Ich will doch nur küssen
»Ich hatte nur das Gefühl, dass du etwas auf dem Herzen hast.«
»Es freut mich, dass du nachgefragt hast.«
Sie war froh, dass er ihr einen Einblick in seine Persönlichkeit, seine Probleme, seinen beruflichen Alltag gewährt hatte. Bis jetzt hatte er nicht viel von sich preisgegeben, und sie war neugierig.
»Wie bist du eigentlich gerade auf die Entwicklung von Waffensoftware gekommen?«, erkundigte sie sich.
Er lehnte sich nach vorn. »Du hättest wohl nicht gedacht, dass ich das Zeug dazu habe, stimmt’s?«
Sie grinste. »Hey, das habe ich nicht gesagt. Also, erzähl.«
Ethan lachte. Er wirkte jetzt tatsächlich deutlich entspannter als vorher. »Tja, mal sehen. Ich habe mich damals ungefähr ein halbes Jahr allein durchgeschlagen, dann bin ich eines Tages auf einer Parkbank aufgewacht und habe erkannt, dass das alles nirgendwo hinführt. Kurz darauf kam ich zufällig an einer Rekrutierungsstelle der US Army vorbei. Ich bin hineinmarschiert und habe mich eingeschrieben.«
»Du warst beim Militär?«, fragte Faith erstaunt. Es erschien ihr unvorstellbar, dass sich ausgerechnet er, der jugendliche Rebell, freiwillig den unzähligen Regeln der Armee unterworfen hatte.
»Du klingst so überrascht. Du glaubst wohl, ich wäre nicht in der Lage, mich an Vorschriften zu halten, wie?«, gluckste er.
Sie schüttelte den Kopf und fühlte sich ertappt. Konnte er etwa ihre Gedanken lesen? »Das ist noch untertrieben.«
»Das Militär war genau das, was ich gebraucht habe. Es war mal dringend nötig, dass mir jemand in den Hintern getreten und dafür gesorgt hat, dass mein Leben einen positiven Verlauf nimmt. Ich habe dann sogar ein Stipendium vom Ausbildungsprogramm des Rerserveoffizier-Ausbildungskorps erhalten. Vater Staat hat mein Studium finanziert, und ich habe ihm dafür drei Jahre meines Lebens geschenkt.«
Faith blinzelte. Plötzlich sah sie ihn in einem gänzlich neuen Licht.
»Und du hast die Pflichtjahre beim Militär bereits hinter dir?«
»Genau. Seit drei Jahren. Mein großes Glück war, dass ich Computersimulationsspiele liebe. Ich wette, das ist dir auch neu.«
Er zwinkerte ihr zu, und plötzlich hatte sie Schmetterlinge im Bauch.
»Wie auch immer«, fuhr er fort, ohne zu ahnen, dass Faith ganz heiß geworden war. »Die Leute bei der Armee wussten meine Fähigkeiten durchaus zu schätzen. Ich war auf einem Militärstützpunkt im Inland tätig, und in meiner Freizeit habe ich mich mit der Entwicklung von Waffensoftware beschäftigt.«
»Wow.«
Er zuckte die Achseln. »Ich weiß, es klingt verrückt, aber ich habe echt ein Händchen dafür. Na ja, und weil ich ja irgendwie für meinen Lebensunterhalt sorgen musste, habe ich, nachdem ich den Militärdienst abgeleistet hatte, einen Job bei Lockheed Martin angenommen. Hast du den Namen schon mal gehört?«
»Ja, aber ich könnte dir nicht sagen, was diese Firma macht«, gab Faith zu. Sie lehnte sich nach vorn, auf die Ellbogen aufgestützt, und wartete gespannt darauf, dass er fortfuhr. Sie brannte darauf, mehr über seine Vergangenheit zu erfahren.
»Lockheed ist ein internationaler Rüstungs- und Technologiekonzern, aber nach drei Jahren bei der Army hatte ich damals endgültig die Nase voll von Regeln und Vorschriften.«
Sie grinste. »Das wundert mich nicht.«
»Du sagst es. Zu Lockheed zu gehen war also keine besonders clevere Entscheidung, deshalb habe ich mich bald darauf selbstständig gemacht. Zum Glück hatte ich bereits ein System entwickelt, das revolutionäre Möglichkeiten für die nächste Generation von US -Militärflugzeugen bot. Und ich hatte Beziehungen. Zusammen mit Dale Conway, einem ehemaligen Army-Kollegen, ist es mir gelungen, die Schwachstellen meiner Software auszumerzen. Wir haben dann eine Waffensoftwarefirma mit dem Namen Magnum gegründet und den ersten Vertrag mit der Regierung an Land gezogen – und damit einen ganz großen Wurf gemacht. Tja, und hier bin ich nun«, sagte er stolz, mit einer weit ausholenden Handbewegung.
Dann sah er sie an, und ihm fiel wieder ein, von wem er das Haus gekauft hatte. Faith schien sich dessen bewusst zu sein, wie sehr sich ihrer beider Status verändert hatte. Sie waren noch immer himmelweit voneinander entfernt, nur dass sie inzwischen die Positionen getauscht hatten.
Ethan räusperte sich ernüchtert.
»Und, seid ihr noch Partner, du und Dale?«, fragte sie rasch, weil sie lieber noch eine Weile über seine Vergangenheit reden wollte als über ihre eigene.
Blieb nur zu
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