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Ich will dir glauben

Ich will dir glauben

Titel: Ich will dir glauben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabetta Bucciarelli
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ich denn tun? Auf unbestimmte Zeit in einer Pension bleiben?«
    Maria Dolores Vergani: »Ich habe dich nie um etwas gebeten und wollte auch nie etwas von dir. Miteinander reden, dann und wann eine Umarmung. Du willst mir weismachen, dass das allein genügt, einen Mann in die Krise zu stürzen? Das scheint mir etwas zu wenig.«
    Luca Righi: »Aber so ist es. Ich wohne nicht mehr hier, Doris. Warum versuchen wir nicht einfach herauszubekommen, ob es zwischen uns beiden wirklich funktioniert?«
    Maria Dolores Vergani: »Hast du eigentlich nicht kapiert, in welcher Situation ich mich gerade befinde? Und außerdem habe ich keinerlei Absicht, irgendetwas zu versuchen. Ich möchte nur wissen, warum du mich angelogen hast.«
    Luca Righi: »Ich habe dich niemals belogen. Ich habe dir gesagt, dass ich von zu Hause ausgezogen bin, und so war es auch. Zwar nicht für lange Zeit, aber es stimmte. Und wir haben uns getrennt. Das musst du mir glauben.«
    Maria Dolores Vergani: »Das meinte ich nicht. Warum hast du gesagt, du hättest mich an dem Abend angerufen, wenn es gar nicht stimmt?«
    Luca Righi: »Natürlich habe ich dich angerufen. Frag doch einfach deinen Freund. Er ist rangegangen.«
    Maria Dolores Vergani: »Das kann aber nicht jener Abend gewesen sein. Da war er gar nicht bei mir. Du kannst mich nicht an dem Abend angerufen haben, bevor das alles passiert ist. Aber wann dann? Denk doch noch einmal genau nach.«
    Luca Righi: »Es ist so viel Zeit vergangen. Ich dachte, es wäre dieser Abend gewesen, aber vielleicht war es auch ein Abend vorher. Oder einer danach.«
    Maria Dolores Vergani: »Wenn es nicht genau dieser Abend war, dann interessiert es mich nicht.«
    Luca Righi: »Was interessiert dich dann? Du sprichst ständig davon, dass du die Wahrheit wissen willst. Aber welche Wahrheit meinst du überhaupt? Eine Wahrheit, die du dir schon im Kopf zurechtgelegt hast, oder ›die Wahrheit‹? Ich verstehe dich wirklich nicht. Vielleicht hast du ja recht. Besser wir belassen es dabei und versuchen zu retten, was noch zu retten ist.«
    Maria Dolores Vergani: »Richtig, Luca. Jeder muss für sich versuchen, das zu retten, was noch zu retten ist.«

99
    »Insgesamt sind fast sechzig Anzeigen zusammengekommen. In allen ist die Rede von unsittlichem Verhalten seitens des Arztes und seiner Mitarbeiter.« Hauptkommissar Funi zieht ein Bündel Unterlagen aus einer Mappe.
    Maria Dolores raucht. Sie hat sich zurechtgemacht, als ginge sie auf einen Drink in eine Szene-Bar Mailands. Hautenge Jeans, die ihre alarmierende Magerkeit unterstreichen, Stiefel und eine weiße, taillierte Bluse.
    »Ich vermute mal, sie kommen über das Forum an ihre zukünftigen Patienten ran«, überlegt sie. »Ich könnte schwören, dass da eine Menge gefälschter Zuschriften dabei sind, die allein dazu dienen, die Leser zur Kontaktaufnahme zu ermuntern. Dramatische Geschichten. Und Ratschläge, wie man es schafft, sich für eine Behandlung in dieser Klinik zu entscheiden. Ein Klassiker.«
    »Es kommt noch schlimmer. Giacomo Brivio hat angegeben, dass seine Schwester Giulia vor ihrer Einweisung in die Rinascita in einer Einrichtung in Luxemburg zur Behandlung war. Sie nannte sich Das Erwachen . Eine Klinik, in der nicht gerade der gesundheitliche Aspekt an oberster Stelle stand und die später auch geschlossen wurde, weil sie in die Negativschlagzeilen der lokalen Presse geraten war.« Er greift nach der Zigarettenschachtel und geht in die Küche, um den Aschenbecher auszuleeren. Dann nimmt er wieder Platz.
    »Was war denn passiert?«, fragt Maria Dolores.
    »Die Mädchen hatten sich reihenweise aus dem Fenster gestürzt. Einige hatten sich dabei Arme und Beine gebrochen. Das Sanatorium befand sich im ersten Stock, daher kam auch niemand zu Tode. Sie hatten zwar Knochenbrüche, waren aber noch am Leben. Diese Unfälle häuften sich dermaßen, dass schließlich ein Journalist darüber zu schreiben begann.« Mit der einen Hand schob er ihr die einzelnen Blätter zu, mit der anderen hielt er die Zigarette, an der er gemächlich immer wieder zog.
    »Und was hat das Ganze mit der Rinascita zu tun?«
    »Sie wurde ebenfalls von Dr. Meda geführt. Nach diesem Vorfall hat er eine neue Klinik in Mailand eröffnet, ohne jedoch seinen Wohnsitz zu wechseln.«
    »Willst du etwa damit sagen, dass er sich in Luxemburg aufhält?«
    »Genau das. Ich habe mit seinem Anwalt gesprochen. Von ihm fehlt jede Spur.«
    »Du hast also die Anzeigen, die Aussagen der

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