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Ich will doch nur küssen

Ich will doch nur küssen

Titel: Ich will doch nur küssen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carly Phillips
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Ehe seiner Eltern war alles andere als glücklich gewesen, und sein Vater wäre sicher nicht der erste Mann gewesen, der seine Sekretärin geschwängert hätte.
    »Wo ist eure Mutter jetzt?«, fragte Ethan.
    Die Brünette zuckte die Achseln. »Das weiß ich ebenso wenig wie du. Wir haben seit fast einem Jahr nichts mehr von ihr gehört. Als Tess eines Tages von der Schule nach Hause kam, lag ein Zettel auf dem Küchentisch, auf dem stand, dass unsere Mutter mit irgendeinem Kerl abgehauen ist.«
    Die Kleine verzog bei den Worten ihrer Schwester keine Miene. Ihr emotionaler Schutzwall scheint ganz schön ausgeprägt zu sein, dachte Ethan.
    »Das tut mir leid«, sagte er aufrichtig. »Tja, das ist natürlich alles sehr tragisch, aber wenn ihr auf ein Almosen aus seid … «
    Seine Worte trugen Ethan einen verächtlichen Blick von Tess’ Halbschwester ein, und Faith boxte ihn von hinten in den Rücken. Augenscheinlich waren sie beide wenig angetan von seiner Einschätzung der Lage.
    »Ich brauche dein Geld nicht, und Tess genauso wenig. Was sie braucht, ist eine starke Hand. Eine starke männliche Hand. Sieh dir das Mädchen doch nur mal an.«
    Ethan betrachtete Tess zum ersten Mal etwas eingehender. In dem schummrigen Licht, das den Gehweg beleuchtete, erkannte er, dass sie ein schwarzes T-Shirt, eine schwarze Hose und schwarze Springerstiefel trug. Er trat einen Schritt näher und sah, dass sie sich die Augen mit schwarzem Eyeliner umrahmt hatte und dass ihre Augenbraue gepierct war.
    »Deinem verdutzten Gesichtsausdruck nach zu urteilen hast du erkannt, womit ich mich abmühe, seit unsere Mutter untergetaucht ist«, stellte ihre Schwester zufrieden fest.
    Das flaue Gefühl in Ethans Magengrube kehrte zurück, diesmal noch stärker als zuvor.
    »Sie macht, was sie will – sie trinkt, sie raucht, und sie bewegt sich in gefährlichen Kreisen. Ich werde einfach nicht mehr mit ihr fertig. Ich habe nicht die Zeit, neben meiner Arbeit auch noch eine rebellierende Jugendliche zu erziehen, aber ich muss wieder arbeiten. Jetzt bist du an der Reihe.«
    »Wie bitte?«
    »Ich sagte, jetzt bist du an der Reihe. Stell dich deiner Verantwortung als großer Bruder. Ich komme gegen Ende des Sommers, bevor die Schule wieder anfängt, zurück, und dann entscheiden wir, was als Nächstes zu tun ist. In der Zwischenzeit könnt ihr euch etwas kennenlernen, und dann wird sich zeigen, ob du besser mit ihr zurechtkommst als ich.«
    Ethan ballte die Hände zu Fäusten. Sie konnte doch nicht allen Ernstes vorhaben, das Mädchen bei ihm zu lassen! »Nur weil eure Mutter angegeben hat, Mark Barron sei der Vater ihrer Tochter, heißt das noch lange nicht, dass es wahr ist.«
    Faith stöhnte.
    »Ich hab dir doch gesagt, dass das eine beschissene Idee ist«, knurrte Tess, zu ihrer Schwester gewandt, und verschränkte die Hände vor der Brust.
    Ethan zuckte zusammen. Er hatte seine Worte bereut, sobald sie ihm herausgerutscht waren. Seine Reaktion war total unangebracht gewesen – besonders vor Tess – , dabei wollte er doch nur, dass sich dieser ganze Schlamassel in Luft auflöste.
    »Ich dachte schon, dass du das sagen würdest.« Die große Schwester zeigte sich unbeeindruckt von seiner Aussage. »Zum Glück hat meine Mutter einen Vaterschaftstest machen lassen«, sagte sie. »Die DNA hatte sie von seiner Zahnbürste«, fuhr sie fort, bevor Ethan nachhaken konnte. »Ich habe noch einen zweiten machen lassen. Der ist auch da drin.« Sie wedelte mit dem Umschlag. »Das sollte dich überzeugen.«
    Ethan war plötzlich zum Heulen zumute.
    Denn wenn das alles stimmte, war Tess tatsächlich seine Schwester – noch jemand, dem er den Vater genommen hatte. Noch jemand, in dessen Schuld er stand. Und die Kleine schien selbst ziemlich neben der Spur zu sein.
    »Hör mal … wie heißt du noch gleich?«, sagte er und krümmte sich dabei innerlich.
    »Kelly Moss. Aber für dich ist nur der Name Tess relevant.« Damit griff die Frau hinter sich und brachte aus der Dunkelheit eine große schwarze Reisetasche zum Vorschein, die sie auf die Türschwelle fallen ließ.
    »Ach, richtig, Kelly«, fuhr Ethan in entschuldigendem Tonfall fort und hoffte, dass sie ihn auch bemerkte. »Das trifft mich alles völlig unvorbereitet. Warum kommt ihr nicht einfach rein und wir reden über alles?« Er bedeutete den beiden zögernd, einzutreten.
    Die Hoffnung auf ein Schäferstündchen mit Faith hatte sich längst zerschlagen, aber er war trotzdem noch nicht bereit, die

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