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Ich will dir glauben

Ich will dir glauben

Titel: Ich will dir glauben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabetta Bucciarelli
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herumdreht, während ich Haus der Spiele ansehe, einen Film, den ich fast auswendig kenne. Der Ton ist relativ laut gestellt, doch ich habe keine andere Wahl. Die Nachbarn über mir haben ebenfalls den Fernseher laufen, allerdings in Dolby-Surround-Qualität. Die Wohnungstür öffnet sich nicht und keine Spur von meiner Mutter. Ich stoppe die DVD, und das Bild wechselt zu einem beliebigen Sender, auf dem gerade Bugs Bunny läuft. Ich drehe die Lautstärke etwas herunter und höre, wie meine Mutter mit der Nachbarin spricht. Die mit dem Enkelsohn. Ich schalte den Fernseher ganz aus. Gott würde nicht wollen, dass der kleine Engel mitbekommt, dass ich Zeichentrickfilme sehe, und sich noch einmal in mein Wohnzimmer schleicht. Ich höre, worüber sie sprechen.
    Die Oma: »Dann habe ich zu ihm gesagt, er soll sich eines dieser drei Spielzeuge aussuchen. Und er hat sich für diese Leuchtpistole entschieden, die auch knallen kann.«
    Der Junge: »Eigentlich wollte ich aber das Riesenmonster!«
    Die Oma: »Aber das war wirklich hässlich und außerdem teuer. Und was hat dir Oma dann gesagt? Du sollst dir etwas anderes aussuchen, und dann hast du dies hier gewählt.«
    Der Junge: »Das wolltest du haben, nicht ich. Du hast es ausgesucht! Mama hätte das Monster gekauft!«
    Die Oma: »Du Schwindler! Deine Mama hätte dir überhaupt nichts gekauft.«
    Bei dem Wort »Schwindler« reiße ich überraschend die Tür auf. Meine Mutter, die Großmutter und das Enkelkind drehen sich alle drei wie auf Kommando zu mir um. Ich zeige mit dem Finger auf den Jungen und rufe: »Siehst du? Du lügst auch!« Dann grüße ich die beiden und ziehe mich wieder in die Wohnung zurück. Der Junge bleibt mit überraschtem Gesicht zurück, das sich langsam zu etwas wie einem Grinsen verzieht.
    Ich setze mich erneut vor den Fernseher. Eine Sekunde später steht meine Mutter in der Tür. »Schaust du Zeichentrickfilme?«
    »Hast du eigentlich schon mal bemerkt, dass alle Zeichentrickfiguren denselben Schmollmund haben?«
    »Ich sehe mir so was nie an.«
    »Sie ziehen alle dasselbe mürrische Gesicht. Genauso wie Matteo von nebenan. Er lacht nie. Eine Schnute, als ob er einem gleich ins Gesicht springen würde. Findest du nicht?«
    »Nein, den Einruck habe ich nicht. Er ist doch ein liebes Kind.«
    »Lieb, aber mit einem grimmigen Gesicht.«
    »Soll ich die Rosen von Michele in eine Vase stellen? Wenn du ihnen nicht etwas Wasser gibst, werden sie eingehen, genauso wie der Kaktus. Du hattest schon immer diese komische Angewohnheit, Blumen nicht auszupacken. Selbst als du noch bei uns gewohnt hast. Erinnerst du dich noch an die weißen Rosen, die man dir zu deinem zwanzigsten Geburtstag geschickt hatte?«
    Ich schüttele den Kopf. Doch der eingegangene und mumifizierte Kaktus will mir nicht aus dem Kopf, und so erhebe ich mich aus dem Sessel, wickele die Blumen aus und suche nach einer der vielen Vasen, die sich inzwischen geleert haben. Ich habe sowieso schon begriffen, wer die Ben 10 , die Bakugan und die Gormiti sind. Alles sowieso ein und dasselbe. Alle sind sie wütend gegen jemanden oder etwas. Verwandelt oder verkleidet. Sie gewinnen und enthüllen die Wahrheit dank verbündeter Kräfte, wie etwa der von Vulkanen oder glühendem Magma, oder dank der Aktivierung irgendwelcher magischer Karten, die plötzlich vom Himmel fallen.
    »Schläfst du heute Nacht hier?«, frage ich meine Mutter. Ab und an stelle ich ihr diese Frage, einfach so, nur um den Eindruck zu erwecken, ich hätte für den Abend etwas geplant. Um »sturmfreie Bude« zu haben, wie früher, als ich noch ein Teenager war. Selbst wenn das Konzept von »sturmfreier Bude« in diesen Breitengraden von vornherein unbekannt war.
    »Ich gehe in deine Wohnung. Deine Tanten kommen heute, und wir spielen gemeinsam Karten. Ich komme morgen Nachmittag wieder.«
    »Wenn ich nicht da bin, dann mach dir keine Sorgen. Ich wollte eventuell ins Kino.« Dann schweige ich und warte ihre Reaktion ab. Die auch prompt folgt.
    »Was redest du denn da für Unsinn?«
    Es klingelt. Ich antworte über die Gegensprechanlage. »Ja, ich bin da. Bei euch alles in Ordnung? Bei mir auch, danke. Bis bald.«
    Die Schwarzen. Etwas zu früh heute. Jetzt könnte bald Funi auftauchen. Oder Michele. Oder Angelo. Oder Corsari. Oder irgendjemand.

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    Luca Righi: »Welche Wahrheit meinst du eigentlich? Natürlich habe ich sie verlassen. Ich habe gewartet, dass du mich zurückrufst, und dann erfahren, was passiert ist. Was sollte

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