Ich werde dich so glücklich machen: Roman (German Edition)
bin eins zweiundsechzig, und mein Mann ist eins achtzig.« Seine rechte Hand zitterte, als er bei eins fünfundsechzig ein Kreuz machte. Jetzt musste sie seinen Ständer doch sehen, er konnte ja fast hören, wie der Hosenstoff knisterte. Konnte sie denn nicht ins Wohnzimmer gehen oder so? Frauen wie sie kannte er nur aus Zeitschriften und er hatte nicht geglaubt, dass es sie im wirklichen Leben geben könnte, jedenfalls nicht in Norwegen. Er räusperte sich.
»Alle Wohnungen haben genau den gleichen Boden«, sagte er. »Die gleiche Farbe für das Linoleum.«
»Ach, wirklich? Ich war noch bei keiner hier im Haus. Die sind so muttihaft . Findest du nicht auch? Du warst doch gerade erst bei ihnen.«
»Ich würde nicht sagen …«
»Doch, das würdest du, Lars Lockert.«
»Aber das ist eine sehr schöne Wohngegend, dieses Ungdommens Egen Heim.«
»Die, die hier wohnen, sagen das aber nicht so.«
»Nicht?«, fragte er, hob den Bohrer und hoffte das Kreuz zu treffen.
»Man sagt, Egenheim. Eeegenheim .«
»Ach ja?«
»Möchtest du danach einen Cognac-Soda trinken?«
»Was? Nein, ich …«
»Fährst du vielleicht?«, fragte sie und lachte.
Verdammt, wenn er nur antworten könnte, ja, mein Motorrad steht unten vor dem Haus.
»Ich bin mit dem Rad.«
»Wie alt bist du denn?«
»Neunzehn.«
»Wenn du so alt bist wie ich, kannst du den ganzen Tag Cognac-Soda trinken, wenn du willst. Vor allem, wenn du dich zu Tode langweilst und nur gute Musik aus dem Radio hören willst, während du ein wenig im Haus herumpusselst.«
»Das Radio läuft doch gar nicht«, sagte er.
»Da kamen Nachrichten. Ich hasse Nachrichten. Das hier ist eine Vietnam-freie Zone, Lars Lockert. Mir hat die ganze Chose in der Schweinebucht gereicht. Seitdem kann ich keinen Krieg mehr ertragen.«
»Ach so. Alles klar.«
»Ich halt das einfach nicht aus. Ich bekomme solche Angst vor dem Krieg. So schreckliche Angst.«
Er traf das Kreuz und bohrte sich energisch durch die Tür, dann polierte er von beiden Seiten. Das Mädchen saß noch immer auf der Treppe, sie blickte nicht auf, hielt aber nun ein Schulbuch auf den Knien. Ja, so wollte er es machen: Wenn er sagte, sie könne durch das neue Guckloch schauen, würde er gleich fragen, ob er das Klo benutzen dürfe. Dann würde er sich da drinnen in Ordnung bringen und danach in aller Ruhe die Quittung ausfüllen.
Er drehte den Zylinder von beiden Seiten fest und zog mit der Zange nach, dann schloss er die Tür und sagte: »Dann kannst du es jetzt ausprobieren. Kann ich so lange das Klo benutzen?«
Natürlich musste er warten, bis sie ja sagte, ehe er ins Badezimmer ging, aber sie sagte nichts, sie trat nur dicht an ihn heran, mit ihren vielen Gerüchen und ihren Haaren und ihrem Nagellack, und legte das rechte Auge ans Guckloch. Er konnte sich nicht bewegen.
»Ich glaube nicht«, sagte sie.
»Was … was glaubst du nicht?«
»Dass du aufs Klo gehen solltest. Und den da ruinieren.«
Sie berührte ganz leicht seinen Schritt, den Stoff über dem Ständer, er schloss die Augen. Das hier war doch wie in den Zeitschriften, den verbotenen Zeitschriften! Wie zum Teufel konnte ihr der Mann, der bald von der Arbeit nach Hause kommen würde, so egal sein?
Er drehte sich langsam zu ihr um, zu ihrem Geruch nach Schnaps und Schweiß und Parfüm und Rauch.
»Ich habe zu viel getrunken, das weiß ich«, sagte sie.
Ihr Gesicht befand sich gleich unter seinem, die Lippen sahen aus wie rote feuchte Larven, die aufeinander balancierten.
»Ich habe zu viel getrunken, Lars Lockert, weil ich mich zu Tode langweile und nicht weiß, was ich mit diesen vielen Tagen anstellen soll, die einfach kommen.«
»Aber dein Mann …«
»Der ist fast nie zu Hause. Heute ist er in Mo i Rana. Sieh mich doch an!«
Er tat nichts anderes, aber sie meinte wohl ihre Augen.
»Küsst du gut, Lars Lockert?«
»Ich weiß nicht.«
»Versuch es.«
»Ich muss doch …«
»Das spielt keine Rolle. Du bist jung. Du hast ihn in zehn Minuten wieder hoch. Wenn du willst. Wenn wir wollen. Willst du?«
»Ja«, sagte er.
Er presste seinen Mund auf ihren, packte sie zugleich um die Taille, spürte nicht einmal das Gummi einer Unterhose, sicher war sie unter dem Morgenrock splitternackt. Sie zog ihr Gesicht und ihren Mund weg von seinem.
»Nein, küssen kannst du nicht«, sagte sie.
»Was?«
»Ich zeig es dir.«
»Ich kann mich hier bald nicht mehr auf den Beinen halten.«
»Das wird dir dann erspart bleiben, armer Lars
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