Ich werde dich so glücklich machen: Roman (German Edition)
nicht zum Blockwart ausrufen, er wollte sich nur einfach ein wenig Holz holen, um Barbara glücklich zu machen. Er liebte den Anblick ihres Hinterns, wenn sie sich über den Kühlschrank bückte, aber gut, okay, er würde diesen Anblick wegzimmern, da sie sich das wünschte. In den letzten beiden Monaten hatten sie nicht weniger als dreimal miteinander geschlafen, aber sie war keinmal dabei gekommen.
Er schloss die Kellertür auf. Ja, hier war es eindeutig kühler. Er öffnete das Hängeschloss vor seinem Kellerraum, suchte das benötigte Werkzeug zusammen und ging damit in den Hobbyraum.
Dort saß der picklige Sohn von Rudolfs, der, den Susy wohl so oft besuchte. Oder vielleicht besuchte sie seine Mutter in der Küche, er hatte keine Ahnung, jedenfalls bekam sie dann Papierpuppen aus den Illustrierten.
Der Junge saß in der Ecke bei der Steckdose auf dem Betonboden mit der hässlichsten E-Gitarre auf dem Schoß, die er je gesehen hatte, und mit einem Plattenspieler, der neben ihm auf dem Boden stand.
»Aber hallo.«
Es war total hoffnungslos, es kam nichts dabei heraus. Selbst wenn er ganz leise stellte, hörte er doch deutlich, wie übel es war. Er schaffte es einfach nicht. Diese Lieder hatte er tausendmal gehört, er kannte jeden einzelnen Gitarrenklang, wusste genau, in welcher Reihenfolge die Töne hintereinander zu kommen hatten. Er hatte geglaubt, wenn er nur eine E-Gitarre hätte, würde er genau kopieren können und den Plattenspieler sozusagen zur Begleitung seines eigenen Gitarrenspiels laufen lassen. Aber es klappte nicht.
»Hallo.«
Susys Vater war komisch, er hatte keine Ähnlichkeit mit den anderen Vätern. Er wirkte wie ein großer Junge, trug nicht einmal einen Hut. Er ließ einen Arm voll Werkzeug auf den Arbeitstisch fallen und verschwand wieder in den Gang. Aber er hatte hier offenbar etwas vor, und da konnte er nur aufgeben, aufgeben.
»Bäbi jukke drai mai kar – daidai dai dai-dai …«
Plötzlich fiel ihm das Rundschreiben der Wohnungsgenossenschaft ein, das auf dem Küchentisch lag. Der Hausmeister brauchte alles alte Holz für das Johannisfeuer in einigen Tagen. Es sollte einfach vor den Block gelegt werden, er würde es dann auf einen Anhänger laden. Da konnte er gleich alles hinausbringen, was er nicht brauchte, und der Gemeinschaft einen Gefallen tun. Es war arg eng hier im Fahrradkeller, auch wenn Herrn Moes Motorrad jetzt in den Hobbyraum gebracht worden war, wo es offenbar repariert werden sollte. Das Wrack hatte nun schon seit fast zwei Monaten unberührt dagestanden. Es gab daran mehr als genug zu tun. Der Lenker war gewaltig verbogen, der Tank verbeult, die Fußstütze abgebrochen und der Auspuff einfach abgerissen. Aber Herr Moe hatte wohl keine Energie, um das Motorrad zu reparieren, jetzt wo seine Frau im Krankenhaus
war. Alle wussten, dass es sich um eine Nervenklinik handelte, da eine von Barbaras Kundinnen eine Schwägerin hatte, die dort arbeitete. Über solche Dinge sprachen Barbara und die anderen Frauen beim Frisieren, wie er nun wusste. Und es hatte ja große Aufregung geherrscht, als es passiert war. Das war ja klar. Was für eine Mutter, die nicht merkte, dass ihr eigenes Kind langsam verhungerte! Offenbar hatte Herr Moe das Kind gefunden, als sie eines Sonntags lange geschlafen hatten gleich nach seinem Motorradunfall. Sie hatten lange geschlafen, und seit dem Vorabend hatte das Kind nicht gemuckst. Barbara sagte, es habe weniger gewogen als bei der Geburt, als es tot dalag. Er hätte gern gewusst, wie lange es nach so einer Katastrophe dauerte, bis die Nerven wieder gesund waren. Barbara überlegte sogar, ob sie es darauf angelegt hätte, da sie nicht glauben konnte, dass eine Mutter so blind sein könnte, und wenn sie noch so jung und frischgebacken war. Er neigte dazu, ihr Recht zu geben.
Er suchte sich das Holz aus, das er brauchte, und trug den Rest vor den Block, schwitzte wie blöd, seine Augen brannten von dem salzigen Schweiß.
Als er wieder in den Hobbyraum kam, räumte der Junge gerade alles zusammen, schob eine LP in die Hülle, klappte den Lautsprecher über den Plattenspieler und ließ auf beiden Seiten die Verschlüsse zuschnappen.
Der Junge tat ihm plötzlich leid.
»Wolltest du gerade üben? Ich habe dich vielleicht gestört?«
»Spielt keine Rolle, ich schaff es ja doch nicht.«
»Was übst du denn?«
»Nur ein paar Beatles-Lieder.«
»Die Beatles gefallen dir?«
»Die Beatles sind die besten, die allerbesten.«
»Welche
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