Ich werde dich so glücklich machen: Roman (German Edition)
zeigte auf den Plattenspieler.
»Du kannst ja wohl zuerst anklopfen!«
»Anklopfen? In meinem eigenen Haus? Leiser! Gleich fangen die Nachrichten an.«
Sie gab eine Handvoll Pep in den Putzeimer und ließ die Seifenkörner sich im kochenden Wasser auflösen, ehe sie eine erträgliche Temperatur zusammenmischte. Vielleicht neutralisierte der Geruch die grüne Seife. Jawohl, sie würde beide Treppen putzen und Frau Åsens Putzwassergeruch tilgen. Außerdem waren die Treppen sicher schon wieder schmutzig. Überall auf der Welt brauchten die Leute in den obersten Etagen nur ihren eigenen Dreck wegzuputzen, das war ungerecht.
Sie war fast bei Frau Åsens Absatz angekommen, als Salvesens aus dem zweiten Stock mit ihrer kleinen schüchternen Tochter, die niemals grüßte und immer verrotzt war, zur Tür hereinkamen. Rasch wrang sie den Putzlappen aus und legte ihn vor die unterste Stufe. Wortlos, nur mit einem kleinen Lächeln und einem Nicken, brachte Frau Salvesen ihre Tochter dazu, sich die Schuhe am Lappen abzuwischen, bevor sie und ihr Mann es ihr nachtaten und dann die Treppen hochgingen. Nun hätte Frau Åsen ruhig die Nase aus der Tür stecken und sehen können, dass hier richtige Arbeit geleistet wurde. Sie wischte auch ihre eigenen Pantoffeln ab, dann warf sie den Putzlappen in den Eimer, ging die beiden Treppen hoch und legte Frau Larsens Putzlappen ins Wasser, damit der ein wenig einweichen könnte, ehe sie die beiden Türmatten aus Gummi hochkant gegen den Eimer lehnte, ihren eigenen Lappen nahm und den ganzen Absatz gründlich säuberte. Danach wusch sie die beiden Gummimatten,
zuerst die Hälften, die im Wasser gestanden hatten, drehte sie dann um, stellte sie wieder in den Eimer und wusch die anderen Hälften. Sie wrang den Lappen aus und wischte das Wasser ab, legte die Gummimatten wieder vor die Tür, wrang zuerst ihren Lappen und dann den von Frau Larsen aus und legte beide Lappen stramm um die Matten.
Sie hatte soeben den Eimer mit dem schmutzigen Wasser hochgehoben, als Larsens Wohnungstür geöffnet wurde. Oliver stürzte mit einer rohen Möhre in der Hand und Stiefeln an den Füßen an ihr vorbei und rannte die Treppen hinunter. Seine Stiefel waren schmutzig, das konnte sie sehen. Frau Larsen war keine, die besonders oft die Stiefel der Kinder säuberte. Susy kam hinter ihm her und zog leise die Tür zu.
»Kann ich zu Rickard?«, fragte sie.
»Dann frag ihn mal, ob er überhaupt Besuch möchte.«
Sie leerte den Eimer mit dem schmutzigen Wasser in die Toilettenschüssel aus und hörte, dass die Nachrichten bereits angefangen hatten. Vietnam bla-bla-bla … die Amerikaner bla-bla-bla … der Ho-Tschi-Minh-Pfad bla-bla-bla … Es war zum Verrücktwerden. Jetzt war Owe sicher ungeduldig. »Ich setze den Kaffee auf!«, rief sie und schob den Eimer in den Verschlag. Sie musste auf die Milchkuchen verzichten, es würde zu lange dauern, und dann wäre er nur sauer. Sie nahm eine halbe Packung Butterkekse aus dem Schrank und arrangierte sie auf einem Teller, während der Kaffeekessel heiß wurde. Dann brach sie ein wenig Kochschokolade in Stücke.
»Du hast aber lange gebraucht«, rief er.
»Ich habe doch die ganze Treppe gemacht.«
Sie wartete nicht darauf, dass sich der Kaffee absetzte, stattdessen goss sie für Owe eine Tasse durch das Teesieb. Wenn sie ein wenig Milch hineingab, würde er keinen Unterschied merken.
Zum Glück hatte er den Aschenbecher ausgeleert. Aber sicher in den Kamin, obwohl sie den jetzt, wo es wärmer wurde, fast nicht mehr benutzten.
»Wo hast du den ausgekippt?«
»In den Kamin.«
»Den wollte ich bald mal putzen.«
»Dann musst du zuerst eine Runde mit Koks feuern«, sagte er. »Keine Milchkuchen?«
»Die mache ich dann morgen.«
»Willst du keinen Kaffee?«
»In der Küche. Ich muss spülen und die Äpfel schälen.«
»Die sind jetzt total verzweifelt, die Amerikaner. Schicken einfach immer neue Soldaten. Aber nie im Leben werden die gewinnen. Solche Schlitzaugen sind ungeheuer hart im Nehmen.«
»Die armen Mütter und Freundinnen und Kinder, die zu Hause in Amerika sitzen.«
»Ja, die sind auch hart im Nehmen. Wer hat da eben bei Rickard an die Tür geklopft? Die Kleine von gegenüber?«
»Ja, Susy.«
»Der Junge scheint ja attraktiv zu sein.«
»Hör auf. Die reden doch nur über die Illustrierten.«
»Schon gut, schon gut.«
Susy saß ganz still auf der Bettkante, hörte die Platte von den Beatles und sah zu, wie Rickard vorsichtig die Popseiten
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