Ich will dich! (German Edition)
bei Leather and Lace war nicht wirklich künstlerisch. Aber andererseits war sie ja auch nicht wirklich nackt dabei. Immerhin zog sie ihren String niemals aus.
Ja, ihr Publikum in Chicago war mehr an prickelnder Erotik als an kultureller Stimulierung interessiert. Doch Tanzen war Tanzen. Und nach der düsteren Prognose, die sie nach ihrer Knieoperation vor einigen Monaten erhalten hatte, kümmerte es sie nicht mehr, wo sie auftrat oder was sie dabei anhatte.
Tatsächlich hätte sie sich gar keinen besseren Ort aussuchen können. Denn hier, wo sie, hinter einer roten Samtmaske verborgen, auftrat, konnte sie alles sein, was Izzie Natale von der Bäckerei Natale’s in der Taylor Street nicht sein konnte.
Sinnlich. Ohne Hemmungen. Frei.
Bevor sie sich innerlich darauf einstellen konnte, wurde sie angekündigt, und die ersten Takte ihrer Musik erklangen. Izzie trat auf die Bühne und tanzte für sich selbst und nur für sich allein, wie sie es immer tat. Bei all dem blieb sie unerreichbar und erhaben, ja, beachtete nicht einmal das Geld, das auf die Bühne geworfen wurde – die Bühnencrew würde das nach Ende ihres Auftritts aufsammeln. Sie ignorierte auch die angespannte Stille, die im Publikum entstand, und die faszinierten Blicke ihrer Zuschauer.
Außer dem eines einzigen Mannes. Seinen Blick wollte sie sehen, obwohl das nicht leicht sein würde, da er in der dunkelsten Ecke des Lokals stand und sie geblendet war vom Licht der Scheinwerfer. Aber als die Choreografie sie zur vorderen rechten Bühnenseite führte – näher zu der Bar und ihm –, riskierte sie einen Blick auf ihn.
Und wäre fast von der Bühne gefallen.
O Gott, o Gott, o Gott!
Sie kam ein bisschen aus dem Rhythmus und musste viel zu schnell zwei weitere Rosenblüten fallen lassen, um ihren Fehler wieder auszugleichen.
Denn in diesem einen kurzen Augenblick, als das Licht auf ihn gefallen war, hatte sie das Gesicht, die Schultern, dieses Haar erkannt.
Es war Nick Santori, der dort an der Bar stand. Nick war der dunkle Fremde, der das Blut so heiß und schnell durch ihre Adern fließen und zwischen ihren Schenkeln hatte pochen lassen, als sie ihn hier zum ersten Mal und jetzt gerade eben wieder gesehen hatte.
Dieser elende Bastard. Würde sie denn nie frei von ihm sein? Würde kein anderer Mann diese verrückten, aufregenden, sehnsüchtigen Empfindungen in ihr wecken, die sie jedes Mal bestürmten, wenn er in der Nähe war? Und was zum Teufel tat er eigentlich hier?
Schlimmer noch – was würde er tun, wenn er merkte, dass sie, die Frau, die ihn vor zwei Tagen in der Bäckerei abgewiesen hatte, die Crimson Rose war?
In Gedanken voll und ganz mit den möglichen Auswirkungen von Nicks Präsenz beschäftigt, beendete Izzie ihren Auftritt. Danach verließ sie fluchtartig die Bühne und schlüpfte in ihren seidenen Morgenmantel, den jemand ihr reichte. Ohne die anderen Crewmitglieder zu beachten, eilte sie die Hintertreppe zu ihrer eigenen Garderobe hinunter.
Normalerweise teilten sich die Tänzerinnen eine Garderobe, und Izzie war keine Primadonna, die eine für sich allein beanspruchte. Aber der Besitzer des Clubs hatte darauf bestanden, weil er wusste, wie wichtig ihre Anonymität ihr war. Als er gemerkt hatte, wie sehr das “Geheimnis” um die Crimson Rose den Ruf des Clubs aufwertete, hatte er ihr diesen Raum gegeben, der kaum größer als ein kleines Badezimmer war.
Bevor sie jedoch hineinhuschen konnte, hörte sie Harrys Stimme. “Da bist du ja! Warte, Rose , ich möchte dir jemanden vorstellen.”
Izzie war nicht in der Verfassung, jemanden kennenzulernen, schon gar nicht einen weiteren von Harrys Cousins oder alten Angelfreunden. Es war immer jemand da, der sich alte Freundschaften oder Familienbeziehungen zunutze machte, um an die Tänzerinnen heranzukommen.
Andererseits jedoch war Harry fürsorglich wie ein Vater, und die Vorstellungen gingen nie über einen kurzen Händedruck oder das Signieren eines Fotos hinaus.
Mit einem unpersönlichen Lächeln hinter ihrer Maske, die sie noch nicht abgenommen hatte, wandte Izzie sich um.
“Das ist Nick Santori. Ich habe ihn eingestellt, damit er unsere Sicherheitskräfte unterstützt.”
Izzie sank gegen die Wand. Sie hatte plötzlich weiche Knie bekommen, ihr Herz klopfte wie verrückt, und ihr drehte sich fast der Magen um vor Angst.
“Das ist …”
“ Rose ”, warf sie schnell ein, bevor Harry ihren wahren Namen sagen konnte. Um den sinnlichen, leicht heiseren Ton bemüht,
Weitere Kostenlose Bücher