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Ich will dir glauben

Ich will dir glauben

Titel: Ich will dir glauben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabetta Bucciarelli
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passenden Moment, jedoch nicht im Übermaß. Sensibilität und Bildung, gerne auch mehr, als er selbst besaß. Er musste jemanden schätzen, um ihn lieben zu können. Musste sich emotional angesprochen fühlen, um sich jemanden annähern zu können. Musste den Eindruck haben, dass ihm der Atem stockte, um überhaupt daran zu denken, mit einer Frau zu schlafen.
    Nina Parisi gehört zu den Topfavoritinnen. Doch dieses Mal muss sich Funi keine großen Gedanken über seine Strategie machen. Sie hat die Sache bereits in die Hand genommen. Und nun liegen sie nackt und umschlungen unter dem leichten Federbett und küssen sich.
    »In Kleidern wirkst du nicht so schön«, flüstert Nina ihm zu.
    »Soll das ein Kompliment sein?«, fragt Funi.
    »Eine Feststellung«, wispert sie, während sie ihn erneut küsst und sich umarmen lässt. »Wie war eigentlich meine Vorgängerin? Willst du mir von ihr erzählen?«
    »Mich interessiert deine Vergangenheit nicht. Ich bin da sehr diskret.« Vielleicht auch schüchtern, oder eher vorsichtig.
    »Mich interessiert deine schon«, meint sie, darauf bedacht, die körperliche Harmonie zwischen ihnen nicht aus dem Gleichgewicht zu bringen. »Für mich ist das wichtig, um zu wissen, wie weit ich mich auf dich einlassen kann.«
    »Nicht so eilig, schön eins nach dem anderen. So macht man das in unserem Alter.« Für ihn ist das nicht einfach so dahergesagt.
    »Vom Warten wird man nur alt. Gerade weil wir erwachsen sind, brauchen wir uns nicht zurückzuhalten.«
    Funi denkt darüber nach, wirkt allerdings nicht wirklich überzeugt. »Zurückhalten? Vielleicht hast du ja recht. Aber das Vertrauen wächst erst mit der Zeit. Selbst wenn wir jetzt nackt nebeneinanderliegen und perfekt ineinanderpassen, heißt das nicht automatisch, dass zwischen uns eine Seelenverwandtschaft besteht.«
    »Du bringst mich wirklich zum Lachen, Achille. So was sind doch Frauengespräche«, raunt sie, während er sanft in sie eindringt. »Dann werde ich eben deine Seele auch noch erobern.« Es ist zu dunkel, um ihr Lächeln sehen zu können.
    Schwierig, aber nicht unmöglich. Das ist Funis letzter Gedanke, bevor er sein Gehirn ausschaltet und sich endlich nur noch seinen Gefühlen hingibt.

68
    »Erzähl mir, was es Neues in der Stadt gibt.«
    Er sitzt auf dem Balkon, am Boden. Die Tür ist weit geöffnet, und im Hintergrund hört man den anhaltenden Lärm der Umgehungsstraße, startende Flugzeuge und einige Helikopter.
    Er sitzt bequem im Schneidersitz, trägt dieselbe Kapuzenjacke wie immer. Ich behalte ihn im Auge, als wäre er ein klinischer Fall.
    »Nichts, was du nicht schon kennen würdest. Dieses Jahr hat es stark geschneit, und die Blumen, die zu sprießen beginnen, sind kräftig und bunt. Einige Läden mussten schließen. An vielen Stellen gibt es nun Kreisverkehr und einen Haufen Baustellen für Wohnblocks. Die Hochhäuser schießen aus dem Boden wie Pilze.«
    Ich freue mich, dass er mich duzt. Ich bekomme Lust, die Stadt im Tanzschritt zu durchstreifen, auch wenn ich gar nicht tanzen kann.
    »Erinnerst du dich noch daran, welche ehrgeizigen Ziele ich damals hatte?«
    In jenen Jahren war ich nicht besonders präsent gewesen. Meine Gedanken waren auf die Zukunft ausgerichtet, auf eine berufliche Karriere, bei der es eher darum ging, sich einen Namen zu machen, als gut zu sein. Er fragt mich nach seinen damaligen Zielen. Ich verwechsle sie mit meinen und versuche, ihm zu antworten.
    »War dein großer Traum nicht, Erfolg zu haben? Du sprachst von deiner Angst, dass dir die Möglichkeiten dazu fehlen würden. Dass alle um dich herum vorzeitig aufgegeben hätten oder frustriert waren oder überhaupt nie eine Chance bekommen hatten. War es nicht so? Ich meine mich zu erinnern, dass du dir keine Zukunft vorstellen konntest.«
    »Du bestehst nur aus Stolz. Du wirst an deinem Ehrgeiz noch zugrunde gehen. Du bist so selbstsüchtig, dass du nichts anderes mehr siehst.«
    Wieso sagt er mir das? Ich weiß nicht, wie ich ihm darauf antworten soll. Schließlich ist er für mich immer noch der Junge von damals, der versucht hat, sich umzubringen. Ich habe nicht die leiseste Ahnung, wie sein Lebensweg seither verlaufen ist. Ich weiß nicht, ob er über die nötige Stabilität verfügt, sich einem Ebenbürtigen zu stellen.
    »Was willst du eigentlich, Angelo? Ich kann mit deinen Schlussfolgerungen nicht wirklich etwas anfangen. Du bist doch hier, weil du was von mir willst. Also, was ist es?«
    »Du hast mir damals geholfen,

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