Ich will dich
ins Haus und dreht in der Küche den Wasserhahn auf”, wies Clayton sie an. „Sobald Wasser rauskommt, ruft ihr ganz laut.”
Die Zwillinge rannten los, wobei sie sich stritten, wer von ihnen die Anweisung ihres Vaters ausführen durfte.
Sobald sie außer Hörweite waren, stützte Clayton die Hände auf die Oberschenkel und drehte sich zu Rena. „Warum hast du mir nicht gesagt, dass du vorhattest, Oklahoma zu verlassen?”
„Warum hast du mir nicht gesagt, dass du wegfährst?” gab sie die Frage an ihn zurück.
„Ich habe dir eine Nachricht hinterlassen.”
„Hast du nicht! Ich habe in deinem Motel angerufen und extra gefragt, ob du irgendeine Nachricht hinterlassen hättest, und mir wurde gesagt, dass das nicht der Fall sei.”
„Das liegt daran, dass ich die Nachricht nicht im Motel hinterlassen habe, sondern bei deiner …”
Rena stöhnte und presste die Hand gegen die Stirn. „Meine Mutter”, murmelte sie und ließ die Hand wieder sinken. „Sie hat mir nichts ausgerichtet.”
„Typisch”, sagte Clayton bitter. Die Liste mit den Gründen, weshalb er wütend auf seine Schwiegereltern war, wurde um einen weiteren Punkt länger. „Wie lange hast du das eigentlich schon geplant?”
„Was?” fragte sie verwirrt.
„Mich zu verlassen.”
Einen Augenblick lang schwieg Rena, und ihre Wangen röteten sich. „Ich weiß nicht”, erwiderte sie dann leise und senkte schuldbewusst den Blick. „Eine Weile, denke ich.”
„Und, warum, verflixt noch mal, hast du mir nie etwas von deinen Plänen erzählt?”
Mit einem Ruck hob sie den Kopf und sah ihn herausfordernd an. „Wann hätte ich dir denn etwas erzählen sollen? Du bist doch nie zu Hause gewesen!”
Er erhob sich und baute sich vor ihr auf. „Das ist eine üble Lüge, und das weißt du genau. Ich bin zu Hause gewesen.”
Ohne sich einschüchtern zu lassen, hob sie eine Augenbraue.
„Wirklich? Das ist seltsam, weil ich mich nämlich nicht erinne re, dich dort in letzter Zeit gesehen zu haben.”
Clayton stieß einen Fluch aus und wandte sich ab. Dann drehte er sich jedoch wieder um und deutete mit dem Finger auf sie. „Als professioneller Rodeoreiter bin ich ständig unterwegs.
Das gehört zu meinem Job, und das wusstest du, als du mich geheiratet hast.”
Sie schob seine Hand weg. „Ja, das stimmt. Aber ich wusste nicht, dass dir deine Karriere wichtiger ist als deine Familie.”
„Das ist doch Unsinn, Rena!”
„Tatsächlich? Wann warst du denn zuletzt zu Hause, Clayton? Beziehungsweise, wann hast du das letzte Mal zu Hause angerufen?”
Hektisch versuchte Clayton, sich zu erinnern. Als es ihm nicht einfiel, drehte er den Kopf weg, damit Rena seine schuldbewusste Miene nicht sah. „Ich kann mir keine Daten merken”, sagte er leise.
„Das kann ich mir vorstellen - vor allem, wenn sie so lange zurückliegen. Ich kann mich nämlich selbst nicht mehr daran erinnern.”
Er atmete tief ein und bemühte sich, ruhig zu bleiben. Ein Streit mit Rena brachte ihn nicht weiter, vor allem dann nicht, wenn sie die Wahrheit sagte. „Also gut, vielleicht bin ich eine ganze Weile lang nicht zu Hause gewesen und habe auch nicht so oft angerufen, wie ich sollte. Aber ist das ein Grund, mich gleich zu verlassen?”
„Das ist nicht der einzige Grund, weshalb ich weggegangen bin.”
„Was hattest du denn noch für Gründe?” Er wies mit der Hand nach draußen auf das Haus. „Und was um alles in der Welt, wolltest du mit dem Kauf dieser Bruchbude beweisen, wo du doch schon ein wirklich schönes Haus hast, in dem du leben kannst?”
Rena schaute ihn an. Offenbar wusste er wirklich nicht, worum es ihr ging. Aber wie sollte sie ihm etwas erklären, das sie selbst erst anfing zu begreifen? „Du würdest das nicht verstehen”, sagte sie und wandte sich ab.
„Probier es aus.”
Aufgebracht fuhr sie herum „Weil ich ein Zuhause wollte!”
schrie sie. „Etwas für mich! Etwas, das nur mir gehört!”
Clayton verstand sie tatsächlich nicht und schüttelte wütend den Kopf. „Verflixt! Du hast doch ein Zuhause! Ein Zuhause mit mir!”
Sie machte einen Schritt zur Tür. „Nein. Ich habe kein Zuhause mit dir, Clayton”, sagte sie, und ihre Stimme zitterte.
„Das hatte ich noch nie.” Rena rannte zum Haus und ließ Clayton im Schuppen zurück.
Clayton hielt die Hände unter den Wasserhahn und wusch die Schmiere ab. Er war ziemlich müde, was nicht weiter verwunderlich war. Zuerst hatte er die lange Strecke von South Dakota nach
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