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Ich werde dich so glücklich machen: Roman (German Edition)

Ich werde dich so glücklich machen: Roman (German Edition)

Titel: Ich werde dich so glücklich machen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne B. Ragde
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gesessen. Oh verdammt. Und jetzt war doch Frühling und die Straßen trocken und Motorradzeit.
    Sie war so viel kleiner als er, dass sie sich immer ein kleines Sofakissen unter den Hintern geschoben hatte, damit sie über seine Schulter schauen konnte. Einmal, als sie beide bei einer vom Frost aufgebrochenen Stelle in die Höhe gehüpft waren, war das Sofakissen wie ein Geschoss ins Unterholz gejagt. Sie hatten hinterherrennen und danach suchen müssen und sich am Ende an einem Baumstamm geliebt, im Stehen, er hatte ihre Beine um die Hüften gehabt. Es war eine wunderbare Erinnerung,
das einzige Mal, dass sie es draußen gemacht hatten. Oder überhaupt an einem anderen Ort als dem Bett.
    Aber jetzt war damit ja Schluss, und er hatte auch gar keine Lust mehr auf sie. Ihre Brüste gehörten dem Kind. Und ihren Schoß wagte er nicht zu berühren, den verband er jetzt nur noch mit Blut.

    Er ging in die Küche und goss sich noch einen Kaffee ein, aß das eine Marmeladenbrot, das dort lag. Die Marmelade war hart, sicher hatte sie zu lange ohne Deckel dagestanden und war eingetrocknet. Er ließ das warme Wasser laufen, bis es glühend heiß war, gab ein wenig ins Marmeladenglas und rührte energisch um, so dass die Marmelade weich und flüssig war, als er die zweite Brotschnitte bestrich. Er sah sich in der Küche um, während er dastand und kaute. Es sah verdammt noch mal unmöglich aus. Musste er jetzt auch doch den Abwasch übernehmen, wo sie doch den ganzen Tag zu Hause herumsaß?

    In ihrer Schwangerschaft war sie phantastisch gewesen. Das habe ich wirklich geschafft, hatte sie oft gesagt, und ihre blauen Augen strahlten, ihre Haare glänzten, sie setzte die Tabletten ab, die sie sonst nahm, wenn sie besonders nervös war, und sie fing mit rosa Nagellack an und hörte auf zu rauchen, weil sie in einer Illustrierten gelesen hatte, dass das dem Kind in ihrem Bauch schaden könnte. Ihre Brüste wurden groß und fest, er war so glücklich und stolz auf sie. Aber als ihr Bauch dann groß wurde, wollte sie nicht mehr hinten auf der Taifun aufsitzen.
    Klar könnte er die Taifun auch gleich verkaufen. Sie würde ja doch nie mehr hinten aufsitzen.
    Er blieb ganz still stehen und spürte, wie der Matsch aus Brot und Marmelade in seinem Mund wuchs.
    Nie wieder. Ja, so war es doch, oder?
    Nie mehr würde sie hinter ihm ein Bein über das Motorrad schwingen, sich das kleine Kissen unter den Hintern schieben und die Absätze auf die Fußstützen stellen, ehe sie die Arme um seine Taille legte und ihm heiß und eifrig in den Nacken pustete.

    Nie wieder . Diese Vorstellung war unerträglich.
    Er war zweiundzwanzig Jahre alt, und nie wieder würde eine Frau hinter ihm auf einem Motorrad sitzen. Er könnte auch nicht mit ihr darüber sprechen, es würde wie Kritik klingen, das begriff er sofort. Du hast es doch so gewollt, würde sie antworten. Und damit hätte sie recht.
    Aber das hier hatte er nicht gewollt.

    Er öffnete die Tür unter dem Ausgussbecken und spuckte den Brotmatsch in den Mülleimer, warf das letzte Stück Brot hinterher, räumte den Tisch ab und dachte an den Ausdruck in ihren Augen, als er nach der Geburt endlich zu ihr hineingedurft hatte. Ihre Augen waren so tot gewesen, dass er fast nicht geglaubt hatte, dass sie atmete. Es hätte ihn nicht überrascht, wenn die Krankenschwester ihr die Augen zugedrückt und ihr die Decke über den Kopf gezogen hätte. Und mit dem kleinen roten Klumpen in einem weißen Stoffstück konnte er nun überhaupt nicht umgehen. Etwas Verschrumpeltes, das plötzlich einen rosa Schlund aufriss und einen Ton ausstieß, der ihm Gänsehaut machte.
    Ihre toten Augen hatten alles zerstört, er hatte sich nicht freuen können, nicht mal am Abend, als die Kollegen ihn mit Bier und Whisky vollgeschüttet und ihn auf ihren Schultern durch ein Lokal getragen hatten, dessen Decke absolut nicht für frischgebackene Väter gedacht war, die auf Schultern getragen wurden. In dieser Nacht allein im Doppelbett mit einer Beule auf der Stirn, die im Takt seines Herzens pochte, hatte er begriffen, dass von jetzt an alles anders sein würde.
    Aber das mit der Taifun war ihm erst jetzt so richtig klargeworden.
    Gerade jetzt, verdammt.
    Er war Vater, Ehemann und Familienversorger. Und Väter und Familienversorger fahren nicht auf Motorrädern durch die Gegend, das wussten doch sogar kleine Drecksgören.

    Er griff zur Spülbürste und hielt sie in den Kochtopf, in dem die Fischklöße gekocht worden waren. Das

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