unzufriedenheit?
    Mit dem Nörgeln verwandt ist das Frotzeln . Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, dass in den vielen Unterhaltungssendungen im Fernsehen Frotzeln zum alltäglichen und selbstverständlichen Umgangston geworden ist? Wenn die Akteure eines Spielfilms sich unterhalten, dann klingt es oft nur noch nach Frotzeln, nicht mehr nach einer «normalen» Unterhaltung. Man nimmt sich pausenlos gegenseitig auf die Schippe, ohne überhaupt noch ernst zu nehmen, was der andere sagt. Was ursprünglich als gelegentliche, scherzhafte Neckerei und Hänselei gedacht war, weil man den anderen auf den Arm nehmen will, entpuppt sich jedoch auf die Dauer als Nörgelei und Kritisiererei, die das Gegenüber nicht mehr für voll nimmt. Das Wort «frotzeln» leitet sich von «Fratze» ab und heißt so viel wie «albernes Gerede». Es ist aber wahrscheinlich auch verwandt mit «Frost» und «frieren» – und in der Tat fröstelt es einen schon, wenn man solchen «kalten» Unterhaltungen nur zuhört.
«Kritiker sind Leute, die ursprünglich Henker werden wollten, diesen Beruf aber knapp verfehlt haben.» (Harold Pinter)
    Wir haben schon viel gewonnen, wenn es uns gelingt, aus solchen Verliererstrategien auszusteigen. Das Drei-Hirne-Modell ist meiner Ansicht nach ein wichtiger Schritt auf diesem Weg, andere in ihren Verhaltensweisen besser zu verstehen.
    Ich ticke ab sofort richtig!
    Menschenkenntnis nützt Ihnen nur dann, wenn Sie die Verhaltensweisen eines Menschen nicht nur richtig erkennen, sondern auch akzeptieren . Warum fällt uns gerade das so schwer? Weil wir es uns angewöhnt haben, «ganz spontan» zu interpretieren, was der andere macht. Wir nehmen den anderen durch die «Brille» unseres eigenen Verhaltenstyps wahr und bewerten das, was er tut, negativ, weil es uns nicht in den Kram passt, wir etwas anderes erwartet haben oder wir selbst ganz andere Motive und Bewertungsmaßstäbe für unser Handeln haben. Mit anderen Worten: Wir nehmen den anderen nicht so wahr, wie er gesehen werden möchte, sondern verzerrt

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