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Ich will dir glauben

Ich will dir glauben

Titel: Ich will dir glauben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabetta Bucciarelli
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Haben Sie Lust?«
    »Nein, Lust habe ich keine. Aber da ich sonst nichts Besseres vorhabe, warum nicht? Ich hole schnell den Computer meiner Mutter, denn ich gehe davon aus, dass Sie bisher noch keine Zeit hatten, nach meinem zu suchen. Oder irre ich mich?«
    »Ihr Computer ist unauffindbar. Zu Hause ist er nicht, und auch in den Durchsuchungsprotokollen taucht er nicht auf. Absolut nichts. Vielleicht hatten Sie ihn ja jemandem ausgeborgt oder irgendwo liegen gelassen?«
    »Funi, Sie wissen doch, wie sehr ich mit meinem Computer verwachsen bin. Scheint es Ihnen da realistisch, dass er nicht bei mir zu Hause sein sollte? Oder in meinem Auto? Oder im Präsidium? Und vor allem, dass in meinem Gedächtnis keinerlei Anzeichen möglicher Hinweise existieren? Es fehlen mir ganze Stücke meiner Erinnerung, und das treibt mich in den Wahnsinn.«
    »Es fehlt Ihnen vor allem ein Computer, wenn ich richtig verstanden habe. Wenn Sie möchten, können Sie mir erzählen, was Sie darin zu finden hoffen. Dann könnte ich Ihnen vielleicht weiterhelfen.« Funi schaffte es, fast in jeder Situation die Ruhe zu bewahren.
    »Ich muss unbedingt meine E-Mails von jenem Abend durchsehen«, erklärt sie, während sie in das Nebenzimmer geht.
    »Jetzt erst?«, ruft er ihr nach, damit sie ihn nicht überhört. »Ich meine, Sie werden die Mails doch wohl an jenem Abend gelesen haben.«
    »Ich weiß nicht, was ich damals gelesen habe. Ich würde sie aber jetzt gern noch einmal lesen und auch wissen wollen, was mit meinem Laptop passiert ist.« In der Zwischenzeit fährt sie den Computer ihrer Mutter hoch und schaltet das Internet ein.
    »Entschuldigen Sie, aber warum rufen Sie Ihre Mails nicht einfach per Remote Access ab?«
    »Inzwischen sind Monate vergangen, Funi. Und meine Post wird jedes Mal, wenn ich sie neu aufrufe, gelöscht. Im Übrigen scheint es mir legitim, Zugang zu meinen privaten Mitteilungen haben zu wollen, oder etwa nicht?«
    »An sich ist nichts dagegen einzuwenden. Tatsache bleibt aber, dass der Computer nicht auffindbar ist. Nirgendwo. Und er gehört nicht zu den Gegenständen, die bei Ihrer Verhaftung beschlagnahmt wurden. Wenn Sie mir noch ein paar andere Orte nennen, wo er eventuell sein könnte, versuche ich dort nachzusehen. Nicht einmal die Kollegen, die in Ihrer Wohnung waren, erinnern sich daran, ihn gesehen zu haben. Da fällt mir ein, Sie hatten mich doch nach Ihrem Schlafzimmer gefragt.«
    »Und?«
    »Ich habe nachgesehen, ob es im Durchsuchungsprotokoll Fotos gibt.«
    »Rücken Sie schon raus, Funi.«
    »Ja, auf dem Foto sieht man ein zerwühltes Bett.« Er lächelt verlegen.
    »Nur auf der einen Seite?« Sie blickt ihm fest in die Augen.
    »Nein, auf beiden Seiten.«

72
    »Falsche oder vergessene Erinnerungen. Hör mal, ich habe genau das richtige Beispiel für dich. Du kennst doch Corrado?«
    »Nein, Inga. Corrado kenne ich nicht.« Maria Dolores hat das Telefon auf laut gestellt, während sie auf dem Laufband trainiert.
    »Richtig, das war vor deiner Zeit. Vor ungefähr zwanzig Jahren. Also, er gehört zu meinen fünf oder sechs ultimativen Lovern. Er war wirklich gut aussehend, das kannst du mir glauben. Ein großer, dunkler Typ. Mit einem intelligenten Gesicht, einem sympathischen Lächeln, einer schön geformten Nase, großen Händen. Im Großen und Ganzen so …«
    »Irgendwie sind deine ultimativen Lover alle gut aussehend, groß, dunkel und so weiter«, lacht Maria Dolores.
    »Absolut richtig, Doris. Genau darauf wollte ich hinaus. Das sind Mechanismen der Selbsttäuschung. Ich kenne einen isländischen Künstler, der mit diesem Thema spielt. Es ist die Vorstellung, die du dir von der Realität machst, nicht die Realität, wie sie wirklich existiert.«
    »Wenn ich mich nicht täusche, reicht in deinem Fall die Erinnerung allerdings bis in graue Vorzeiten zurück, als deine ästhetischen Kategorien noch nicht ganz so entwickelt waren wie heute.« Nicht etwa, dass sie heute so viel anders wären, aber das behält sie lieber für sich.
    »Gut, dann nehmen wir eben ein anderes Beispiel: Verkehrsunfälle. Erinnerst du dich an Fabios Unfall?«
    »Welchen?« Sie grinst noch immer bis über beide Ohren.
    »Seinen Motorradunfall. Als er steif und fest behauptete, er habe vor dem Überholen den Blinker gesetzt, und der andere Fahrer genau das Gegenteil.«
    »Ja, der letzte vor seinem endgültigen Aus als Motorradfahrer. Ich erinnere mich.«
    »Mit den Aussagen von Augenzeugen bei Verkehrsunfällen lässt sich

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