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Ich will doch nur küssen

Ich will doch nur küssen

Titel: Ich will doch nur küssen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carly Phillips
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die ihm völlig gleichgültig waren.
    Er öffnete die große Holztür und sah sich einer Unbekannten gegenüber. Sie hatte braunes Haar und war ungefähr in seinem Alter. »Ja, bitte?«, brummte er, ohne mit seiner Missbilligung hinter dem Berg zu halten.
    Die Frau warf einen Blick über die Schulter. »Tess, komm her.«
    Tess?
    Ethan kannte niemanden mit diesem Namen.
    Da trat ein mürrisches Mädchen im Teenageralter neben die Frau. Die Kleine hatte die Arme vor der Brust verschränkt und starrte Ethan finster an. Sie wirkte nicht minder unerfreut darüber, dass sie hier war, als er es war.
    Ethan stützte sich mit einer Hand am Türstock ab. »Ich weiß nicht, wer ihr seid oder was ihr von mir wollt, aber ihr kommt ungelegen.« Damit schickte er sich an, die Tür zu schließen.
    »Frag sie doch erst mal, was sie wollen«, schlug Faith hinter ihm vor.
    Ihm blieb gar nichts anderes übrig, denn die Ältere der beiden hatte blitzschnell den Fuß zwischen Türstock und Tür geschoben.
    »Nicht so hastig. Ich bin Kelly Moss, und das ist meine Schwester … meine Halbschwester Tess. Tess ist auch deine Schwester.«
    Ethan musterte sie mit schmalen Augen. »Also, ich weiß ja nicht, was für eine Show ihr da abziehen wollt, aber ich kann mit Sicherheit sagen, dass ich keine Schwester habe.«
    Ihm reichten bereits seine beiden Brüder, die nichts mit ihm zu tun haben wollten. »In meiner Familie gibt es keine Frauen. Sucht euch einen anderen Trottel, den ihr abzocken könnt.«
    Die Kleine namens Tess starrte nur stumpf vor sich hin, als wäre es ihr völlig egal, was um sie herum vor sich ging. Diesen Gesichtsausdruck kannte Ethan. Er hatte ihn früher selbst perfekt beherrscht, und es war zu vermuten, dass sich hinter der Maske der Gleichgültigkeit eine ganze Reihe von Gefühlen verbarg, die ihn jedoch nicht die Bohne interessierten. Es war völlig ausgeschlossen, dass sie seine Schwester war.
    Die brünette Frau verdrehte die Augen. »Es geht im Leben nicht immer nur um Geld. Ist dir der Name Leah Moss ein Begriff?« Die war ja ganz schön hartnäckig.
    »Nein.« Ethan versuchte erneut, die Tür zu schließen, doch dann fiel ihm plötzlich etwas ein. »Moment mal.« Er durchforstete sein Gedächtnis, bis er schließlich wusste, woher er den Namen kannte. »Sie war die Sekretärin meines Vaters«, sagte er.
    Ihm wurde flau, als plötzlich die Erinnerungen an seine Kindheit über ihn hereinbrachen: Sein Vater, der ständig auf Achse gewesen war. Die Streitereien seiner Eltern hinter verschlossenen Türen, wann immer sein Vater zu Hause und in der Stadt gewesen war, und das deutliche Gefühl, dass es um die Ehe der beiden nicht zum Besten bestellt war. Seine Angst, die Familie könnte auseinanderbrechen.
    »Bingo.« Die Frau schnippte mit dem Finger. »Leah Moss ist unsere Mutter«, sagte sie und deutete auf sich selbst und das Mädchen, das, wie Ethan erst jetzt bemerkte, kurze schwarze Haare und vorn eine lila Strähne hatte.
    »Und was hat das mit mir zu tun?«, fragte er.
    Er registrierte, wie Faith von hinten näher trat, als wollte sie ihn schweigend unterstützen. Als hätte sie instinktiv gespürt, dass ihm gar nicht wohl in seiner Haut war.
    »Tess’ Vater starb, als sie vier Jahre alt war.« Die Frau legte eine kurze Kunstpause ein. »Vor zehn Jahren. Genau wie dein Vater, stimmt’s?«
    Ethan biss die Zähne zusammen. Seine Kehle war auf einmal wie ausgedörrt. »Du hast also Nachforschungen angestellt. Aber das weiß jeder in dieser Stadt.«
    »Ich musste keine Nachforschungen anstellen.« Sie zog einen Briefumschlag aus der Tasche. »Hier, der enthält Tess’ Geburtsurkunde, und die weist Mark Barron eindeutig als ihren Vater aus. Warum hätte meine Mutter lügen sollen?«
    Ein Blatt Papier war für Ethan noch lange kein Grund, ihr zu glauben, aber er hatte immer gewusst, dass seine Familie keine Vorzeigefamilie gewesen war. Er war der älteste Sohn, und die Abwesenheit seines Vaters war ihm stets schmerzlich bewusst gewesen. Mit seinem auffälligen Verhalten hatte er versucht, die Aufmerksamkeit seines Vaters auf sich zu lenken und dafür zu sorgen, dass er mehr Zeit zu Hause bei seiner Familie verbrachte. Nicht dass es etwas genützt hätte.
    Ethan blickte von der jungen Frau zu dem Teenager, der angeblich seine Schwester war. Hatte Mark Barron tatsächlich eine Affäre mit seiner Sekretärin gehabt? Es war Ethan nicht entgangen, dass seine Mutter seinem Vater vorgeworfen hatte, er würde fremdgehen. Die

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