Ich will doch nur küssen
sagte sie schließlich, um ihn an den eigentlichen Grund seines Kommens zu erinnern. »Wäre aber nicht notwendig gewesen. Wir hatten uns ja noch auf gar nichts geeinigt.«
Er hob eine Augenbraue. »Vielleicht war das ja nur eine Ausrede, um dich zu besuchen?«
Bei seinen Worten wurde ihr ganz warm ums Herz. »Also, falls du knapp bei Kasse bist, kannst du das Geld auch behalten, bis du meine Entwürfe gesehen und dich davon überzeugt hast, dass sie deinen Vorstellungen entsprechen.«
Ethan legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Hier ist der Scheck. Lös ihn ein.« Er zog ein zusammengefaltetes Stück Papier aus der Tasche und reichte es ihr. »Ende der Debatte, okay?«
Sie nickte. »Danke.« Joel hatte ihr gestattet, Bestellungen auf seinen Namen aufzugeben, bis sie ein wenig Fuß gefasst hatte, aber Ethans Scheck würde ihr ein gewisses Maß an Unabhängigkeit ermöglichen. »Ich habe bereits ein paar Ideen ausgearbeitet. Wenn du willst, kann ich dir meine Entwürfe heute Abend zeigen.«
»Klingt gut. Wir könnten uns ja bei mir treffen statt irgendwo auswärts. Ich bin sicher, Rosalita würde nur zu gern für dich kochen.« Seine Augen blitzten übermütig auf.
Faith schüttelte lachend den Kopf. »Du weißt genau, dass ich bei Rosalitas Essen nicht widerstehen kann.« Und er hatte kein Problem damit, dieses Wissen zu seinem Vorteil zu nutzen.
»Dann hole ich dich um sieben ab.« Er ging zur Tür, und sie winkte ihm zum Abschied.
Sobald sie allein war, fragte sich Faith, was um alles in der Welt sie da eigentlich trieb. Sie war Single, zum allerersten Mal in ihrem Erwachsenenleben, und sie wusste doch kaum, wer sie war und was sie vom Leben erwartete. Für eine Frau, die eine schmerzhafte Scheidung hinter sich hatte und nicht an einer Beziehung interessiert war, ließ sie sich jedenfalls ziemlich bereitwillig von Ethan Barron umgarnen.
Als Ethan mit Faith vor seiner Villa vorfuhr, war Rosalita längst nach Hause gegangen, aber sie hatte den Tisch gedeckt, und das Abendessen stand bereit und musste nur noch serviert werden, was Ethan auf höchst gekonnte Art und Weise erledigte.
Faith war beeindruckt.
Sie fand es äußerst sexy, wenn ein Mann einer Frau ganz locker-lässig ein Abendessen servierte. Was in diesem Fall natürlich auch auf den Sexappeal des betreffenden Mannes zurückzuführen war. Er trug ein schlichtes weißes Poloshirt mit kurzen Ärmeln und dazu eine kakifarbene Hose, und er wirkte darin so appetitlich, dass sie kaum den Blick von ihm abwenden konnte.
Es gab eine hervorragende Paella, aber obwohl Faith Rosalitas spanisches Standardgericht aus Reis und Meeresfrüchten schon immer geliebt hatte, konnte sie sich kaum auf das Essen konzentrieren. Sie konnte nur an Ethan denken – und daran, was sie womöglich nach dem Essen miteinander tun würden.
Und sie kam nicht umhin zu bemerken, dass auch er etwas abwesend wirkte. Sie unterhielten sich zwar gut, aber zwischendurch hatte es den Anschein, als würde ihn etwas beschäftigen.
Wie gerade eben.
Sie hatten fertig gegessen, doch Ethan spielte gedankenverloren mit seiner Gabel.
»Was ist los?«, fragte sie schließlich.
Er blickte auf und sah sie an. »Was meinst du?«
»Was geht dir durch den Kopf?« Sie deutete auf ihre Schläfe. »Du machst einen recht zerstreuten Eindruck. Was beschäftigt dich denn so?«
Er grinste entschuldigend. »Ein geschäftliches Problem, das ich lieber nicht zum Abendessen hätte mitbringen sollen.«
Faith zuckte unbekümmert die Achseln. »Offensichtlich konntest du es nicht im Büro lassen. Also, erzähl mal. Manchmal fällt es einem leichter, ein Problem für ein Weilchen zu vergessen, wenn man darüber geredet hat.«
Er lehnte sich stöhnend auf seinem Stuhl zurück und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. »Du weißt ja, dass ich Waffensoftwareentwickler bin … «
Sie nickte.
»Im Moment arbeite ich gerade an einem Angebot für ein neues Projekt für die Regierung. Die Software und auch das Angebot sind natürlich geheim, aber irgendjemand hat vertrauliche Informationen an meinen Konkurrenten weitergegeben.«
»Ahh. Das erklärt, weshalb du so abgelenkt bist.«
»Ich hoffe, du hast das nicht so interpretiert, dass ich kein Interesse an dir habe.« Er sah ihr in die Augen, und an seinem feurigen Blick war nur zu deutlich zu erkennen, dass das nicht der Fall war.
»Keine Sorge, das hast du mir bereits ziemlich deutlich signalisiert.« Faith spürte, wie ihr das Blut in die Wangen schoss.
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