Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich will dir glauben

Ich will dir glauben

Titel: Ich will dir glauben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabetta Bucciarelli
Vom Netzwerk:
Seiten zerwühlt war. Wenn ich alleine schlafe, bleibt die andere Seite immer unberührt, und das Erste, was ich am Morgen tue, ist mein Bett machen. Wenn allerdings Michele bei mir übernachtet, lasse ich das Bett bis zum Abend ungemacht. Das ist so ein Tick von mir.«
    Funi hört ihr zu, raucht und gibt ihr wortlos ein Zeichen, dass ihre Asche auf den Boden fällt.
    »Righi behauptet, er habe mich an jenem Abend angerufen, um mir mitzuteilen, dass er von zu Hause ausgezogen sei. Und dass er eine normale Beziehung mit mir führen wolle.« Funi hat seine Zigarette bereits zu Ende geraucht.
    »Deswegen kam mir der Gedanke, Michele könnte in einem Ansturm von Eifersucht gewalttätig mir gegenüber geworden sein. Auf seine Exfreundin war er bereits schon mal losgegangen … Die Hämatome an meinem Hals hätten also von ihm stammen können. Aber mit dieser Anrufliste hier bin ich genauso weit wie am Anfang.«
    Schweigen. Sie schaut ihn an. »Die Handys hast du doch sicher auch gecheckt, oder?«
    Funi nickt und kramt in seiner Tasche. »Ich habe die Liste im Präsidium vergessen, aber da war nichts Besonderes.«
    Die Zigarette brennt weiter vor sich hin, die Asche fällt zu ihren Füßen. Funi greift nach ihrer Hand, berührt sie leicht, löst den Stummel aus ihren Fingern und drückt ihn im Aschenbecher aus.
    »Jetzt gibt es also keinen Zweifel mehr. Die Wundmale hat dir diese Frau zugefügt, und du hast dich nur gegen sie gewehrt.« Er hat sie zum ersten Mal geduzt. Endlich. In einem wichtigen Augenblick.
    »Ja, so wird es wohl gewesen sein. Was denkst du?«
    »So ist es gewesen.«

96
    »Alina hat keine Anzeige erstattet, und im Gegenzug dafür habe ich auf meine verzichtet. Das heißt aber noch lange nicht, dass wir jetzt quitt sind.« Pietro Corsari ist zu seinem Schreibtisch und dem noch immer ungelösten Fall mit dem Zahnarzt zurückgekehrt. Von dem einstigen Philosophen ist nicht mehr viel übrig geblieben.
    »Irgendwann muss aber doch mal Schluss sein. Findest du nicht auch, dass ihr einen Punkt erreicht habt, wo ihr die ganze Sache mal begraben könntet?«
    »Schwierig, sich auf etwas zu konzentrieren, wenn man nach etwas ganz anderem sucht«, entgegnet er lapidar.
    »Das leuchtet mir ein, aber wir sind Polizisten, und hier suchen wir nach Schuldigen«, merkt er seufzend an. Corsari kann sich bedauerlicherweise nicht zurückhalten. »Ja, aber hier«, und er legt die eine Hand auf sein Herz, » cherchez la femme .«
    Funi flüchtet mit einer Geste, die so viel heißen soll wie »Hau mir bloß ab!«, in sein Büro. Doch Corsari lässt nicht locker und folgt ihm mit einem etwas selbstironischen Lachen hinterher. »Funi, wart mal kurz. Was ist eigentlich mit der Vergani?«
    »Unverändert.«
    »Will sie noch immer nicht aussagen?«
    »Im Augenblick gibt’s nicht Neues.«
    »Aha.« Dann schon halb im Gehen: »Sag mal, würdest du eigentlich für sie die Hand ins Feuer legen?«
    Funi blickt auf und streckt ihm seine offenen Handflächen entgegen. »Ja, für sie sogar beide.«
    »Ich zahl dir dann die Prothesen. Wenn du mich fragst, haben die beiden sich abgesprochen und die Frau gemeinsam aus dem Weg geräumt. Fast ein perfektes Verbrechen. Weil … Was glaubst du, wie der Prozess ausgeht? Die werden doch bestimmt wegen Notwehr freigesprochen. Und für die getötete Frau wird niemand um Mitleid flehen. Nicht mal deine geliebte Vergani.«
    »Hör mal, Corsari. Behalt deine Meinung doch einfach für dich. Die interessiert hier sowieso niemand. Für die getötete Frau hätte Nebenklage erhoben werden können, was die Angehörigen jedoch nicht getan haben. Pech für sie«, erwidert er unwillig, aber ruhig.
    »Das ist wie bei den Mafiaprozessen. Die Familie setzt sich für den Angeklagten nicht ein und überlässt das eigene Fleisch und Blut seinem Schicksal. Und ich sag dir auch warum: Weil sie Angst haben. Angst davor, einer Hauptkommissarin und allen anderen, die sie decken, die Stirn zu bieten. Vielleicht bangen sie ja auch um ihr Leben, meinst du nicht? So Bergmenschen haben schnell mal den Finger am Abzug und können leicht mal bei der Hirschjagd das Ziel verfehlen.«
    »Das ist absoluter Mist, was du da von dir gibst. Ich weiß ja, dass du gerade eine schwierige Phase durchmachst. Aber das vergeht schon, du wirst sehen. Alles wird gut.«
    Und entgegen seiner sonst so friedlichen Natur, knallt er ihm die Tür vor der Nase zu.

97
    Meine Mutter hat den Schlüssel ins Türschloss gesteckt. Ich höre, wie sie ihn

Weitere Kostenlose Bücher