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Ich will dir glauben

Ich will dir glauben

Titel: Ich will dir glauben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabetta Bucciarelli
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hat sich dem Schicksal gefügt, für die Unterhaltung eines fremden Kindes zu sorgen.
    »Wir könnten mit den Gormiti spielen.«
    Maria Dolores hat keine Ahnung, was das sein soll. »Kenne ich nicht. Aber du kannst mir ja erklären, was ich da tun muss«, schlägt sie, höflich wie sie ist, vor.
    »Dann spielen wir halt Bakugan «, schnauft er verächtlich.
    »Kenn ich auch nicht, aber ich lern es schon, wenn du mir sagst, wie es geht.«
    »Dann halt Ben 10 . Kennst du wenigstens Ben 10 ?«
    »Bestimmt nicht.« Langsam ist sie angestrengt.
    »Dann kämpfen wir eben.« Und mit lautem Gebrüll, den Kopf gesenkt wie ein Stier, stürzt er sich auf sie. Sie ringt nach Luft, während sie sich zu wehren sucht und ruft: »Du bist viel zu stark für mich!«
    Wie vom Blitz gerührt, hält der Junge inne, weicht einen Schritt von ihr zurück, zeigt mit dem Finger auf sie und brüllt: »Du bist eine Lügnerin, Lügnerin, Lügnerin, Lügnerin!« Die Wohnungsklingel rettet ihn vor Maria Dolores’ verhängnisvollem Zornesausbruch.
    »Komm, Matteo.« Die sanfte Stimme der Mutter. »Danke, Doris …« Dann runzelt sie die Stirn, als sie das Schreien ihres Sohnes hört. »Die ist eine Lügnerin, eine Lügnerin!« Fragend schaut sie Maria Dolores an. Die setzt ein schiefes Lächeln auf und schließt hinter ihr die Tür. Dann dreht sie den Schlüssel drei Mal im Schloss herum. Das wird reichen.

75
    »Der Selbstmord in der Viale Forlanini ist doch längst abgeschlossen. Das Mädchen war aus der Klinik Rinascita abgehauen«, erklärt Pietro Corsari.
    »Das Mädchen, das sich von der Brücke gestürzt hat?« Achille Funi wird plötzlich hellhörig.
    »Ja, genau die. Bei der sah man sofort, dass sie Anorexie oder so Zeugs hatte«, antwortet Pietro Corsari. »Das Mädchen war am Abend vorher aus der Klinik abgehauen und, ohne einen Abstecher nach Hause zu machen, schnurstracks zur Brücke gegangen. Dann hat sie sich runtergestürzt.«
    »Erinnerst du dich an ihren Namen?«, fragt Funi und kehrt an seinen Schreibtisch zurück, wobei er in den Taschen nach seinem Notizbuch kramt.
    »Sie hieß Chiara Dini, war zweiundzwanzig und besuchte die Hochschule für visuelle Medien. Bevor sie krank wurde, hatte sie sich erfolglos als Modell versucht und in einigen Diskotheken als Animierdame gearbeitet. Später war sie dann an mehreren Orten zur Behandlung und hat, vor nicht allzu langer Zeit, mehrmals versucht, sich das Leben zu nehmen.« Wenn er wollte, hatte er ein durchaus gutes Gedächtnis und funktionierende Synapsen.
    »Danke, Corsari. Aber jetzt muss ich wirklich gehen. Wir reden noch mal über das Ganze. Das scheint doch eine größere Sache zu sein. Oder zumindest ein merkwürdiger Zufall. Egal, es lohnt sich jedenfalls, sich noch mal neu damit zu beschäftigen.«
    Funi reicht ihm die Hand, wie um den Anschein von Respekt und Wertschätzung wiederherzustellen, genau das, was Corsari derzeit gegenüber sich selbst zu verlieren droht. Es sieht so aus, als wüsste er die Geste durchaus zu schätzen, denn ihm entwischt ein kaum hörbares »Danke«.

76
    Er wünscht, er hätte jetzt jemanden an seiner Seite. Während er das Präsidium verlässt, schaut er sich um. Er weiß noch nicht genau, wem er vertrauen kann, und versucht sich gerade an den unterschiedlichsten Allianzen. Heute ist ihm jedoch nach Behaglichkeit. Er erinnert sich, dass Nina Parisi ihren freien Nachmittag hat, und beschließt sie anzurufen. Sie meldet sich sofort, und während sie noch vereinbaren, wo sie am Abend gemeinsam essen könnten, wird in ihm der Wunsch immer stärker, sie jetzt bei sich zu haben. »Hättest du nicht Lust, mich gleich zu treffen?«
    »Doch, gern. Wo denn?«
    »Bei der Klinik Rinascita , das ist in der Gegend von der Porta Garibaldi, fast an der Kreuzung zur Via della Moscova. Frag dich einfach durch, ich denke, da kennt jeder die Adresse. Wie lang wirst du ungefähr brauchen?«, fragt er etwas angespannt, denn zu viel Zeit will er nicht verstreichen lassen.
    »Ich bin ganz in der Nähe. In zehn Minuten müsste ich da sein.«
    »Gut. Ich warte dort am Eingang auf dich.«
    Er erklärt ihr nicht, warum sie ausgerechnet dorthin kommen soll. So würde er besser von ihrer spontanen Einschätzung profitieren können. Zu zweit sah und hörte man mehr. Und die Summe daraus entsprach nie den Regeln der Algebra, im Gegenteil, sie ließ oft exponenzielle Werte zu. So war es zumindest immer mit Maria Dolores Vergani gewesen. Sie hatte ihm gezeigt, wie man im Tandem

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