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Ich will dir glauben

Ich will dir glauben

Titel: Ich will dir glauben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabetta Bucciarelli
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um die peinliche Situation zu überspielen. »Eigenartige Menschen, vielleicht sogar psychisch labil, krank. Einer von ihnen ist noch ganz jung. Er trug einige Seiten aus dem Tagebuch bei sich, das man bei Anna gefunden hat. Hier sind sie.« Er reicht sie Maria Dolores, die das Glückwunschkärtchen achtlos beiseitelegt, ohne es zurück in dem Umschlag zu verstauen. Funi kann erkennen, was darauf steht, sagt aber nichts.
    Maria Dolores überfliegt die herausgerissenen Seiten und blickt dann auf. »Sie spricht vom Arzt der Klinik. Das heißt also, es kann nicht das Tagebuch des Mädchens sein, das ihr unter dem Kreuz gefunden habt. Es gehört ihrer Freundin, die zu Hause gestorben ist, richtig?«
    »Ja«, antwortet er. »Anna, so hieß sie. Die Besitzerin des Tagebuches hingegen ist Giulia. Ich vermute, dass sie sich während eines Klinikaufenthaltes in der Rinascita kennengelernt haben.«
    Sie sind sich zum Verwechseln ähnlich, vereint in den Symptomen derselben Krankheit. Die Abwesenheit, nicht das Vorhandensein der Körper, brachte sie einander näher. Womöglich ist es gerade der kranke Körper, der die Menschen zu gleichen Geschöpfen und dadurch austauschbar macht.
    »Hatte der Junge, der die Seiten bei sich trug, eigentlich begriffen, dass das Tagebuch nicht von Anna stammte, obwohl es in ihrem Besitz war?«
    »Ich vermute mal, dass er sich gar nichts dabei gedacht hat. Aus ihm ist nichts Verwertbares herauszubekommen, sein Geplapper ist komplett unverständlich. Jeden Tag sucht er sich einen Satz aus, und den wiederholt er dann rund um die Uhr. Und am nächsten Tag dann einen anderen.«
    »Haben Sie die Handschrift auf diesen Seiten hier mit dem Tagebuch abgleichen lassen, um sich sicher zu sein, dass sie von ein und derselben Person stammen?« Verstohlen schaut sie ihn an, überzeugt davon, dass ihr ehemals Untergebener mal wieder etwas versäumt hat. Funi sieht sich in die Enge getrieben und beschließt, aus dem Bauch heraus, mit einer Halbwahrheit zu antworten und vom Thema abzulenken. »Ich hatte bereits vor, das zu veranlassen. Aber eigentlich wollte ich mit Ihnen über etwas ganz anderes sprechen, nämlich über die Anrufliste, um die Sie mich gebeten hatten.«
    »Und?« Wie im Reflex, springt sie von ihrem Sessel auf. Funi folgt ihrem Beispiel.
    »Sie haben nach Dienstschluss genau drei Anrufe zu Hause erhalten, also nach fünf Uhr … auch wenn Sie nie vor acht daheim sind.«
    »Haben Sie schon die Nummern der Anrufer herausbekommen?«
    »Natürlich. Ich kenne die Nummern auswendig. Der erste Anrufer war ich. Der zweite muss Ihre Mutter oder Ihr Vater gewesen sein, weil die Nummer von dieser Wohnung hier stammt, und der dritte Anrufer ist jemand aus dem Präsidium. Der Beamte erinnert sich noch ganz genau daran, Sie angerufen zu haben.«
    »Bist du dir wirklich ganz sicher?« Sie rückt näher an Funi heran.
    »Ganz sicher«, erwidert er etwas verwirrt, dass die Kommissarin ihn plötzlich duzt, und überlegt, ob er lieber beim Sie bleiben sollte.
    »Darf ich mal sehen?« Sie bleibt misstrauisch, wie gewöhnlich.
    »Natürlich. Hier ist eine Kopie, auch mit den Nummern der Anrufer vor fünf Uhr.« Er greift mit der Hand in seine Manteltasche, zieht ein zusammengefaltetes Blatt Papier hervor und reicht es ihr. Sie geht hastig jede einzelne Nummer der Liste durch und bleibt plötzlich an einer handgeschriebenen Notiz hängen. Grüß mir Nina! Für einen Moment schweifen ihre Gedanken ab.
    »Nina …«, wiederholt sie den Namen laut und setzt sich, vor sich hinstarrend, zurück in ihren Sessel.
    »Ja …. Stört es Sie, wenn ich rauche?«
    »Stört es dich . Jetzt, wo wir nicht mehr zusammenarbeiten, können wir uns genauso gut duzen«, antwortet sie und deutet auf ihre Zigarettenschachtel.
    »Jetzt, wo wir denselben Dienstgrad haben, uns bereits seit Längerem kennen und uns gegenseitig vertrauen – zumindest für meinen Teil ist das so –, können wir uns genauso gut duzen.« Er zündet sich eine Zigarette an.
    Sie faltet das Papier wieder zusammen. »Ich verstehe überhaupt nichts mehr.« Und auch sie zündet sich eine Zigarette an.
    »Righi behauptet, er habe mich zu Hause angerufen und mit Michele gesprochen. Auf der Liste erscheint dieses Telefonat aber nicht. Michele hat mir zwar gesagt, dass er mit ihm gesprochen habe, aber nie, wann genau das war. Und vor allem besteht er auf der Tatsache, dass er jenen Abend nicht mit mir verbracht habe. Aber du hast doch gesehen, dass das Bett auf beiden

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