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Ich will dir glauben

Ich will dir glauben

Titel: Ich will dir glauben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabetta Bucciarelli
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und nun will ich dir den gleichen Gefallen tun.«
    »Ich brauche deinen Gefallen nicht, trotzdem danke. Ich brauche nur Mut. Um zu begreifen, was wirklich die Wahrheit ist, und um sie schließlich auszusprechen. Um das Durcheinander in meinem Kopf endlich zu sortieren, weil ich von Natur aus bereits ein wirrer Mensch bin.«
    »Könntest du die Dinge ohne deinen übermäßigen moralischen Anspruch sehen, dafür aber mit etwas mehr gesundem Menschenverstand, würdest du mit Sicherheit eine Lösung finden.«
    Großspurige Phrasen, dahergeredet, um mich mundtot zu machen. Wenig zufrieden rückt er näher zu mir und legt seine Lippen leicht auf die meinen. Dann ist er plötzlich weg. Und auch dieses Mal merke ich nichts davon, dass er die Wohnung verlassen hat.

69
    »Schon wieder hat er jemandem völlig sinnlos die ganzen Zähne gezogen.« Funi betritt im Eilschritt das Büro von Pietro Corsari. »Eine weitere Strafanzeige, dieses Mal schon etwas älter. Acht gesunde Zähne. Wie weit sind wir in dem Fall?« Während Funi noch spricht, bemerkt er in einer Ecke des Büros Corsaris Reitstiefel und seinen Helm sowie auf einem Kleiderbügel Reithose und passendes Jackett. Er muss direkt vom Reiten hierhergekommen sein, und das war ein gutes Zeichen.
    »Es geht mir gut, Achille. Wie du sehen kannst, hat das Schicksal es zur Abwechslung mal gut mit mir gemeint.« Wie um das zu unterstreichen, steckt er sein Hemd in der Hose zurecht. »Wenn du mich fragst, sollten wir bei den Zahnprothesen ansetzen. Wir müssen herausfinden, woher sie stammen. Es ist ein Teufelskreis, aber langsam kommen wir der Sache näher. Gebisse zum Spottpreis von hundertfünfzig Euro sind für jeden eine Verlockung. Wie soll man da widerstehen können!«
    Makabre Ironie, aber besser so. Funi bleibt dennoch misstrauisch. »Und was ist mit deinem litauischen Mädchen?«
    »Daheim«, antwortet Corsari, ohne den Kopf zu heben.
    »Sie ist nach Litauen zurück?«
    »Ach wo, sie ist bei mir. Sie wird um diese Uhrzeit noch schlafen. Es war eine lange Nacht, wie du sie dir nicht mal im Traum vorstellen kannst.«
    »Corsari, du bist ein Vollidiot.« Funi sagt es leise, aber Corsari hört es dennoch.
    »Gut möglich, aber im Moment bestimme ich, wie die Dinge zu laufen haben.«
    Ein Kollege sucht nach Funi, und am Telefon wird er auch verlangt. Das Schicksal hatte tatsächlich ein Einsehen. Das Ergebnis des Schriftgutachtens zaubert ein Lächeln in sein Gesicht: Die beiden Fälle scheinen immer enger miteinander verknüpft zu sein. Er beschließt, Maria Dolores anzurufen. Das Ergebnis hat er schließlich ihr zu verdanken.
    Doch an der anderen Seite der Leitung meldet sich keine Hauptkommissarin, die auf Antwort in einem Fall wartet, sondern eine apathische Frau.
    »Ich meinte eben, dass das Notizbuch, das wir bei Anna gefunden haben, in Wahrheit Giulia gehörte. Dem anderen Mädchen, das daheim gestorben ist. In San Siro. Das bedeutet, dass die beiden Mädchen sich gekannt haben müssen.«
    »Großartig, Funi. Wir hören uns später.«
    »Nein, oder doch. Ja, in Ordnung. Ich werde jetzt mit den Eltern von Anna sprechen, dann melde ich mich noch mal.«

70
    In ihrem beruflichen Umfeld wirken die zwei nicht anders als der Abklatsch vieler Ehepaare einer pseudo-intellektuellen oder tatsächlich gebildeten Mittelschicht. Nicht zufällig sind beide Universitätsprofessoren. Disziplin: Altertumskunde. Eine Schar an Studenten, die damit liebäugeln, ihren Lebenslauf aufzubessern, schleichen um sie herum. Funi ist Zeuge ihrer täglichen Arbeit an der staatlichen Mailänder Universität. Er erscheint pünktlich zu seiner Sprechstunde, sie etwas verspätet. Eine kurzfristige Verpflichtung hat sie etwas länger aufgehalten. Sie müssen erst noch den passenden Ort für ihr Gespräch suchen. Eine leere Aula bietet sich bestens dazu an.
    »Anna trug ein Tagebuch bei sich«, beginnt Funi. »Ein kleines schwarzes Notizbuch. Ich hatte Sie um eine handschriftliche Probe Ihrer Tochter gebeten, um einen Abgleich machen zu können. Das Ergebnis ist negativ. Das Büchlein gehört nicht ihr. Es ist von einem anderen Mädchen, das ebenfalls magersüchtig war. Sie heißt Giulia Brivio. Sagt Ihnen der Name irgendetwas?«
    Die beiden blicken sich an und schütteln dann den Kopf. Die Frau hat schwarz umränderte, geschwollene Augen. Trotz ihres privaten Schicksalsschlags hat sie den Unterricht nicht ausfallen lassen. Sie fragt: »Wann können wir unsere Tochter beisetzen lassen?«
    »Schon

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