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Ich werde dich so glücklich machen: Roman (German Edition)

Ich werde dich so glücklich machen: Roman (German Edition)

Titel: Ich werde dich so glücklich machen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne B. Ragde
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vier Stücke zerbrachen, sondern in tausend, in tausend winzig kleine Scherben, die aussahen wie Diamanten, aber ohne jeglichen Wert.

    Er würde ja bald nach Hause kommen und dann wäre er froh, so wie er das früher immer gewesen war, wenn er eine Runde gedreht und auf seinem Motorrad im hohen Tempo viel Schönes erlebt hatte.

Teil Zwei

Wie man Besuch vermeidet
    Es war fast nicht zu fassen. Oh, verdammte Hölle, was für ein Job!
    Seine Kumpels, soweit er überhaupt welche hatte, besaßen nur eine vage Vorstellung davon, was er machte. Er hatte furchtbare Angst vor Konkurrenz, die goldene Nase wollte er sich ganz allein verdienen. Und seine Mutter glaubte kein Wort, nicht eine Sekunde lang.
    Als er ihr erzählt hatte, was er verdienen würde, hatte sie laut gelacht und gesagt, er solle nur weiterträumen, es sei ihrer Ansicht nach ganz natürlich für junge Leute, von einem Vermögen zu träumen, für das man keinen Finger rühren müsse.
    Es kam ihm sehr gelegen: ihr Lachen und ihr Unglaube. Da er noch immer zu Hause wohnte mit neunzehn Jahren, was eigentlich recht peinlich war, konnte er sich in Gedanken mit diesem ungeheuer lukrativen Job brüsten, über den er mehr oder weniger zufällig gestolpert war. Sie putzte und räumte jeden Tag sein Zimmer auf, wusch seine Kleider und legte sie frischgebügelt in den Schrank. Und jeden Tag stand für ihn und den Vater gutes Essen auf dem Tisch. Weshalb er, nachdem er ihr so leichtsinnig ehrlich verraten hatte, was er vielleicht verdienen würde, keinen Grund sah, ihr auch zu sagen, dass er wirklich so viel verdiente.

    Wenn sie nur wüsste. Es hatte viele Vorteile, ein Nachkömmling zu sein. Er wusste, dass sie im tiefsten Herzen nicht wollte,
dass er auszog. So wie sie ihn umhätschelte. Und er hatte ja, verdammt noch mal, auch nicht darum gebeten, der Nachkömmling zu werden. Aber das war er nun einmal. Und die Vorteile lagen auf der Hand. Nur sein Vater nervte ab und zu, wenn er ein paar Cognac-Soda getrunken hatte, was er denn einmal werden wolle. Dann antwortete er vage, dass er irgendwo eine Lehre machen würde … so irgendwann … wenn es sich gerade ergab.
    Eine Lehre machen! Dann hielt der Vater die Klappe, er ahnte ja kaum, was das bedeutete, in der Familie gab es keinen einzigen Handwerker. Die beiden älteren, sehr viel älteren, Brüder waren Jurist und Arzt. Aber er selbst schaffte es fast nicht, sie als Brüder zu sehen, sie waren eher zwei zusätzliche Exemplare der Spezies Quengelvater.

    Er wusste, dass der Vater eigentlich auch nicht wollte, dass er so bald auszog. Sie waren doch beide so alt, die Mutter war zweiundsechzig und der Vater fünfundsechzig. Sie hatte ihn mit dreiundvierzig bekommen, es sei fast eine Schande gewesen, hatte er sie am Telefon ihrer Schwester zuflüstern hören.
    Aber er sah ja, dass sie sich jetzt über seine Existenz freuten. Er merkte das immer, wenn er abends ins Wohnzimmer kam oder zum Essen in die Küche, oder in den Garten, wenn sie sich dort mit Harke und Schubkarre beschäftigten, dass sie erleichtert waren, wenn sie ihn entdeckten. Dass sich das Leben für sie zu öffnen begann, leichter, heiterer und verbindender wurde. Er kannte seine Rolle, er wurde der Spaßmacher und der Clown und der Quatschkopf, und sie lachten beide aus vollem Hals über ihn, tauschten nachsichtige und frohe Blicke miteinander. Sie brauchten ihn. Und das war ein gutes Gefühl. Dass er benötigt wurde, dass sie ihn brauchten. Sie brauchten ihn! Sie brauchten ihn absolut mehr, als er sie brauchte. Und zu Hause mangelte es ja auch nicht gerade an Wohnraum.
    Die Mutter hatte so viele leere Zimmer in der riesigen Villa, dass sie sie in wildem Tempo immer neu einrichtete. Einmal machte sie ein Nähzimmer und schob die Singer-Maschine mit dem Nähtischchen auf den kleinen Gummirädern hinein, zusammen mit Stoffrollen und Körben und Stoffresten. Am nächsten Tag wollte sie aus einem anderen Zimmer eine Wintergarderobe oder ein Bügelzimmer machen. Dann strich sie ein Zimmer weiß an und stellte mitten hinein eine Höhensonne auf einen winzigen wackligen Tisch vor einen Sessel.
    Dieses viele Hin und Her ging ihm wahnsinnig auf die Nerven, konnte sie nicht einfach zur Ruhe kommen? Sie war alt, sie konnte doch einfach dasitzen und älter werden und alle in Ruhe lassen. Wenn sie die Höhensonne nahm, wurden ihre Runzeln scharf und blaubraun, das sah hässlich aus.

    Aber ihm Geld zu geben, dafür waren sie zu geizig und zu verantwortungsbewusst.

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