Ich werde dich so glücklich machen: Roman (German Edition)
Wasser war milchig weiß mit geronnenem Seifenschaum ganz oben. Er hob die Bürste, die plötzlich mit Soße und Kloßresten verschmiert war. Hatte sie denn, verdammt noch mal, die Essensreste nicht ausgekippt, ehe sie den Topf eingeweicht hatte?
Er goss alles in den Ausguss und fing an, den Boden des Kochtopfs mit einem Messer abzukratzen. Der Boden war überall angebrannt und braun, das Messer zog lange Metallstreifen in das Dunkelbraune. Und das nannte sie dann eine Mahlzeit.
Sie bügelte auch nicht mehr. Er würde sich weiße Nylonhemden kaufen müssen, die man einfach waschen und aufhängen und am nächsten Tag anziehen konnte, wie er das in seinem gemieteten Zimmer getan hatte, als er sie noch nicht kannte. Diese Hemden waren jetzt alle verschlissen, er hatte drei Stück gehabt und jedes zwei Tage lang getragen, dann mit Seife gewaschen und sie über Nacht auf einem Kleiderbügel über einigen Zeitungen aufgehängt. Dieses System funktionierte gut für einen möblierten Herrn, und jetzt würde es auch wieder funktionieren. Müssen.
Wenn er nur wüsste, wie er sie reparieren könnte. Da reichte es nicht, Zündkerzen auszutauschen oder Öl zu wechseln oder den Vergaser zu erneuern, und schwupp, schon wäre das Problem gelöst.
»Spülst du?«, fragte sie.
»Sieht doch unmöglich aus hier.«
»Ich wollte gerade anfangen. Er schläft.«
»Sag mal, ist mit diesem Kind alles in Ordnung?«
»Sicher. Gib mir die Spülbürste.«
»Er schläft doch die ganze Zeit.«
»Das tun Babys eben«, sagte sie.
»Woher weißt du eigentlich so viel über Babys?«
»Gib mir die Spülbürste, Halvor, und setz dich mit deinem Kaffee vor den Fernseher.«
»Heute Abend gibt es eine Sendung über Kings Bay. Vielleicht möchtest du die auch sehen?«
»Kings Bay? Was ist das?«
»Dieses grauenhafte Bergwerksunglück auf Spitzbergen vor drei Jahren. Nach dem Gerhardsen zurücktreten musste.«
»Weiß ich nicht mehr«, sagte sie.
Ihre Haare waren so fettig, als ob sie Brylcreme hineingeschmiert hätte. Er dachte, er könnte sie ein wenig in den Arm nehmen, er ließ die Bürste los und tat es, sie wich sofort zurück.
»Noch nicht, Halvor.«
»Noch …? Wovon redest du da?«
»Wir können nicht… du weißt schon, was ich meine.«
»Aber verdammt, ich wollte dich nur kurz in den Arm nehmen.«
»Halvor …«
»Dann nicht. Reg dich ab. Reg dich doch einfach ab.«
Er setzte sich an den Küchentisch, statt ins Wohnzimmer zu gehen, und merkte, dass das sie nervös machte, sie schaute immer wieder zu ihm herüber, während sie das Spülbecken mit heißem Wasser füllte.
»Willst du nicht fernsehen?«, fragte sie.
»Das fängt noch nicht an. Wir können doch ein bisschen reden.«
»Worüber denn?«
»Worüber denn? Worüber Ehepaare eben reden!«
»Bist du böse?«, fragte sie.
»Nein. Aber ein bisschen resigniert, vielleicht.«
»Resigniert?«
»Ich weiß ja, dass du dir alle Mühe gibst, aber …«
»Das tue ich.«
Sie fing an zu weinen. Natürlich tat sie das.
»Und ich bin die ganze Zeit so müde.«
»Das weiß ich doch, Aud. Aber auch ich kann ziemlich müde sein.«
»Du hast doch deine Arbeit. Kannst mit Leuten zusammen sein und …«
»Bei dir hört sich das an wie eine Art Luxus. Das ist meine Arbeit !«
Er öffnete das eine Küchenfenster sperrangelweit, zog die Zigarettenpackung aus der Brusttasche seines Hemdes und steckte sich eine an. Sie schaute zu ihm herüber, sagte aber nichts. Es war nicht zu fassen, dass die Frau, die er hier ansah, sich jemals an einem Baumstamm hatte nehmen lassen. Sie kam ihm alt vor wie seine Mutter. Sie schniefte und sah so armselig aus, dass er Lust bekam, richtig gemein zu ihr zu sein.
»Vielleicht sollten wir eines Tages mal meine Eltern einladen«, sagte er.
»Nein!«
»Nein?«
»Wir müssen … wir müssen noch etwas warten. Bis die Wohnung in Ordnung ist und …«
»Sie haben ihn doch nur im Krankenhaus gesehen. Mutter ruft mich immer wieder im Geschäft an und fragt, wann sie kommen können.«
»Das ist zu früh. Hier muss alles in Ordnung sein. Sie müssen weit fahren, und dann wollen sie sicher eine Weile bleiben.
Bestimmt einen ganzen Samstag oder Sonntag. Dann muss hier alles in Ordnung sein.«
»Und wann ist das so weit?«
»Ich weiß nicht…«
Sie flennte wieder los.
»Flennen bringt dir gar nichts. Ich darf dich ja nicht mal in den Arm nehmen, das willst du ja auch nicht.«
»Das war doch nicht so gemeint …«
»Und die Taifun kann ich auch
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